Bist hier willkommen feuriger Gast …

Feuersegen. St. Florian wolle uns bewahren vor Feuer- und Wasser-Gefahren!  Gebeth . - [S.l.], [s.a. ca. 1820].

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 310389-D.Alt-Flug

Detailinformation

Feuersegen waren in den Alpenländern bis ins 19. Jahrhundert verbreitet (dazu zwei Beispiele, ein Bericht aus dem Jahre 1817 und eine Anzeige von 1849).Wenige sind erhalten geblieben, was nicht zuletzt an deren spezieller Verwendung lag, wie sie im letzten Absatz des vorliegenden Feuersegens beschrieben wird: “ Wer diesen Feuersegen bei sich trägt, oder im Hause …. bethet … darin wird … mit Gottes Hülfe kein Hagel oder Donnerwetter leicht einschlagen … auch wird sonst kein Feuer in diesem Hause auskommen.“ Auch der kürzlich erworbene Feuersegen dürfte den Gebrauchspuren zufolge in Hosen- oder Brusttasche mitgetragen worden sein.

Die in den Feuersegen enthaltenen Segenssprüche, Gebete und Anrufungen von Heiligen, welche Feuer löschen bzw. verhindern sollten –  ebenso wie Hagel, Gewitter und andere Wetterkatastrophen – , folgten größtenteils ähnlichen Motiven und Texten mit überwiegend christlichen Bezugsquellen.

Der Holzschnitt im Zentrum des Einblattdruckes zeigt den Heiligen Florian; einen römischen Krieger, der um 300 unter Diokletian in die Enns gestürzt sein soll in der Nähe des Ortes, wo jetzt das Chorherrenstift St. Florian steht. Er ist der Patron von Oberösterreich und schützt gegen Feuer- und Wassergefahr. Sein Bild kommt unter das Dach des Hauses oder an die Mauern, Sprüche am Hause erflehen seine Hilfe und er wird häufig in Feuersegen, wie auch in diesem, angerufen.

Das Wunder an den drei Knaben bzw. jungen Männer im Feuerofen aus dem Kapitel 3 im Buch Daniel (Die drei jungen Männer im Feuerofen: 3,1-97) ist ebenfalls ein öfters gebrauchtes Motiv in Feuersegen und findet sich hier in etwas poetischer Weise umschrieben: „O Gott! Der du den 3 Knaben die Feuerflammen gelindert hast …“

Typisch ist schließlich auch die direkte Anrede des personifizierten Feuers, welches man gewissermaßen durch eine freundliche Begrüßung mit der  Grußformel „Bist hier willkommen feuriger Gast“ gnädig stimmen will; darüber hinaus ist man sogar bereit dem Feuer das, was es schon genommen hat, zuzugestehen, wenn es nur nicht weiter um sich greifen möge: „ u. greife nicht weiter als du gefaßt hast …“

Wiener Zeitung, 29.8.1849, Anzeige der Firma Jasper, Hügel & Manz

Österreichischer Beobachter, 10.8.1817, Teutschland: Brand im Schloss Mühltroff in Sachsen

 


last update 03.09.2015