Paul Zsolnay Verlag

gegr. 1924

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Paul Zsolnay Verlag, gegründet 1924 in Wien von Paul Zsolnay (geboren am 12. 6. 1895 in Budapest, gestorben am 13. 5. 1961 in Wien), der sich später an die Anfänge so erinnerte: "Es war im Jahr 1923, als unzufriedene Autoren sich während ihres Aufenthaltes auf unserem Besitz ["Schloß Oberufer" bei Preßburg] eines Abends über ihre Verleger bitter beschwerten. [...] Plötzlich erhob sich in ihrer impulsiven Art die Gattin des Grafen Coudenhove, die Schauspielerin Ida Roland, und sagte: ‚Es erscheint mir unwürdig, daß wir, wie illoyale Dienstboten über ihre Herrschaften, über unsere Verleger herziehen. Wäre es nicht besser, wir würden versuchen, einen neuen Verleger zu finden? Wie wäre es mit Paul von Zsolnay?'"
Zwischen 1924 und 1933 brachte es der Verlag auf 271 Titel, vorwiegend deutschsprachige und internationale Belletristik. Zu den bekanntesten internationalen Autoren zählten die Nobelpreisträger John Galsworthy, Sinclair Lewis und Roger Martin du Gard; darüber hinaus erschienen Bücher von Claude Anet, Pearl S. Buck, Colette, A.J. Cronin, Theodore Dreiser, Daniele Varè und H.G. Wells. Max Brod, Egmont Colerus, Kasimir Edschmid, Heinrich Mann, Leo Perutz, Carl Sternheim, Franz Werfel und die Debütanten Hilde Spiel und Friedrich Torberg führten die Riege der deutschsprachigen Schriftsteller an.
Der Paul Zsolnay Verlag galt als jüdischer Verlag. Nach der Machtergreifung Hitlers führten die sogenannten Verbotslisten der Reichsschrifttumskammer dazu, daß der deutsche Markt für viele Zsolnay-Autoren verschlossen blieb. Zsolnay versuchte durch die Einstellung eines nationalsozialistischen Lektors den Verlag zu retten. Auch wurden unmittelbar nach der Annektierung Österreichs durch Nazi-Deutschland Strohmänner organisiert, die den Betrieb nach außen hin leiteten. Der Verleger selbst blieb nach einer Geschäftsreise in London im Exil. Am 7. 4. 1939 wurde der Verlag von der Gestapo gesperrt und ein Treuhänder namens Wilhelm Hofmann eingesetzt.
1941 erwarb der ehemalige Reichsschrifttumskammer-Referent und Schriftsteller Karl Heinrich Bischoff den Verlag und führte ihn bis Kriegsende unter seinem Namen, ab Oktober 1941 als Zsolnay Verlag Karl H. Bischoff und ab Juni 1942 als Karl H. Bischoff Verlag.
Paul Zsolnay kehrte im Juni 1946 nach Wien zurück: "Nach fast acht Jahren eines wechselvollen Schicksals können wir heute dem Buchhandel bekannt geben, daß unser Verlag ab 1. Juli d.J. [1946] wieder mit PAUL ZSOLNAY VERLAG zeichnet. [...] Wir nehmen so wieder den Platz ein, den wir jahrelang zum Gewinn der an der modernen Weltliteratur interessierten Kreise besaßen."
Nach Paul Zsolnays Tod wurde Hans W. Polak neuer Geschäftsführer. Unter seiner Führung wurden Werke u.a. von Charles Berlitz, John le Carré, Peter Hammerschlag, Alexander Lernet-Holenia und Brigitte Schwaiger verlegt. Im Frühjahr 1986 kam es zu einem Eigentümerwechsel, dem in kurzer Zeit zwei weitere folgten. 1999 erwarb schließlich Hanser den Zsolnay Verlag, womit die Kontinuität des Verlagsprogramms gesichert wurde.

Literatur: Murray G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1994.

ÖLA 286/05: Teilarchiv Zsolnay Verlag

Zugangsdatum: 2005.
Umfang: 148 Schachteln, 12 Kisten.
Bestand benutzbar.

Ordnungssystematik/Inhaltsübersicht

Verlagskorrespondenz u.a. von Schalom Asch, Hermann Broch, Max Brod, Pearl S. Buck, John le Carré, A.J. Cronin, Theodor Däubler, Erich Ebermayer, Johan Fabricius, Karl Fallas, Marie Luise Fischer, Johannes Freumbichler, John Galsworthy, Graham Greene, Fritz Habeck, Jacob Haringer, Fritz Hochwälder, Rolf Italiaander, Alexander Lernet-Holenia, Gustav Mahler, Julius Meier-Graefe, Otto Neubert, Leo Perutz, Felix Salten, György Sebestyén, Hugo Sonnenschein, Frank Thiess, Friedrich Torberg, Marjorie Wells (Frau von H.G. Wells), Franz Werfel, Berta Zuckerkandl.

Der Bestand ist systematisch geordnet.

Ordnungssystematik ÖLA 286/05

  • 2. Korrespondenzen
    • 2.1 Korrespondenzkonvolute A-Z [286/B1 bis B1035]
    • 2.2 Diverse Korrespondenzen [286/B1036 bis B1037]
  • 3. Verlagsdokumente
    • 3.1 Verlagsleitung
      • 3.1.1 Diverse Verlagsunterlagen [286/L1]
      • 3.1.2 Verlagsproduktion der Paul Zsolnay Verlage Wien und Hamburg 1924-1953 [286/L2]
      • 3.1.3 Statuten des Heinemann & Zsolnay Verlags (Paris) [286/L3]
      • 3.1.4 Gründerbericht zur Gründung der Paul Zsolnay Verlag Aktiengesellschaft [286/L4]
      • 3.1.5 Protokolle des Exekutivkomitees [286/L5]
      • 3.1.6 Protokoll über den 1. Betriebsappell [286/L6]
      • 3.1.7 Einladungslisten [286/L7]
    • 3.2 Rechte und Lizenzen
      • 3.2.1 Werkverträge prominenter Autoren [286/L8]
      • 3.2.2 Herstellerkarteikästen I-V [286/L9 bis L13]
      • 3.2.3 Lizenzkarteikästen I-III [286/L14 bis L16]
    • 3.3 Lektorat und Redaktion (Manuskriptbücher I-VIII [286/L17 bis L24])
    • 3.4 Herstellung
      • 3.4.1 Klischeebücher I-X [286/L25 bis L34]
      • 3.4.2 Stanzenbücher I-II [286/L35 bis L36]
      • 3.4.3 Umschlagbuch [286/L37]
    • 3.5 Absatz und Werbung (Anzeigenbücher I-VI [286/L38 bis L43])
  • 4. Sammlungen
    • 4.1 Fotografien und Zeitungsausschnitte
      • 4.1.1 Fotos [286/S1]
      • 4.1.2 Zeitungsausschnitte [286/S2]
    • 4.2 Lose Karteikarten [286/S3]
    • 4.3 Diverse Metallrücken [286/S4]
    • 4.4 Beschriftete Originalmappen [286/S5]
    • 4.5 Sammlung Paul Zsolnay (Nachreichung)
      • 4.5.1 Lebensdokumente (Urkunden, Zeugnisse, etc.) [286/S6]
      • 4.5.2 Zehn Fotografien und 1 Zeichnung [286/S7]

Recherche nach "Paul Zsolnay Verlag" in der Suchmaschine QuickSearch der Österreichischen Nationalbibliothek (in "Alle Bestände", oder eingeschränkt "Handschriften und Nachlässe")

Dokumentation

Betreuerkontakt

Andrea Hipfinger

Übersicht der AutorInnen

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last update 03.08.2015