Cod. 768 (Rec. 3063)

Origenes

Klosterneuburg, um 1160/70

Pergament (I-III und I*-II* Papier). IV+132+II* Blätter. 21 x 13 cm. Kustoden: römische Zahlen am Lagenende.

Einband: Braunes gesprenkeltes Papier über Pappdeckeln mit weißen Pergamentecken (Linz, Ende 18. Jhdt.); auf dem weißen Lederrücken oben eine rote Lederetikette mit dem Titel in goldenen Lettern, unten Signaturschild der Hofbibliothek 'Rec. 3063'.

Provenienz: Baumgartenberg. Die Handschrift ist nicht im um 1200 angelegten Katalog des oö. Zisterzienserklosters verzeichnet; auf fol. IVv barocker Besitzvermerk 'Pomerii montis' aus dem 18. Jhdt. (um 1784). Nach der Aufhebung 1784 kam sie in die Wiener Hofbibliothek und wurde dort als 'Rec. 3063' einsigniert.

Inhalt: f. 1-3: Origenes, Expositio in symbolum apostolorum. f. 3v-80v: Origenes, Homiliae in Leviticum. f. 80v-131v: Origenes, Homiliae in Jesu Nave.

Buchschmuck: Rote Überschriften; rote, meist drei- bis vierzeilige Majuskeln, auf ff. 33v, 68v, 91r, 114r, 117v, 124r mit Punktverdickung und begleitender Wellenlinie, auf ff. 59r und 74r nur mit Wellenlinie. Zwei fünf- bis neunzeilige Rankeninitialen in Rot mit tw. schwarz konturierten Blatt- und Blütenmotiven auf f. 3v und 80v, auf f. 81r ersetzt ein siebenzeiliger raupenartiger Drache ein I.

Stil und Einordnung: Die Handschrift wurde bislang nach Baumgartenberg lokalisiert, doch die von einer Hand stammenden Initialen weisen auf das nö. Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg. Besonders jene auf fol. 80v hängt ganz eng mit Cod. 742 (fol. 40r) der Stiftsbibliothek zusammen - die dreiteiligen Blüten und das eigenwillige Motiv aus zwei eingerollten, knollenartigen Blättern mit einem Fortsatz, dessen abschließendes Blatt die Ranke umgreift, sind wie andere Blattformen in beiden Handschriften nahezu identisch ausgeführt. Nach Haidinger zeigen Cod. 207, 209, 212 in Klosterneuburg sowie Cod. 82 der Stiftsbibliothek Heiligenkreuz mit qualitativen Unterschieden dasselbe Formenvokabular (A. Haidinger, Verborgene Schönheit. Die Buchkunst im Stift Klosterneuburg [Katalog zur Sonderausstellung 1998 des Stiftsmuseums Klosterneuburg], Klosterneuburg/Wien 1998, Nr. 10). Weitere Handschriften, die diesen vom Salzburger Domstift beeinflußten Initialstil vertreten und nach Klosterneuburg lokalisiert werden können, sind Cod. 150 der ÖNB, Cod. 199 der Universitätsbibliothek Graz (Provenienz St. Lambrecht) und - laut Hinweis von Andreas Fingernagel - Cod. 104 der Stiftsbibliothek Heiligenkreuz; letzterer ist zwischen 1164 und 1165 entstanden, so daß die gesamte Gruppe in das 3. Viertel des 12. Jhdts. datiert werden kann (siehe bei Cod. 150).


Cod. 768, fol. 80v

Vgl. Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Cod. 742, fol. 40r
 

Cod. 768, fol. 80v

Vgl. Graz, Universitätsbibliothek, Cod. 199, fol. 3r (© UB Graz)


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 112 - Ausstellungskatalog 'Tausend Jahre Oberösterreich - Das Werden eines Landes', Katalogteil. Wels 1983, Hs. 33 (K. Holter) - K. Holter, Das mittelalterliche Skriptorium und die Bibliothek von Baumgartenberg. Festschrift 850 Jahre Baumgartenberg, Baumgartenberg 1991, 31f., wiederabgedruckt in: Holter, Buchkunst, 1996, II, 1170-1181.

(FS)



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