Cod. 878 (Theol. 746)

Theologische Sammelhandschrift

Biburg, 2. Hälfte 12. Jahrhundert

Pergament. 133 Blätter. 17 x 12 cm. Reklamanten des 15. Jhdts.

Einband: Hellbraunes, ehemals weißes Leder über Holzdeckeln; ehemals eine Langschließe, die am VD einhakte. Am VD und am Rücken unten die Tengnagel-Signatur 'Nr. 76'; die oberen zwei Drittel des Rückens mit mehreren Papierschichten beklebt, darauf alte Titelschilder der Hofbibliothek. Am HD Signatur 'SS' (von Hermann als '55' gelesen), die auf fol. Iv wiederholt wird.

Provenienz: Die mittelalterliche Provenienz ist unbekannt; durch die Blotius-Signatur 'O 4455' am HD-Spiegel ist die Handschrift 1576 in der Wiener Hofbibliothek nachweisbar. Die Signatur 'SS' am HD und fol. Iv steht vielleicht in Zusammenhang mit der Signatur 'OO' in Cod. 1063.

Inhalt: Augustinus, Excerpta ex eius operibus (fol. 1-32v) - Lanfrancus, Contra Berengarium (fol. 33-61v) - Bernardus Claravallensis, De gradibus humilitatis et superbiae, unvollständig (f. 62-64) - Bernardus Claravallensis, De gratia et de libero arbitrio. - In fine legitur epistola ad Guilelmum Theodorici abbatem et initium tractatus, cuius finis 70' extat (fol. 64-86v) - Idungus Pruvingensis, Argumentum super quatuor quaestionibus (fol. 86v-118v) - Marbodus Redonensis (?), Poema hexametricum (fol. 119r-121v) - Marbodus Redonensis, De Jona propheta die (fol. 121v-124v) - Ekkebertus Sconaugiensis, Poema (fol. 125v-129v) - Johannes quidam, Poema hexametricum contra luxuriam (fol. 130-133v) - Epitaphium magistri Anselmi Landunensis et Antiphona de S. Maria virgine (fol. 133r).

Buchschmuck: Von den verschiedenen Einheiten wird nur jene von fol. 86v-118v beschrieben: Textanschluß in schwarzen Majuskeln, ansonsten nur eine rote, elfzeilige Rankeninitiale M (fol. 86v).

Stil und Einordnung: Die mit dem Pinsel ausgeführte Initiale am Beginn des um 1144/45 verfaßten Traktats des Idung von Prüfening (vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters - Verfasserlexikon, Bd. 4, Berlin - New York 1983, 362f. [R. B. C. Huygens]) auf fol. 86v stimmt stilistisch eng mit den gleichartig angelegten Initialen (fol. 45v, 57r, 68v, 78v, 89r und 99r) des nach Biburg zu lokalisierenden Cod. 716 überein, ist aber noch eine Spur flüchtiger - vgl. besonders fol. 68v und 89r, wo sich auch gleichartige, teilweise die Ranken umgreifende Blattmotive finden. Dementsprechend ist dieser Teil der Handschrift im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts im bayerischen Benediktinerkloster entstanden; da sich in anderen Einheiten (z.B. fol. 37, 65, 76, 80) wie in Cod. 716, 1023 und 1072 rot umrandete Fehlstellen des Pergaments finden, ist für die gesamte Handschrift die Entstehung in Biburg anzunehmen.


Cod. 878, fol. 86v

Vgl. Cod. 716, fol. 68v


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 161 - Simader, Rein, 2001, 5 Anm. 42.

(FS)



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