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Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv in Klagenfurt

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Grundeintrag 1997
Aktualisierung 1998
1. Das RMI als Kärntner Literaturarchiv
2. Das RMI als Klagenfurter Literaturhaus
3. Geförderte Forschungsprojekte
4. Veröffentlichungen des Jahres 1998
Aktualisierung 2000 Preprint

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Grundeintrag 1997: Sichtungen 1 (1998), S. 201-202
Aktualisierung 1998: Sichtungen 2 (1999), S. 320-323
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Grundeintrag 1997 Zum nächsten Abschnitt

[1/ S. 201:] Zur nächsten SeiteDas Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv wurde 1994 in Kooperation zwischen der Stadt Klagenfurt, dem Land Kärnten und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF) gegründet. Es hat seinen Sitz im Geburtshaus Robert Musils und widmet sich folgenden Aufgaben:

1. Weiterführung der editorischen Grundlagenarbeit des Klagenfurter Instituts für Germanistik im Zusammenhang mit dem Nachlaß Robert Musils; Ausdehnung dieser Arbeiten auf andere Autoren und Autorinnen.
2. Dokumentation und wissenschaftliche Bearbeitung der Zusammenhänge des literarischen Lebens im Raum Kärnten - Slowenien - Friaul.
3. Beherbergung einer Öffentlichen Bibliothek.
4. Erwerb, Verwahrung und wissenschaftliche Bearbeitung von Materialien zur Kärntner Literaturgeschichte, insbesondere der Nachlässe von Kärntner Autorinnen und Autoren. Es existieren bereits Bestände zu Michael Guttenbrunner, Maja Haderlap, Gustav Januš, Gert Jonke, Werner Kofler, Gerhard Lampersberg, Christine Lavant, Robert Musil, Josef Friedrich Perkonig und Josef Winkler.
5. Durchführung von literarischen und wissenschaftlichen Veranstaltungen. Bisherige Symposien zu: Michael Guttenbrunner, Christine Lavant, Gert Jonke und Florjan Lipuš
6. Durchführung von wissenschaftlichen Projekten: Derzeit sind eine Gesamtausgabe der Werke Christine Lavants (FWF-Projekt), die Er-Zur vorigen Seite [1/ S. 202:] Zur nächsten Seitestellung eines Sachregisters zur »Fackel« von Karl Kraus (FWF-Projekt) und eine Überblicksdarstellung »Literarisches Leben in Kärnten 1945-1995« in Arbeit.
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Institution
Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner Literaturarchiv in Klagenfurt
Bahnhofstraße 50, A-9020 Klagenfurt
Tel.: +43-463-2700-2900; Fax: +43-463-2700-2999
Email: klaus.amann@uni-klu.ac.at; URL: http://www.uni-klu.ac.at/groups/musil/
Letzte Adressaktualisierung: 2002
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Aktualisierung 1998 Zum vorigen Abschnitt Zum nächsten Abschnitt

Zur vorigen Seite [2/ S. 320:] Zur nächsten SeiteIm ersten Jahr seiner vollen Funktionsentfaltung hat das »Robert-Musil-Institut der Universität Klagenfurt / Kärntner Literaturarchiv« (RMI) intensiv die praktische Umsetzung jener Forschungsziele und Forschungsaufgaben weiterbetrieben bzw. in Angriff genommen, die durch den Gründungsvertrag (1994 zwischen Land Kärnten, Stadt Klagenfurt und Bund) definiert sind. Dabei ist es binnen kurzem gelungen, das RMI als die zentrale Institution des literarischen Lebens in Kärnten zu positionieren.

1. Das RMI als Kärntner Literaturarchiv Zum vorigen Abschnitt Zum nächsten Abschnitt

Die Ordnung und Systematisierung der schnell anwachsenden Depotbestände hat vielfältige archivalische Tätigkeiten nach sich gezogen. So erfolgen die wissenschaftliche Erschließung der gelagerten Materialien sowie die Katalogaufnahme nunmehr nach vorgegebenen internationalen Standards (RNA, allegro-HANS), wofür von Mitarbeitern unter anderem entsprechende Kurse im Rahmen des »Brain-Pools« der ÖNB absolviert worden sind. Erfreulicherweise ist mit Hilfe des Arbeitsmarktservice Kärnten seit 1. Dezember 1998 die Ganztagsstelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin speziell für diesen Bereich fi-Zur vorigen Seite [2/ S. 321:] Zur nächsten Seitenanzierbar geworden, sodaß die Bearbeitung der Archivalien nun zügig und kontinuierlich voranschreitet.

Material-Ankäufe und -Neuzugänge 1998: Verlagsarchiv Braitan (Hans Kitzmüller); Manuskripte, Briefe und Materialien von Paul Celan, Egyd Gstättner, Peter Handke, Gustav Januš, Gert Jonke, Alexander Widner.

Die im RMI befindliche Präsenzbibliothek mit Sammelschwerpunkten zu Robert Musil, Ingeborg Bachmann, Christine Lavant, zur Literatur von aus Kärnten stammenden Autorinnen und Autoren im allgemeinen sowie zu deren jeweiligen literatur- und sozialgeschichtlichen Kontexten wuchs 1998 um ca. 600 Bände. Außerdem wurde (in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien/Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur) eine umfangreiche Zeitungs- und Zeitschriftenausschnittsammlung zu demselben Themenkomplex eingerichtet.

2. Das RMI als Klagenfurter Literaturhaus Zum vorigen Abschnitt Zum nächsten Abschnitt

Das Musil-Institut gilt mittlerweile als wichtigstes literarisches Dokumentations- und Veranstaltungszentrum des Landes, was eine besondere Verantwortung gegenüber dem gegenwärtigen Literaturschaffen der Region bedingt. Diese Aufgabe wurde im Jahr 1998 in unterschiedlichster Form wahrgenommen:

- Zwei namhaften Autorinnen und Autoren war je ein wissenschaftliches, zugleich auf ein möglichst breites Publikum hin ausgelegtes Symposium gewidmet. Dabei handelt es sich um Gerhard Lampersberg (zum 70. Geburtstag; 10./11. Juni 1998) und Christine Lavant (zum 25. Todestag; 24./25. September 1998 in Wolfsberg). Publikationen dazu sind in Vorbereitung.

- Das RMI organisierte teils allein, teils in Verbindung mit verschiedenen Partnern (Stadt Klagenfurt, Unikum, Christine-Lavant-Gesellschaft, Josef Friedrich-Perkonig-Gesellschaft, IG AutorInnen, Verlagen und andere) ca. 70 Veranstaltungen (Lesungen, Vorträge, Diskussionen, Theater, Konzerte), die von rund 6.000 Personen besucht wurden. Höhepunkte waren die Durchführung des Klagenfurter Literaturkurses und die Verleihung des Österreichischen Staatspreises für literarische Übersetzung (»Translatio«) im Musil-Haus.

3. Geförderte Forschungsprojekte Zum vorigen Abschnitt Zum nächsten Abschnitt

3.1. Edition und Ergänzung des Registers zur »Fackel« von Karl Jaray

Zur »Fackel« von Karl Kraus, einer der bedeutendsten und eigenwilligsten Zeitschriften dieses Jahrhunderts, existiert in der Buttinger-Bi-Zur vorigen Seite [2/ S. 322:] Zur nächsten Seitebliothek der Universität Klagenfurt ein von Karl Jaray verfaßtes, bisher unbekanntes umfangreiches Sachregister für die Jahrgänge 1899 bis 1932. Durch das Projekt wird dieses Sachregister (mit mehreren Zehntausenden Einträgen) in Form einer Datenbank erschlossen, für die Jahre 1933 bis 1936 ergänzt und zugänglich gemacht (Leiter: Klaus Amann; Mitarbeiter: Gunther Hirschmann; Laufzeit: 1995-2000; gefördert durch: Forschungskommission der Universität Klagenfurt, von 1995 bis 1998 durch die Gehring-Stiftung, ab 1998 vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung).

3.2. Kritische Gesamtausgabe der Werke Christine Lavants

In einer ersten Arbeitsphase (1995-1997) wurden die Grundlagen einer textkritischen und kommentierten Neuausgabe der Werke Lavants geschaffen, indem ihr gesamter Nachlaß transkribiert und wissenschaftlich dokumentiert worden ist (Erstellung eines elektronischen Werkkatalogs). In der zweiten, aktuellen Projektphase (1998-2000) geht es darum, die Gesamtausgabe zu konzipieren sowie den philologischen und den sachlichen Kommentar zu erarbeiten. Die geplante Edition wird aus zwei Teilen bestehen: einerseits aus einer mehrbändigen Buchausgabe, andererseits aus einer CD-ROM, die (wahrscheinlich mit Hilfe von «Folio-Views«) sämtliche Werke in textkritischer Form samt ›elektronischem Katalog‹ und philologischem Kommentar sowie Fotografien, Scans von Manuskripten und Original-Ton-Material von Christine Lavant präsentiert. Da es zwischen den beiden Projektphasen zu einem Mitarbeiterinnenwechsel gekommen ist, hat sich über Ursula A. Schneider und Annette Steinsiek eine intensive Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck als zweckmäßig erwiesen. Voraussichtlich wird die im Anschluß an die Werkausgabe geplante Edition der Briefe Lavants als Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Musil-Institut und Brenner-Archiv durchgeführt werden (Leiter: Klaus Amann, Arno Rußegger, Johann Strutz; Mitarbeiterinnen: Ursula A. Schneider, Annette Steinsiek, Laufzeit: 1998-2000; gefördert durch: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung).

4. Veröffentlichungen des Jahres 1998 Zum vorigen Abschnitt Zum nächsten Abschnitt

Die rege wissenschaftliche Veranstaltungstätigkeit des RMI ist geprägt von einem gezielten Versuch, Forschungsleistungen »von außen« für die Zielsetzungen und Aufgaben des Instituts fruchtbar zu machen, da das RMI nach wie vor lediglich über zwei reguläre wissenschaftliche Mitarbeiter verfügt. Ein Großteil der Forschungsvorhaben und der Zur vorigen Seite [2/ S. 323:] wissenschaftlich-archivalischen Tätigkeiten muß deshalb über Drittmittel finanziert und bewältigt werden. Derzeit ist ein zu großer Anteil an Zeit, Energie und Arbeitskraft des Stammpersonals durch Organisationstätigkeit, Drittmittelakquirierung und -verwaltung sowie Projektmanagement gebunden.

Dennoch ergänzen und erweitern die persönlichen Schwerpunktsetzungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Forschungsaufgaben des RMI in einer ganz spezifischen Weise, die auch der Gefahr einer zu intensiven Konzentration auf das Regionale und Regionalistische entgegenarbeiten. Es sind dies vor allem Arbeiten in den Bereichen der Theorie des literarischen Bildes, des Verhältnisses von Film und Literatur, Arbeiten mit literatursoziologischen Fragestellungen wie z. B. der Rezeptionsgeschichte oder der Geschichte literarischer Institutionen. Eine Liste dieser Veröffentlichungen mit annähernd 20 Titeln ist über das RMI zu beziehen.

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Aktualisierung 2000 Preprint Zum vorigen Abschnitt

Das Robert Musil-Institut für Literaturforschung der Universität Klagenfurt / Kärntner Literaturarchiv wirkt in dreierlei Funktion: als Archiv, als Forschungsinstitut und als Literaturhaus. Ist der erste Blick rückwärtsgewandt, so ist der zweite in die Zukunft gerichtet, während der dritte die Gegenwart im Auge behält. Dabei steht die Kärntner Literatur in beiden Landessprachen – Deutsch und Slowenisch – im Zentrum des Interesses, die Einbeziehung des Alpen-Adria-Raumes, mit dem Hauptaugenmerk auf Slowenien und Friaul. Dies erklärt das Bestreben nach Kooperationen, die über die Landes- und Staatsgrenzen hinausreichen.

Am 13. April 2000 fand die alljährliche Tagung der österreichischen Literaturarchive in Klagenfurt statt, erstmals war mit dem Leiter der Handschriftenabteilung der Slowenischen National- und Universitätsbibliothek Mihael Glavan ein referierender Gast aus dem Ausland zugegen.

Nur eine Woche zuvor war ein zweitägiges internationales Symposium – je ein Tag in Klagenfurt und in Villach (gefördert durch die Stadt) – dem slowenisch schreibenden (im Bezirk Villach-Land ansässigen) Kärntner Lyriker und Maler Gustav Januš gewidmet, dessen Vorlaß (samt der handschriftlichen Handke-Übersetzung seines jüngsten Gedichtbandes) im Musil-Institut liegt. Referenten aus Deutschland, Italien, Österreich und Slowenien beleuchteten Werk und Person. Eine um weitere Beiträge ergänzte ›Nachlese‹ dieser Veranstaltung wird im Klagenfurter Ritter Verlag erscheinen.

Ein eintägiges Symposium zu Christine Lavant, am 20. Mai 2000 ebenfalls in Villach, setzte die bereits zur Tradition gewordene kontinuierliche Auseinandersetzung und schrittweise Neubewertung des Opus dieser immer noch zu entdeckenden Lyrikerin und Prosaautorin fort. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit dem vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Editionsprojekt der Gesamtausgabe Lavants.

Als begleitende Popularisierungsmaßnahme las die international renommierte, aus Kärnten stammende Schauspielerin Heidelinde Weis aus der Erzählung »Das Kind«.

Der letzte Villachbezug ist ein Neuzugang aus dem Vorlaß von Werner Kofler. Aus den älteren Beständen wurde ein Einzelmanuskript (»Mutmaßungen über die Königin der Nacht«) in einer Faksimileausgabe ediert, ergänzt durch eine Studie von Klaus Amann und Übersetzungen ins Italienische und Slowenische (Klagenfurt: Drava 2000).

Der Vorlaß des Prosaschriftstellers und Dramatikers Alexander Widner aus Klagenfurt konnte ebenfalls für das Archiv gewonnen werden, dasselbe gilt für Antonio Fians gesammelte Dramolette.

Im Lauf des Jahres wurden gut drei Dutzend Publikumsveranstaltungen durchgeführt, die durchwegs guten Zuspruch erlebten. Künftige Leser soll eine eigene Reihe mit Kinderliteraturlesungen gewinnen, eine Krimi-Reihe soll die Schwellenangst für zögerliche Leserinnen und Leser senken. An jedem 8. Mai findet zum Jahrestag der Befreiung vom Faschismus eine themenbezogene Lesung statt, der Gast im Jahr 2000 war kein geringerer als Jorge Semprun. Abgeschlossen wurde die Poetologie-Reihe österreichischer Autoren »Vor-Nach-Gegen-Bilder«, die ebenfalls in Buchform erscheinen soll.

Der österreichische Staatspreis für literarische Übersetzungen wurde auch im Jahr 2000 als einziger Staatspreis außerhalb der Bundeshauptstadt bereits zum dritten Mal im Vorfeld der Tage der deutschsprachigen Literatur im Rahmen der »Translatio« im Musilhaus verliehen.

Prägend für das Jahr war aber die Gestaltung des literarischen Parts der von der Diözese Gurk-Klagenfurt und dem Land Kärnten initiierten Reihe »Die Kunst der Begegnung« durch das Musil-Institut. Sechs Doppellesungen mit eigens verfaßten Texten und anschließenden Zwiegesprächen (Michael Köhlmeier / Konrad Paul Liessmann, Maja Haderlap / Ilma Rakusa, Adolf Holl / Peter Strasser, Marlene Streeruwitz / Thomas Kling, Drago Jančar / György Dalos, Franz Schuh / Iso Camartin,) zogen neue Publikumsschichten an. Auch in diesem Fall ist eine ›Nachlese‹ in Vorbereitung. In demselben Rahmen fand zudem eine mehrtägige, fachlich betreute ›literarische‹ Entdeckungsreise nach Slowenien und Friaul statt; eine Kärnten-Anthologie der besonderen Art soll demnächst erscheinen.

Als äußerst geglückter Pilotversuch erwies sich die Lehrveranstaltung zur Archivgermanistik von Arno Rußegger, die von Studenten und Kollegenseite mit regem Interesse aufgenommen wurde und fortgesetzt werden wird.

Das Veranstaltungsmanagement liegt seit Herbst 2000 in den Händen von Michaela Monschein, für ein Jahr konnte in der Person von Katharina Herzmansky eine motivierte Kraft für die Archivarbeit gewonnen werden. Dadurch wurde im Hause auch ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis (3:3) erzielt.

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