Cod. 15437 (Suppl. 2938) [+ Cod. Ser. n. 9360]

Brevier (Fragment)

Melk, um 1200

Pergament. 12 beschnittene Blätter. Ca. 27 x 19,5 cm. Schriftraumbreite 14,3 cm.

Einband: schwarz-grüner Marmorpapiereinband

Provenienz: Die 1873 in der Fragmente-Sammlung zusammengestellten Blätter stimmen in Seiteneinrichtung und Schrift mit Brevier-Fragmenten überein, die 1958 von der Inkunabel 18. A. 2 abgelöst und als Cod. Ser. n. 9360 einsigniert wurden. Nach freundlicher Mitteilung von István Németh (ÖNB) weist die Provenienz dieser Inkunabel auf Melk und Dürnstein: auf fol. 1r befindet sich der Schenkungsvermerk (15. Jhdt.) eines 'Doctor Wenceslaus de Budweis' an die Augustiner-Chorherren in Dürnstein, doch gebunden wurde Ink. 18. A. 2 in Melk, wie unter anderem der Spruchbandstempel 'colmani' belegt. Die in Cod. 15437 vereinigten Blätter dürften demnach auch einer Melker Handschrift oder Inkunabel entstammen.
Vgl. die Zusammenstellung von Melker Stempeln bei: Chr. Glaßner (unter Mitarbeit von A. Haidinger), Inventar der Handschriften des Benediktinerstiftes Melk, Teil 1: Von den Anfängen bis zum Jahre 1400 (Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters, Reihe II, Bd. 8), Wien 2000, Tafel XV-XVI.
Stempel 2 = Melk Nr. 17
Stempel 4 = Melk Nr. 7
Stempel 8 = Melk Nr. 9 (?)
Stempel 9 = Melk Nr. 27

Vgl. auch Melk, Stiftsbibliothek, Cod. 438


Inhalt: Brevier (Fragmente) für den Gebrauch in einem Benediktinerkloster bestimmt (f. 2v: 'Cursus generalis secundum institutionem sancti Benedicti abbatis'). - Detaillierte Beschreibung von Cod. Ser. n. 9360 bei Mazal / Hilmar.

Buchschmuck: Rote Überschriften, ein- bis fünzeilige rote Majuskeln; Textanschluß an Initialen mit braunen, rot dekorierten Majuskel. Drei rote, sechs- zehnzeilige Rankeninitialen auf fol. 5v, 9r und 10r. - Cod. Ser. n. 9360 besitzt keinen Buchschmuck.

Stil und Einordnung: Die bewegten gebogten Blätter der Rankeninitialen und die Schrift hängen mit Melker Handschriften aus der Zeit um 1200 zusammen; stilistisch vergleichbar ist z.B. ein Graduale-Fragment in Cod. 607 (fol. Ir) der Stiftsbibliothek Melk (vgl. Chr. Glaßner / A. Haidinger, Die Anfänge der Melker Bibliothek - Neue Erkenntnisse zu Handschriften und Fragmenten aus der Zeit vor 1200, Melk 1996, 107-110 u. Abb. 83); die bei der Initiale auf fol. 9r verwendeten gebänderten Fruchtkolben sind ebenfalls in gleichzeitigen Melker Fragmenten, z.B. am HD-Spiegel von Cod. 1822, nachweisbar - vgl. E. Höchtl, Die adiastematisch notierten Fragmente aus den Handschriften der Stiftsbibliothek Melk - Versuch einer Bestandsaufnahme, Bd. 1-2 (ungedruckte Diss.), Wien 1990, 175 u. Abb. 101. Wahrscheinlich sind von A. Haidinger zusammengestellte Fragmente mit der Schriftraumbreite 'ca. 145' in Melk ebenfalls Reste dieses Breviers (Melk, Stiftsbibliothek, Cod. 96, VD- und HD-Spiegel; Cod. 805, HD-Spiegel mit Rankeninitiale sowie Cod. 901, VD- und HD-Spiegel - vgl. Glaßner / Haidinger, Melk, 1996, 110).


Cod. 15437, fol. 10r

Vgl. Melk, Stiftsbibliothek, Cod. 607, fol. Ir
 

Cod. 15437, fol. 9r


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 172 - Zu Cod. Ser. n. 9360 siehe O. Mazal und R. Hilmar, Katalog der abendländischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek, 'Series Nova' (Neuerwerbungen), Teil 5/1: Cod. ser. n. 4801 und ser. n. 9249-9999 (Museion N.F. 4. Reihe, 2. Bd.), Wien 1997, 183f. (Datierung 'Ende 11. Jh.').

(FS)



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