Cod. 738 (Theol. 115)

Rupertus Tuitiensis - Hugo de Sancto Victore

Biburg, 3. Viertel des 12. Jahrhunderts

Pergament. 199 Blätter. 32 x 21,5 cm.

Einband: Braunes Leder mit Blindstempeln und Streicheisenlinien über Holzdeckeln (Weltenburg, 15. Jahrhundert); ehemals zwei Schließen, an VD und HD Spuren von je fünf kreisrunden Beschlägen. Am VD Titelschild des 15. Jahrhunderts, darauf die Tengnagel-Nummer 'XVIII'. Der Rücken mit ehemals kirschrotem Papier überklebt, darauf alte Titel- und Signaturschilder der Hofbibliothek.




Provenienz: Benediktinerkloster St. Georg in Weltenburg: Besitzvermerke von mehreren Händen aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts auf fol. 1r ('Iste liber est sancti Georii martiris Weltinburch'), 139v (um 1231), 198v (um 1231) und 199v. Der Codex wurde vermutlich 1551 von Abt Fabian Laichner (1538-1553) an den Wiener Mediziner und Historiographen Wolfgang Lazius (1514-1565) übergeben - siehe Vermerk des Lazius 'accepi dono ab abbate' auf fol. Ir. Von Menhardt im Katalog des Hugo Blotius als 'N 4060' identifiziert, daher seit 1576 in der Hofbibliothek nachweisbar.

Inhalt (vgl. Tabulae): Foll. 1r-139v Rupertus Tuitiensis, De victoria verbi Dei - ff. 140r-198r Hugo de Sancto Victore, Sententiae (PL 176, 41ff.) - f. 198r Notiz zum Umfang von drei Handschriften (siehe Abb.) - ff. 198v-199v Nachtrag, um 1200: Papst Urban III., Brief an Friedrich I. vom 18. Juni 1186 (Jaffé-Loewenfeld, Reg. Pont. Rom., Nr. 15634). - f. 199v Federproben eines Ekhart von Dingolfing und eines Rugerus (15. Jhdt.).


Cod. 738, fol. 198r: Angaben zum Umfang von drei Handschriften.


Buchschmuck: Rote Überschriften. Zwei- bis sechszeilige rote Majuskeln. Vierzehn sieben- bis vierzehnzeilige Rankeninitialen (fol. 8v N, 9v V, 21r I, 32v N, 43r D, 53v I, 63v P, 83r M, 93r Q, 103v S, 112v S, 122r D, 132v E, 140r D), rot gezeichnet mit meist sepiabraun konturierten Blatt- und Blütenmotiven.

Stil und Einordnung: Für die Lokalisierung der Handschrift nach Biburg ist die stilistische Verwandtschaft der Rankeninitalen mit dem 1163 datierten Biburger Homiliar in München (Universitätsbibliothek, 2° Cod. 15, z.B. fol. 143r - zur Handschrift siehe N. Daniel, G. Kornrumpf u. G. Schott, Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek München: Die Handschriften aus der Folioreihe, Hälfte 1. Wiesbaden 1974, 22-25) und mit Cod. 716 ausschlaggebend. Sowohl die Ausführung der roten Partien mit einer offenbar stumpfen Feder (oder mit Pinsel ?) als auch die reduzierten rheinländischen Formen stimmen überein. Abweichend von den anderen hier vorgestellten Biburger Handschriften sind die Rankenabschlüsse mit einer deutlich spitzeren Feder in Sepiabraun gezeichnet; diese ungewöhnliche Kombination begegnet auch in der Federzeichnung auf fol. 1r in Cod. 741, was auf dieselbe Hand schließen läßt.


Cod. 738, fol. 8v

Vgl. München, Universitätsbibliothek, 2° Cod. 15, fol. 143r
 

Cod. 738, fol. 9v

Vgl. Cod. 716, fol. 89r
 

Cod. 738, fol. 140r

Vgl. Cod. 716, fol. 24v


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 43 - F. Stegmüller, Repertorium commentariorum in sententias Petri Lombardi. 2 Bde. Würzburg 1947. Bd. 1, Nr. 837 - Menhardt, Blotius, 1957, 85, 123 - R. Haacke, Die Überlieferung der Schriften Ruperts von Deutz, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 16 (1960), 420 - O. Mazal, Die Weltenburger Handschriften in der Österreichischen Nationalbibliothek. Weltenburg 1974. - O. Mazal, Katalog zur Ausstellung 'Weltenburger Handschriften des Mittelalters'. Kelheim 1981. - G. Dicke, Die Fabeln des Mittelalters und der frühen Neuzeit. München 1987 - E. Klemm, Die romanischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek, Teil 2: Die Bistümer Freising und Augsburg, verschiedene deutsche Provenienzen (Katalog der illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek in München 3/2). Text- u. Tafelband. Wiesbaden 1988, 13.

(FS)

Angelegt im August 2003

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