Werkzeuge des Schreibens: Feder – Maschine – Bleistift

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Ein Schulaufsatz des 14-jährigen Autors ist der Füllfeder gewidmet, mit der er schreibt. Von ihr heißt es: »Still und bescheiden liegt sie in meiner Hand, ein gefügiges Werkzeug meines Willens.« Der Schreibende selbst tituliert sich als »Herr« der Feder; sie muckt nicht auf und tut ihren Dienst bis zur Erschöpfung.

Seine literarischen Texte bis in die späten achtziger Jahre verfasste Handke mit vielen verschiedenen Schreibmaschinen, wobei erste Fassungen oft sehr gedrängt einzeilig getippt sind und danach folgende Versionen bis hin zur Reinschrift etwas mehr Raum lassen, auch um darin besser korrigieren zu können. Beispiele bieten die Typoskripte zu dem Stück Die Unvernünftigen sterben aus (1973), zu der Filmerzählung Falsche Bewegung (1975) sowie die Petrarca-Preisrede, die Handke 1980 auf den von ihm geschätzten Schweizer Schriftsteller Ludwig Hohl hielt.

Seit dem Versuch über die Müdigkeit (1989) schreibt Handke seine Prosaarbeiten mit dem Bleistift. Unmittelbarer Anlass zum Wechsel des Schreibwerkzeuges war die Tatsache, dass der Autor in dem spanischen Hotelzimmer, in dem er an dem Text arbeitete, keine Ruhe fand und deshalb zum Schreiben mit Papier und Bleistift ins Freie ging. In seinen Journalen nahm der Autor die Begeisterung für den Bleistift schon Jahre früher vorweg. In der Geschichte des Bleistifts (1982) heißt es: »Was entspricht mir als Werkzeug? Nicht die Kamera, auch nicht die Schreibmaschine (und nicht die Füllfeder oder der Pinsel). Aber was entspricht mir als Werkzeug? Der Bleistift.« (kk)

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