Die Lehre der Sainte-Victoire (Textfassung 3a)

Typoskript 2-zeilig, 104 Blatt, ohne Datum [20.04.1980 bis 09.05.1980]

Druckversion

Dieses zweizeilig getippte Typoskript von Die Lehre der Sainte-Victoire umfasst 104 Blatt. Es handelt sich um die dritte und letzte vollständige Textfassung Handkes, die im Suhrkamp Verlag auch als Satzvorlage für die Herstellung der Druckfahnen verwendet wurde. Das Typoskript ist undatiert, seine Entstehungszeit kann aber zwischen 20. April und 9. Mai 1980 geschätzt werden, da Handke die davorliegende zweite Textfassung am 20. April an seinen Verleger Siegfried Unseld schickte und am 9. Mai mit diesem vermutlich bereits diese dritte Fassung besprach (vgl. Unselds Reisenotizen in Handke / Unseld 2012, S. 403).

Das Typoskript ist vom Autor mit Bleistift von 1 bis 101 paginiert, parallel dazu gibt es eine gestempelte Paginierung der Herstellung, die von 001 bis 104 verläuft und auch die drei vom Autor unpaginierten ersten Blätter einbezieht: Seite 001 (Bl. I) ist ein Titelblatt mit Satzanweisungen der Herstellung für die Gestaltung des Titels und des Impressums. Von Handke ist auf diesem Blatt nur der Satz »Geschrieben im Winter und Frühjahr 1980, in Salzburg« aus einem anderen Blatt ausgeschnitten und mit Klebestreifen aufgeklebt worden. Seite 002 (Bl. II) enthält Handkes mit Bleistift geschriebene Widmung »für Hermann \Lenz/ und Hanne Lenz, [/] zum Dank für den Januar 1979«, dazu Zeichen der Herstellung. Seite 003 (Bl. III) enthält in dieser Fassung – mit Bleistift geschrieben – erstmals das der Erzählung vorangestellte Goethe-Zitat, dazu Zeichen der Herstellung. Die Erzählung selbst beginnt auf Seite 004 bzw. dem von Handke mit »1« paginierten Blatt.

Der Text dieser dritten Fassung wurde im Vergleich zur zweiten Fassung (2a und 2b) erneut deutlich überarbeitet. Die in Textfassung 2a und 2b mit Bleistift notierten Änderungen wurden weitgehend umgesetzt, es kamen aber zahlreiche Umformulierungen, Neuformulierungen und Einschübe hinzu. Dies ist unter anderem erklärbar mit der Tatsache, dass Handke weite Teile seiner Erzählung mehrfach korrigierte und neu abtippte, bis die dritte Fassung vollständig war. Zahlreiche »Abfallblätter« (Typoskripte und Durchschläge) dokumentieren diesen mehrfachen Überarbeitungsprozess.

Auffällig sind die zahlreichen in der Textfassung 3a enthaltenen Klebungen, mit denen Handke – vermutlich, um ein nochmaliges Abtippen zu vermeiden – Textänderungen oder -ergänzungen vornahm. Und noch auf den eingeklebten Abschnitten sind weitere handschriftliche Korrekturen enthalten. Die Klebungen betreffen die Blätter 14, 16, 35, 36, 37, 40 und 93 (in Handkes Seitenzählung). An drei Stellen schrieb Handke kürzere Absätze neu und klebte diese Typoskriptausschnitte an der entsprechenden Stelle auf das Typoskript (Bl. 14, 16 und 93).

Eine für Handke außergewöhnliche Überarbeitung stellen die Klebungen am Beginn des Kapitels »Der Sprung des Wolfs« dar, die sich mithilfe der fragmentarisch erhaltenen Durchschlagfassung 3b (ÖLA SPH/LW/W17/2/4a) gut rekonstruieren lassen. Sie betreffen die Seiten 35 bis 40 (vgl. DLS 53-60). Teile der ursprünglichen Seiten 39 und 40 wurden vorgezogen und auf den Seiten 35 und 36 eingeschoben: So schnitt Handke den oberen Teil von Seite 35 nach dem Satz »Puyloubier war aber auch der Ort, wo ich das Erlebnis mit "meinem" Hund hatte. Ich kann nicht weiter, ehe ich den nicht los bin« ab und klebte darunter aus der zerschnittenen Seite 39 den Textteil von »Bei uns war nie ein Hund im Haus gewesen« bis »und ein ebenso schwarzer Dobermann von hinten und von vorn über einen« an. Der Text setzt auf der folgenden Seite 36 fort mit dem aus der Seite 39 geschnittenen Teil von »weissen Pudel herfielen und ihn entzweirissen« bis »die Schmetterlinge, immer wieder, "meine Toten"; die«. Daran klebte Handke den ersten Absatz der ursprünglichen Seite 40 von »Libellen als Vor-Osterfarben« bis »und dann doch ein Hund«.

Darauf folgt der zweite Teil der ursprünglichen Seite 35, die abgeschnittene untere Hälfte ab »Ausserhalb des Dorfes steht eine Kaserne [...]«. Aufgrund der Einschübe veränderte sich die Paginierung: Die ursprünglichen Seiten 36-38 wurden durch die Einfügungen zu den neuen Seiten 37-39. Am unteren Ende der neuen Seite 37 tippte und überklebte Handke vier Zeilen. Die neue Seite 40 beginnt mit dem oberen Abschnitt der ursprünglichen Seite 39 von »bemerkte, dass sie rundum auf dem Beton« bis »einen öffentlichen Machtbereich abgesteckt hatte.« Daran anschließend klebte Handke die ursprüngliche Seite 40 beginnend mit dem zweiten Absatz an, dessen ersten Satz er allerdings neu formulierte und wieder überklebte. (ck)

Siglenverzeichnis Editorische Zeichen

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

Die Lehre der Sainte-Victoire [Bl. I]

Beteiligte Personen:  Herstellung Suhrkamp Verlag
Datum normiert:  ohne Datum [20.04.1980 bis 09.05.1980]
Entstehungsorte (ermittelt):  Salzburg

Materialart und Besitz

Besitz:  Deutsches Literaturarchiv Marbach
Art, Umfang, Anzahl: 

Typoskript 2-zeilig, 104 Blatt, I-III, pag. 1-101 [parallel dazu durchgehende Paginierung mit Stempel der Herstellung von pag. 001-104], Satzvorlage mit Angaben für die Herstellung sowie eh. Bleistiftkorrekturen, enthält mehrere geschnittene und geklebte Blätter (Bl. 14, 16, 35, 36, 37, 40, 93)

Format:  A4
Schreibstoff:  Bleistift, Kugelschreiber (blau), Fineliner (rot)