Cod. 2243 (Univ. 657)

Theologische Sammelhandschrift

Prüfening, 1155-1162 (fol. 1r-38v) und um 1160

Pergament. 53 Blätter, 15 x 10 cm.

Einband: Braun gefärbtes, ursprünglich weißes Leder mit Streicheisenlinien über Holzdeckeln (15. Jahrhundert); Spuren von einer Schließe sowie von je fünf Beschlägen an VD und HD; am HD oben fehlt ein Beschlag für einen Haken oder eine Kette. Am VD oben Inhaltsangabe von einer Hand des späten 15. Jahrhunderts, darunter Besitzvermerk von Johannes Alexander Brassicanus (siehe unten). Am Rücken oben Fragmente von zwei Titelschildern, in der Mitte der Überrest eines Schildchens mit der Aufschrift 'B.' (ursprünglich 'B.V.' - vgl. Cod. 1580), unten Papierschild mit der Signatur 'Cod. Univ. N. 657'.

Provenienz: Die Handschrift fehlt in den Prüfinger Katalogen des 12. Jahrhunderts, findet sich aber im Bibliothekskatalog aus dem Jahr 1347 (vgl. Chr. E. Ineichen-Eder, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz, Bd. 4, Teil 1: Bistümer Passau und Regensburg, München 1977, 437, Z. 371). Durch einen autographen Eintrag am VD ist sie später im Besitz des 1539 in Wien verstorbenen Humanisten Johann Alexander Brassicanus nachweisbar; aus dessen Nachlaß wurde sie vom Wiener Bischof Johannes Fabri (1530-1541) erworben, dessen gedrucktes Exlibris von 1540 an der VD-Innenseite eingeklebt ist. Fabri vermachte seine Handschriften der Bibliothek des Wiener Kollegium St. Nikolaus, aus dem der Codex in die alte Universitätsbibliothek und 1756 in die Hofbibliothek gelangte.

Inhalt: ff. 1r-38v Anonymus Pruveningensis, Dialogus de ecclesiastico principatu - ff. 38v-44v Excerpta e Patribus: Chrysostomo, Hieronymo et Cypriano - ff. 45v-52r E libro Lactantii de duabus viis praefatio in Lib. I et Libri VI, cap. 3 et 4.

Buchschmuck: Rote Überschriften. Vierzeilige rote Rankeninitialen auf blauem und grünem Grund (fol. 1r, 22r).

Stil und Einordnung: Sowohl Schmuck als auch Inhalt der Handschrift weisen eindeutig auf eine Entstehung im bayerischen Benediktinerkloster Prüfening bei Regensburg. Die beiden Initialen zeigen mit den eingerollten oder nur auf der umgeschlagenen Seite gebogt konturierten kleinen Blättern typische Motive des Initialsstils, der die dortige Buchmalerei in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts dominiert - vergleichbar sind etwa die in München verwahrten Handschriften Clm 13050 und 13080 (dazu Klemm, München, 1980, Nr. 99 und 67) sowie der gleichfalls in Prüfening entstandene Admonter Cod. 82 (beschrieben von P. Buberl, Die illuminierten Handschriften in der Steiermark, Teil 1: Die Stiftsbibliotheken zu Admont und Vorau [Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich IV], Leipzig 1911, Nr. 50).
Der anonyme, offenbar noch nicht edierte Text 'Dialogus de ecclesiastico principatu' (fol. 1r-38v) wurde, wie es auf fol. 1v heißt, auf Geheiß eines Erbo verfaßt, womit wohl Abt Erbo von Prüfening (1121-1162) gemeint ist; da auf fol. 30r der Eintritt des Regensburger Bischofs Heinrich I. (1132-1155) in das Stift St. Emmeram erwähnt wird, entstand dieser Text nach 1155 (so schon Hermann, 248f.) und spätestens 1162, im letzten Regierungsjahr Abt Erbos.


Cod. 2243, fol. 1r
Vgl. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 13050 (fol. 31v) und 13080 (fol. 121r)
 

Cod. 2243, fol. 22r

Vgl. Admont, Stiftsbibliothek, Cod. 82, fol. 36v
 


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, S. 248f. - F. Simader, Hochmittelalterliche Buchmalerei aus Gleink und Waldhausen, in: Codices Manuscripti 39/40 (2001), 11, Anm. 55.

(FS)




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