Lektürenotizen zu Helena Kuchar: Jelka. Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin

Manuskript, 2 Blatt, ohne Datum

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Mit rotem Kugelschreiber hat Peter Handke in Vorbereitung seines Stücks Immer noch Sturm auf zwei undatierten und unpaginierten Blättern den Erinnerungsbericht Jelka. Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin (Klagenfurt/Celovec: Drava 1984, 2. Auflage, 2009) von Helena Kuchar zusammengefasst. Das erste Blatt trägt die Überschrift »Jelka« (Bl. I). Die einzelnen Notizen sind mit eingekreisten Zahlen von 1-41 durchnummeriert.

Einige der in seinem Exzerpt notierten Ideen und wörtlichen Zitate aus Jelka hat Handke im Stücktext übernommen. Ein Beispiel: Die Notiz mit der Nummer 33 »"Augen hoch!" (Kerze vor Hitlerbild) [/] "wir durften ihnen sonst nie ins [/] Gesicht schauen"« (Bl. II) bezieht sich auf folgende Textstelle bei Kuchar: »Sie führten mich in einen Raum und zündeten eine Kerze an, die vor einem großen Hitlerbild stand. "Haltung annehmen!" Der Obergestapo trat hinzu. "Augen hoch!", befahl er – wir durften ihnen sonst nie ins Gesicht schauen. Er begann, eine feierliche Anrede zu halten, deren Sinn ich erst langsam verstand. "Dein Mann ist in treuer Pflichterfüllung gestorben. Er hat sein Leben für unser großes Deutsches Reich gegeben. Du bist seiner nicht würdig. Du hast Schande über sein Haus gebracht. Aber der Führer weiß denen zu danken, die für ihn in den Tod gegangen sind ..."« (Kuchar 2009, S. 115).

In Immer noch Sturm verarbeitet Handke die Notiz wie folgt: »Wenn diejenigen von uns, welche auf dem Boden des Reichs, der einmal unser hiesiger höchsteigener Boden war, von den Reichsoberen als Reichsfeinde angesehen werden, vor ihnen, den Oberen, zu stehen gezwungen sind, so ist es, wie du weißt, Vater, den Unsrigen verboten, ihnen, den Reichsoberen, in ihre Augen zu schauen, ausgenommen den Fall, daß eins unserer Kinder auf dem Schlachtfeld oder wo sein Leben geopfert hat für ihr Reich, woraufhin, wie du weißt, Vater, der Reichsobrige, bevor er dem Unsrigen die traurige und ihn zugleich stolzmachensollende Nachricht vorliest, dem Unsrigen befiehlt: "Augen hoch!", was für den Unsrigen die einzige und einmalige Gelegenheit und einmalige Begünstigung ist, dem Obrigen in die großdeutschen Augen schauen zu dürfen – verstehst du? [...] Also: Augen hoch!« (IS 116f.) (Vanessa Hannesschläger)

Siglenverzeichnis Editorische Zeichen

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Zusätzlich eingetragene Werktitel:  Jelka
Datum normiert:  ohne Datum

Materialart und Besitz

Besitz:  Literaturarchiv Salzburg
Art, Umfang, Anzahl: 

Manuskript, 2 Blatt, unpag.

Format:  A4
Schreibstoff:  Kugelschreiber (rot)