Cod. 2412 (Univ. 851) - Version vom März 2002

Aristoteles, De natura animalium I-XVIII

Österreich (?), 2. Viertel 13. Jhdt.

Pergament. I+78 Blätter. 26 x 18 cm. Kustoden: Buchstaben am Lagenende.

Einband: Kirschrot gefärbtes Leder über Holzdeckeln (15. Jhdt. oder früher ?); Spuren von zwei Schließen (Vertiefungen für Beschläge am HD, am VD zwei Löcher für Zapfen oder Beschläge); am VD oben neuzeitliche Inhaltsangabe; am Rücken oben tw. überklebtes Signaturschild des 16. Jhdts. '1.4'; am HD oben fehlender Beschlag für die Kette.

Provenienz: Im 16. Jhdt. befand sich Cod. 2412 im Besitz des 1539 in Wien verstorbenen Humanisten Alexander Brassicanus (Eintrag fol. Ir), dessen Bücher großteils vom Wiener Bischof Johannes Fabri (+1541) aufgekauft wurden. Auf Fabri weist neben seinem am VD-Spiegel eingeklebten gedruckten Exlibris von 1540 auch das Signaturschild am Rücken der Handschrift. Es entspricht in Typus und Größe jenen auf Cod. 1213 und 1266, die im nö. Augustiner-Chorherrenstift St. Pölten entstanden sind und ebenfalls aus dem Besitz Fabris stammen - vgl. Simader, St. Pölten, 2001, 25-34. Diese Gemeinsamkeit wurde von mir 2002 als Hinweis auf St. Pölten gedeutet - tatsächlich entsprechen die teilweise überklebten Nummern den Signaturen im 1541 angelegten Katalog der Fabri-Bibliothek (Wien, Universitätsarchiv, Lad. XXIV, Nr. 14 - dazu siehe A. Lhotsky, Die Bibliothek des Bischofs von Wien Dr. Johannes Fabri [1530-1541], in: A. Lhotsky, Historiographie - Quellenkunde - Wissenschaftsgeschichte. Aufsätze und Vorträge III, ausgewählt von H. Wagner und H. Koller. Wien 1972, 228-241):
Cod. 2412 = Nr. 1541: 'Tractatus de naturis animalibus in pergameno scriptus'; vom Signaturschild ist noch lesbar: '1.4.'
Cod. 1213 = Nr. 186: 'Concordantiae Evangeliorum' - der Titel entspricht dem Titelschild des 15. Jhdts.; Signaturschild '186'.
Cod. 1266 = Nr. 384: 'Super Ecclesiasticum et librum sapientiae' - der Titel ist ebenfalls nach dem Titelschild des 15. Jhdts. angesetzt; vom Signaturschild ist noch '38' lesbar.
Aus der Bibliothek Fabris stammt auch Cod. 2468 - zur Handschrift zuletzt A. Fingernagel / M. Roland, Mitteleuropäische Schulen I (ca. 1250-1350) [Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters, Reihe I, Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen Nationalbibliothek, Band 10], Text- und Tafelband, Wien 1997, Nr. 76 (M. Roland): Er besitzt neben einem gedruckten Exlibris Fabris ein Signaturschild ' . 49' am Rücken und ist mit Nr. 549 im Fabri-Katalog zu identifizieren ('Sermo generalis de septem regionibus aeris' - Titelangabe laut Rubrizierung) - die 2002 vermutete Provenienz St. Pölten ist daher nicht gegeben.
Fabri vermachte seine Bibliothek dem Kollegium St. Nikolaus in Wien; von dort kamen die genannten Bücher über Umwege in die Alte Universitätsbibliothek und aus dieser 1756 in die Hofbibliothek.


Signaturschilder der Bibliothek des Wiener Bischofs Johannes Fabri (um 1541): Cod. 1213 (Nr. 186), 1266 (Nr. 384), 2412 (Nr. 1541) und 2468 (Nr. 549).
 


Inhalt: Aristoteles, De natura animalium I-XVIII (fol. Iv-78v).

Buchschmuck: Rote Überschriften rote, meist drei- fünfzeilige Majuskeln; Satzmajuskeln gelegentlich mit Kräuselblattmotiven, einmal (fol. 65v) silhouettierte Blattmotive am Ablauf; fol. 44v sechszeilige Majuskel S mit Kräuselblattdekor. Auf fol. Iv elfzeilige, bogenförmig rot/grün gespaltene Silhouetteninitiale, darunter eine rote fünfzeilige Silhouetteninitiale mit stilisierten grünen Blattmotiven im Binnenfeld; der langgezogene Ablauf der Cauda ist in Grün mit geperlten, seitlich gefiederten Stegen dekoriert, umgeben von stilisierten Blattformen.

Stil und Einordnung: Die Lokalisierung stützte sich ursprünglich auf die angenommene Herkunft aus St. Pölten; da diese Annahme hinfällig ist, entfällt auch das wichtigste Argument für eine nähere Einordnung des unspezifischen Buchschmucks - es kann daher nur eine Entstehung in Österreich vermutet werden.


Cod. 2412, fol. Iv


Literatur: M. Grabmann, Forschungen über die lateinischen Aristotelesübersetzungen des XIII. Jahrhunderts (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters 17,5-6), Münster 1916. - G. Lacombe u.a., Aristoteles latinus, Codices, Pars prior (Corpus philosophorum medii aevi), Roma 1939. - Version vom März 2002

(FS)



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