Michael Venus: Lesebüchlein ...

q = kw: Lithographie

..., den Kindern das Lesen ohne Buchstabiren in kurzer Zeit zu lehren. Für Lehrer und Väter, die ihre Kinder im Lesen selbst unterrichten wollen. Die Methode ist genau beschrieben und die Lage jedes Sprachorgans durch Zeichnung versinnlicht. Von Michael Venus, Director des kaiserl. königl. Taubstummen-Institutes in Wien. - Wien : Gedruckt bey Carl Gerold, 1832.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 307.366-B.Alt-Mag

 

q = kw

Dieser Laut ist aus k und w zusammengesetzt.
Die Zunge wird in die Stellung gebracht, um das k tönen zu lassen. Während des Luftstoßes von k nähern sich die Lippen so einander, daß zwischen beyden nur eine schmale längliche Öffnung bleibt, durch welche die Luft von w durchzieht und so verschmolzen das q = kw lautet.

Michael Venus (1774-1850) war Pädagoge und ab 1820 Direktor am k. k. Taubstummeninstitut in Wien. Die von ihm vorgeschlagene Methode, Kindern das Lesen auf Basis der Lautlehre beizubringen, hatte er im Taubstummenunterricht erprobt und als für alle Schüler geeignet erkannt. Sie sollten lernen, den Bezug zwischen der gesprochenen und der geschriebenen Silbe herzustellen und die Silbe als Einheit zu erkennen. Als Vorbedingung nennt er die richtige Artikulation der Laute und führt daher im ersten Teil des Lesebüchleins in die Phonetik ein. Durch die Tafeln im Anhang wird das Gesagte illustriert. Venus nennt einige ältere Vorbilder für seine Lehrmethode und erwähnt insbesondere auch seinen Zeitgenossen, den deutschen Theologen und Pädagogen Heinrich Stephani, der den Begriff der "Lautiermethode" prägte.

Trotz dieser Bemühungen einiger Pädagogen begann zur Zeit von Michael Venus der Leseunterricht üblicherweise noch mit dem Buchstabieren, dann erst arbeitete man sich über das Silbenlesen zu Lesestücken in Druck- und Schreibschriften vor (vgl. dazu das Nahmenbüchlein). Den Abschluß bildeten meist kleine Gebete oder religiöse Erzählungen. Ab den Lesestücken folgt auch Venus' Buch diesem gewohnten Aufbau.


 

 


last update 03.09.2015