Quellenlage

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Zu Peter Handkes Erzählung Die Lehre der Sainte-Victoire ist Material in großem Umfang vor allem im Siegfried Unseld Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach sowie in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek gesammelt und dokumentiert.

Notizbücher

Insgesamt acht Notizbücher mit Einträgen aus dem Zeitraum von 27. November 1978 bis 27. Juli 1980 enthalten für die Textentstehung relevante Informationen. Alle infrage kommenden Exemplare befinden sich im Original am Deutschen Literaturarchiv Marbach und in Kopie am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Bis zum Eintrag des 24. April 1979 sind noch keine konkreten Absichten für das Werkprojekt nachweisbar, vielmehr können Handkes Museumsbesuche und Notizen zur bildenden Kunst und zu Lektüren aus der Zeit von November bis April 1979 als Vorarbeiten oder noch lose »Recherchen« verstanden werden. Erst das vom 26. April bis zum 8. Juli 1979 geführte Notizbuch stellt eine erste Textquelle für die Erzählung dar, da es Aufzeichnungen zu Handkes Reise nach Aix-en-Provence enthält, die ihn vom 3. bis 5. Juli um die Montagne Sainte-Victoire führte. Im Notizzeitraum von 9. Juli bis 6. November 1979 tritt das Projekt wieder in den Hintergrund, nur 16 Notizbucheinträge lassen sich damit assoziieren, wobei darunter auch die erste Nennung des Titels fällt. Auch das Notizbuch, das er von 7. bis 30. November 1979 und danach wieder von 27. Juli bis 30. Oktober 1980 führte, enthält nur wenige für den Text relevante Einträge. Erstmals wird jedoch darin der Werktitel am vorderen Vorsatz angeführt. Erst in den letzten drei Notizbüchern, die den Zeitraum von 1. Dezember 1979 bis 27. Juli 1980 umfassen, wird Handkes Arbeit am Text nachvollziehbar.

Textfassungen

Drei vollständige Textfassungen der Erzählung konnten anhand der Archivbestände nachgewiesen werden. Hierzu zählt eine von Peter Handke selbst kopierte und von Hans Widrich gebundene erste Fassung in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Dieser Kopie sind auch zwei Polaroidfotos von Handke beigelegt. Der Verbleib des Originals zur ersten Textfassung ist unbekannt. Im selben Bestand befinden sich weiters zwei Konvolute aus Abfallblättern, die der Arbeit an der zweiten Textfassung zuzurechnen sind. Als Textfassung 2a wird jenes Originaltyposkript bezeichnet, das Handke an seinen Verleger Siegfried Unseld übermittelte und das sich daher im Bestand des Siegfried Unseld Archivs am Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet. Textfassung 2b ist eine fragmentarische, aus Durchschlägen rekonstruierte Fassung im Bestand der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich. Sie lässt Rückschlüsse auf den ursprünglichen Text zu, bevor dieser durch Schnitte und Klebungen zur Fassung 2a umgearbeitet wurde. Als Textfassung 2c wird die Kopie von Fassung 2a bezeichnet, die Handke als eigenes Exemplar zur weiteren Überarbeitung behielt. Insgesamt fünf größere Konvolute aus Abfallblättern (Originale und Durchschläge), die die Überarbeitung zur dritten Textfassung dokumentieren, blieben in der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich erhalten. Aus diesen konnte ein 87 Blatt umfassendes Fragment der dritten Fassung (3b) rekonstruiert werden. Das Original (Textfassung 3a) befindet sich im Siegfried Unseld Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach und diente der Verlagsherstellung bereits als Satzvorlage für die Druckfahnen.

Druckfahnen

Die Druckfahnen zu Die Lehre der Sainte-Victoire blieben nur eingeschränkt erhalten. Von insgesamt drei Läufen besitzt das Suhrkamp-Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach je ein Exemplar von Handkes Lektor Raimund Fellinger, in das dieser (durch Kollationierung oder auf Grundlage von Gesprächen mit dem Autor) die notwendigen Korrekturen eintrug.

Korrespondenz

Wichtige Hinweise zur Werkentstehung sowie zur Ermittlung von Entstehungsdaten liefert Peter Handkes Briefwechsel mit seinem Verleger Siegfried Unseld (Handke / Unseld 2012) und die darüber hinausgehende Verlagskorrespondenz, vor allem mit seinem Lektor Raimund Fellinger, die im Suhrkamp-Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt ist. Geringe Erwähnung findet die Erzählung im Briefwechsel mit Hermann Lenz (Handke / Lenz 2006).

Weitere Materialien

In der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek befinden sich geografische Karten der Region um Aix-en-Provence und die Montagne Sainte-Victoire, die Handke bei seiner Reise im Juli 1979 annotierte (ÖLA SPH/LW/W20/1 und W20/2). Als Textvorlage für eine längere Passage im Kapitel »Der Hügel der Kreisel« konnte ein vierseitiger Brief von Domenika Kaesdorf identifiziert werden, den diese am 23. März 1980 an Handke schickte (ÖLA SPH/LW/Briefe/Briefe an Peter Handke/Kaesdorf, Domenika). Ein kleines Notizheft, das für Vokabelnotizen zu Handkes Übersetzung von Florjan Lipuš' Der Zögling Tjaž diente, enthält zwei beiläufige Korrekturen zur Erzählung, die auf Handkes Arbeit an der dritten Textfassung hinweisen (ÖLA SPH/LW/W129/3).

Darüber hinaus können weitere Materialen zum Umfeld des Werkprojekts gezählt werden: eine dritte, erst 1984 gedruckte und nicht annotierte Landkarte der Montagne Sainte-Victoire (ÖLA SPH/LW/W20/3), ein Ausstellungsplakat »Domenika« von März 1980, auf dem der in der Erzählung beschriebene Mantel abgebildet sein dürfte (ÖLA SPH/LW/W20/4) sowie Fotos, die Domenika Kaesdorf zeigen (im Fotobestand der Sammlung Peter Handke/Leihgabe Widrich). Unterlagen zum Vertretertext des Suhrkamp Verlages sind zuletzt im Suhrkamp-Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach zu finden. Das Titelbild der Erstausgabe – eine mit Kugelschreiber angefertigte Notizbuchzeichnung der Montagne Sainte-Victoire – befindet sich als einzelnes Blatt in Privatbesitz. (ck)

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