Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit

Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit

„Es ist mein Wille …“ – Mit diesen Worten gibt Kaiser Franz Joseph zu den Weihnachtsfeiertagen des Jahres 1857 den Startschuss für die Neugestaltung Wiens. In seinem Handschreiben, abgedruckt in der amtlichen „Wiener Zeitung“, kündigt der Kaiser das Fallen der alten Befestigungsanlagen und die Verbauung des Glacis an.
Bereits im März 1858 wird mit dem Abbruch der Basteien begonnen. Die beliebten Spazierwege auf der Bastei und das mit Bäumen und Wiesen bewachsene Glacis machen einem außergewöhnlichen Prachtboulevard Platz, der heuer vor 150 Jahren, am 1. Mai 1865, eröffnet wurde. Wie kein anderes städtebauliches Vorhaben markiert der Bau der Wiener Ringstraße den Einbruch der Moderne und den Übergang Wiens von einer biedermeierlichen Idylle zu einer europäischen Metropole. Mit der Schleifung des Linienwalls 1894, dem heutigen Gürtel, findet dieser Wandel Ende des 19. Jahrhunderts seinen ersten urbanistischen Abschluss. Die hervorragendsten Künstler der Monarchie ebenso wie begabte Laien, Genremaler, Fotografen und Lokalschriftsteller waren Zeitzeugen dieses Umbruchs und dokumentierten auf vielfältige Weise die Verwandlung Wiens in eine Weltstadt. Die ausgestellten Fotos, Grafiken, Pläne, Karikaturen und Zeitungen aus den reichhaltigen Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek rufen diesen gewaltigen Veränderungsprozess in Erinnerung: den Konflikt zwischen „Demolierern“ und „Bewahrern“, die Verklärung des „Alten Wien“ und die Ängste vor dem entstehenden Schmelztiegel der Nationalitäten.

Wie sehr die Ringstraße schon damals als Repräsentationsraum von alter Aristokratie und neuem Bürgertum, aber auch als Ausdruck einer großen Globalisierungswelle gesehen wurde, zeigt sich in einem Manuskript aus dem Jahr 1866, das in der Ausstellung „Wien wird Weltstadt“ erstmals zu sehen ist. Verfasst von einem Wiener Gerichtsbeamten, vermitteln seine Texte mit den liebevoll eingeklebten Zeitungsausschnitten das damalige Lebensgefühl wie kaum ein anderes Werk.

Ort

Prunksaal, Josefsplatz 1, 1010 Wien

Dauer

21. Mai – 1. November 2015