Quellenlage

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Die Quellen zu Peter Handkes Erzählung Der Chinese des Schmerzes sind auf mehrere Archive verstreut. Der Hauptteil der Materialien wird am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek Wien und am Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt. Wichtige Notizen und Typoskripte befinden sich aber noch in Privatarchiven der Familie Haslinger sowie Hans Widrichs in Salzburg und sind der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Notizbücher

Konzeption, Entstehung und Überarbeitung der Textfassungen dokumentieren Peter Handkes Notizbücher, die im Original am Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Kopie am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek/Leihgabe Widrich aufbewahrt werden. Erste Notizen zur Stadt Salzburg, zu einzelnen Motiven wie den aufgesprühten Hakenkreuzen (29. September 1979) oder dem Tarockkartenspiel (24. Dezember 1981), relevante Lektürenotizen (etwa Vergils Georgica) oder die erste Erwähnung der Bezeichnung »Chinese des Schmerzes« (8. Dezember 1979) findet man verstreut und ohne erkennbaren Bezug zum Schreibprojekt schon in Notizbüchern ab Handkes Umzug nach Salzburg im Sommer 1979. Im ersten in Salzburg geschriebenen Notizbuch vom 9. Juli bis 6. November 1979 beschäftigt sich Handke etwa ausführlich mit der Geografie bzw. Geologie dieses Ortes.

Zu den Hauptquellen für Der Chinese des Schmerzes zählen die vier Notizbücher aus dem Zeitraum von April 1982 bis Juli 1983: 1.) das Notizbuch von 24. April bis 18. August 1982, in dem wesentliche Motive angedacht und entwickelt werden; 2.) das Notizbuch von 18. August bis 16. Dezember 1982, das ab Oktober Handkes Schreiben der ersten Textfassung der Erzählung begleitet; 3.) das Notizbuch von 17. Dezember 1982 bis 10. März 1983, welches vor allem die Zeit des Durcharbeitens der ersten und Neuschreibens der zweiten Textfassung ergänzt wird; 4) das Notizbuch von 10. März bis 21. Juli 1983 mit etlichen, den Herstellungsprozess bis zur Veröffentlichung begleitenden Reflexionen.

Textfassungen

Wesentliche Quellen der Werkgenese sind zudem die Typoskripte der verschiedenen Textfassungen: Das Typoskript der ersten, zwischen Oktober und Dezember 1982 entstandenen Textfassung befindet sich in Privatbesitz von Hans Widrich, ist aber in Kopie der Forschung zugänglich – und zwar am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek/Leihgabe Widrich wie auch im Bestand des Siegfried Unseld Archivs am Deutschen Literaturarchiv Marbach. Das auf Jänner bis Februar 1983 datierbare Typoskript der davon deutlich abweichenden zweiten Textfassung (Textfassung 2a) sowie schließlich die vermutlich ab 5. Februar 1983 zur Satzvorlage umgearbeitete und geringfügig weiterkorrigierte Kopie dieses Typoskripts (Textfassung 2b) zählen ebenfalls zum Bestand des Siegfried Unseld Archivs.

Einige der beim Schreiben der zweiten Textfassung ausgesonderten Textvarianten – sogenannte »Abfallblätter« – sind am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek in der Leihgabe Hans Widrich erhalten. Dass Handke beim Schreiben der Erzählung Der Chinese des Schmerzes auf einzelnen Beiblättern Sätze und Wörter probiert hat bzw. auch bei der ersten Textfassung Teile verworfen hat, zeigen drei Faksimiles in einem Aufsatz des Literaturwissenschaftlers Adolf Haslinger, eines Freundes und Wegbegleiters von Peter Handke. Darin beschreibt er dieses »Nebengekritzel« anhand von Materialien zum Chinesen, die sich in Privatbesitz der Familie Haslinger befinden (Haslinger 2006).

Druckfahnen

Obwohl der Herstellungsprozess an sich gut dokumentiert ist, konnten im Siegfried Unseld Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach bisher keine Fahnen zu Der Chinese des Schmerzes gefunden werden. Dass Handke darin weitere Korrekturen vorgenommen hat, darf man aber aufgrund kleiner Abweichungen des gedruckten Textes von der Satzvorlage annehmen.

Korrespondenz

Wichtige Informationen vor allem für die zeitliche Einordnung der Materialien und die Abfolge des Arbeitsprozesses bietet die Korrespondenz Peter Handkes mit dem Verlag, die im Siegfried Unseld Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt wird – dazu zählen vor allem der Briefwechsel mit seinem Verleger Siegfried Unseld (er ist zusammen mit den relevanten Reiseberichten Unselds bereits veröffentlicht) sowie der Briefaustausch mit seinem Lektor Raimund Fellinger. Kleinere, nicht unwichtige Details findet man auch in den Briefen an seine Freunde Hermann Lenz oder Alfred Kolleritsch, die ebenfalls bereits in Buchausgaben erschienen sind (Handke / Lenz 2006, Handke / Kolleritsch 2008, Handke / Unseld 2012).

Weitere Quellen

Neben den genannten Hauptquellen, den Notizbüchern und Textfassungen, gibt es kleinere, den Arbeitsprozess begleitende und erklärende Materialien: Notizen auf einer Postkarte des Landgasthofs Liefering, vermutlich vom Winter 1983 (in Privatbesitz Hans Widrichs) oder von Peter Handke gemachte Polaroids von Salzburg und seinem Haus sowie Fotos von Didier Goldschmidt, die Handke am Almkanal und an seinem Schreibtisch vorm »Felsfenster« zeigen (am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek/Leihgabe Widrich). (kp)

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