Cod. 1580 (Univ. 339)

Theologische Sammelhandschrift (Smaragdus, Ephraem Syrus)

Heiligenkreuz, 4. Viertel 12. Jahrhundert

Pergament. 150 Blätter. 26, 5 x 19 cm.

Einband: Roter Ledereinband über Holzdeckeln, 15. Jh. Spuren von jeweils fünf großen runden Buckeln. 1 Langschließe verloren, dreieckförmiges Schließenblech auf dem VD erhalten. Auf dem HD Spuren einer Kettenbefestigung. Pergament-Titelschild auf dem HD (!). Auf dem Rücken unter dem Signaturenschild der Univ.-Signatur ein bislang noch nicht zuordenbares Signaturenschild B.V.

Provenienz: Heiligenkreuz (Entstehung). Die Ortsangabe in einem auf fol. 149v eingetragenen, radierten und nur unter UV-Licht teilweise lesbaren Besitzvermerk ist nicht mehr erkennbar. Die Profilmasken als Lesemarken, die ein Benützer im 14. Jh (?) in Heiligenkreuz eingetragen hat, finden sich in mehreren Handschriften dieser Provenienz (vgl. zu Cod. 719). - Der erste Text der Handschrift (Smaragdus, Diadema monachorum) ist möglicherweise mit einem Titel des Heiligenkreuzer Bibliothekskataloges aus dem 14. Jahrhundert zu identifizieren (s. Gottlieb, Bibliothekskataloge, 1915, S. 22-33, dort S. 33, Zeile 25), sicher jedoch - wie schon erkannt wurde - mit einem Titel des Bibliothekskataloges von 1381 (s. Gottlieb, Bibliothekskataloge, 1915, S. 74, dort S. 63, Zeile 25 ff.), wo auch die übrigen Texte der Handschrift angeführt sind. - Danach war der Codex vielleicht im Besitz des Wiener Humanisten Johannes Cuspinian (1473-1529); jedenfalls wird eine Notiz auf fol. 122r von Hermann seiner Hand zugeschrieben. - Danach befand sich die Handschrift, wie das gedruckte Exlibris von 1540 auf dem VD innen belegt, im Besitz des Wiener Bischofs Johannes Fabri (1530-1541). - Schließlich gelangte der Codex über die Universitätsbibliothek Wien an die Wiener Hofbibliothek.

Inhalt: Fol. 1v-57v Smaragdus, Diadema monachorum. - ff. 58r-94r Johannes Fiscannensis, Libellus de diversis scripturis collectus. - ff. 94v-98v Tractatus de incarnatione Christi (Inc.: Ad maiorem eorum evidentiam; Ende fehlt). - ff. 99r-126r Ephraem Syrus, De compunctione cordis. - ff. 126r-129v Ephraem Syrus, De iudicio Dei et resurrectione. - ff. 130r-133r Ephraem Syrus, De beatitudine animae. - ff. 133r-136v Ephraem Syrus, De poenitentia. - ff. 136v-139v Ephraem Syrus, De luctaminibus. - ff. 139v-144r Ephraem Syrus, De die iudicii. - ff. 146r-147v Caesarius Arelatensis, Sermo (Multi de fratribus vel filiis). - f. 149rv Sequenz (Hac die sollempni (!) voces persultemus). - f.150rv Fragment (Honorius Augustodunensis, Sigillum Beatae Mariae).

Buchschmuck: Teil 1 (ff. 1r-98v) Rote Überschriften. Vorwiegend zwei- bis dreizeilige, bei größeren Textabschnitten bis siebenzeilige rote Initialmajuskeln. Teilweise mit Punktverdickungen, Begleitlinien und Bogendekor. Teil 2 (ff. 99r-149v). Rote Überschriften. Ein- bis dreizeilige, bei Hauptabschnitten bis sechszeilige rote Initialmajuskeln, teilweise mit spiralförmigen Abläufen; fol. 126r mit herz- bzw. punktförmigen, fol. 133r mit spiralförmigen Zierelementen im Initialfeld. Zu Textbeginn (fol. 99r) neunzeilige rote Initialmajuskel; im Initialfeld zwei gegenständig ineinander verschlungene, stilisierte Blattgebilde in roter und brauner Federzeichnung. Dichte Binnenzeichnung mit Schraffen, Punkten und Kreisen.

Stil und Einordnung: Die einzige bedeutende Initiale zu Beginn der Werke von Ephraem stammt eindeutig von der Hand, die im Codex 33 aus Heiligenkreuz einen Teil der Initialen ausgeführt hat. Während diese Initialformen ganz allgemein mit Windberger Handschriften verglichen wurden (vgl. etwa Klemm, München, 1980, Abb. 402), gehört der Großteil der Initialen der Heiligenkreuzer Handschrift zu einer größeren Denkmalgruppe, die enge Verbindungen mit der Buchmalerei von Regensburg-Prüfeningen aufweist (vgl. Fingernagel, Heiligenkreuz, 1985, S. 43ff. und passim).


Cod. 1580, fol. 99r

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek, Cod. 33, fol. 124v
 

Cod. 1580, fol. 126r


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 147 ('Österreichische Arbeit um die Mitte des 12. Jahrhunderts'). - Gottlieb, Bibliothekskataloge, 1915, S. 74. - T. S. Pattie, Ephraem the Syrian and the latin manuscripts of 'De paenitentia'. The British Library Journal 13 (1987) 1-24. - Simader, Rein, 2001, S. 2, Anm. 11.

(AF)



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