Entstehungskontext

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Helena ist Peter Handkes erste Übersetzung einer Tragödie von Euripides. Aus dem Altgriechischen hatte er zuvor bereits Prometheus, gefesselt (1986) von Aischylos sowie Ödipus in Kolonos (2003) von Sophokles übersetzt. Helena vervollständigt seine antik-dramatische »Trilogie ganz eigener Art«, wie es im Klappentext der Erstausgabe heißt. Die Anregung dazu, auch den dritten der griechischen Tragödiendichter zu übersetzen, kam, wie Handke in seinen Anmerkungen zur Helena bemerkte, von dem österreichischen Germanisten Wendelin Schmidt-Dengler, dem er die Übersetzung auch widmete (E/H 135-136). Den »nötige[n] Anstoß«, unter Euripides' Stücken Helena auszuwählen, gab ihm allerdings erst Luc Bondys Vorhaben, es für die Wiener Festwochen zu inszenieren. Auf seine Bitte hin machte sich Handke an die Übertragung des Texts (E/H 135). Dabei stand von Beginn an fest, dass Helena »keine Nachdichtung, sondern eine Übersetzung« sein würde, betonte der Autor in einem Interview mit Rosina Katz-Logar, das am 15. August 2009 in der Kleinen Zeitung erschien (Katz-Logar 2009).

Erste Textfassung

Die erste Übersetzungsfassung entstand im Sommer 2009 parallel zu seiner Arbeit am Familien- und Partisanendrama Immer noch Sturm, in das dadurch auch einzelne Elemente der griechischen Tragödie einflossen – Handke übernahm etwa das in Helena zentrale Spiegel- und Doppelungsmotiv für den Schluss seines Stücks. Für seine Übersetzung verwendete er das Griechisch-Deutsche Wörterbuch (1858) von Karl Schenkl, einem österreichischen Altphilologen, dem er seine Helena ebenfalls widmete (E/H 136). Nachdem er sein Übersetzungsexemplar – eine griechisch-französische Helena-Ausgabe – mithilfe des Wörterbuchs intensiv durchgearbeitet hatte, begann Handke am 15. Juni 2009 mit der Niederschrift von Helena. Er schrieb bis zum 6. August beinahe jeden Tag daran und hatte zu diesem Datum die Hälfte der Verse übertragen, wie er im Manuskript notierte. Darauf folgte eine beinahe zweiwöchige Schreibpause. Ab 19. August nahm Handke die Übersetzung wieder auf, unterbrach sie aber ab 27. August erneut für eine viertägige Geburtstagsreise mit seiner Tochter. Am 1. September, »nach Korsika« (Textfassung 1, Bl. 59), setzte er die Arbeit wieder fort und beendete das Bleistiftmanuskript der ersten Fassung von Helena neun Tage später, am 10. September 2009.

Weitere Fassungen

Die zweite überlieferte Textfassung, eine mit Schreibmaschine getippte und handschriftlich korrigierte Reinschrift der Übersetzung, dürfte schon bald nach der Fertigstellung des Manuskripts entstanden sein. Wohl auf Basis dieser zweiten Fassung entstand in der Folge eine dritte Textfassung, ein vom Verlag am Computer erstellter Vor-Umbruch, den Handke – wie auch den ersten Lauf der Druckfahnen – nur mehr geringfügig verbesserte. Die genaue Datierung dieser beiden Textfassungen wie auch der Druckfahnen bleibt dabei ungewiss, sodass sich keine zeitlich exakten Angaben zu den einzelnen Arbeitsschritten ermitteln lassen. Da Handke zeitgleich an Immer noch Sturm arbeitete, mit dem er, wie sich am genetischen Material zeigt, gerade im Oktober/November 2009 intensiv beschäftigt war, könnte es zu Pausen zwischen den einzelnen Übersetzungsfassungen gekommen sein. Immerhin erschien die Buchausgabe erst neun Monate nach der Beendigung des Bleistiftmanuskripts. Die Verzögerung könnte sich aber auch durch den Aufführungstermin ergeben haben.

Uraufführung und Veröffentlichung

Im oben erwähnten Interview mit der Kleinen Zeitung, das im August 2009 während der Arbeit an Helena entstand, gab Handke an, noch nicht zu wissen, »ob es am Burgtheater kommt«; nachdem er sich aber auf Luc Bondys Ansuchen hin an die Übersetzung gemacht hatte, der das Stück dann im Rahmen der von ihm geleiteten Wiener Festwochen inszenierte, dürfte die Uraufführung am Burgtheater von Beginn an im Raum gestanden sein. Helena war die erste Bühnenarbeit Peter Handkes, die in der Regie Luc Bondys uraufgeführt wurde. 

Die Premiere von Bondys Inszenierung, eine Koproduktion von Burgtheater und Wiener Festwochen, fand am 9. Juni 2010 mit Birgit Minichmayr in der Titelrolle statt. Zwei Wochen später, am 21. Juni, erschien die Buchausgabe von Helena im Insel Verlag. (Vanessa Hannesschläger)

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