Cod. 726 (Rec. 3059)

Theologische Sammelhandschrift

Heiligenkreuz, um die Mitte des 12. Jahrhunderts

Pergament. II + 139 + I* Blätter. 31 x 21,5 cm.

Einband: Braun gesprenkelter Pappeinband mit Lederrücken; mit Pergament verstärkte Ecken. Vermutlich Linz, um 1784. Auf den Vorsatzblättern und den ersten Blättern des Buchblocks Rostspuren der Beschläge des mittelalterlichen (?) Einbandes.

Provenienz: Heiligenkreuz. Der Codex ist sehr wahrscheinlich mit einem Titel des ältesten Bibliotheksverzeichnisses dieses Klosters (vor 1147) zu identifizieren, der den Inhalt der Sammelhandschrift exakt wiedergibt (s. Gottlieb, Bibliothekskataloge, 1915, S. 20, Zeile 27-34). Später gelangte der Codex in die Tochtergründung Baumgartenberg, denn auf fol. IIr wurde im 16. Jahrhundert (?) ein Besitzvermerk dieses Klosters eingetragen. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1784 gelangte die Handschrift in die Hofbibliothek.

Inhalt: Foll. 1v-18r Hieronymus, Liber quaestionum hebraicarum in genesim. - ff. 18r-19r Ps.-Hieronymus, De decem tentationibus populi Israel. - ff. 19r-21v Ps.-Hieronymus, Commentarius in canticum Debborae. - ff. 21v-46r Ps.-Hieronymus, Hebraicae quaestiones in libros regum, Samuelis, Dabreianim, Habacuc. - f.46rv Chronica de regno Hebraeorum. - ff. 46v-52v De plenitudine librorum quos in canonem catholica recipit ecclesia. - ff. 52v-53r Alphabetum hebraicum. - ff. 53r-58v Hieronymus, Liber interpretationis Hebraicorum nominum. - ff. 58v-61v Quaestiones de libro Nave. - ff. 61v-73v Interpretationes in libros regum, in prophetas et in novum testamentum. - ff. 73v-97r Eusebius Caesariensis, Onomasticum. - f. 97r Simeon, Epistula de nominibus Domini. - f.97rv. Significatio nominum litterarum hbraicarum. - ff. 97v-124r Formulas spiritualis intelligentie latinorum nominum. - ff. 124r-139r Isidorus, Vita vel obitus sanctorum. - f. 139v Benedictus Anianensis, Excerptum diuersarum modus poenitentiarum. Distinctus de Regula s. Benedicti (Anfang).

Buchschmuck: Rubriziert. Ein- bis fünfzeilige rote Initialmajuskeln, teilweise mit silhouettierten vegetabilen Abläufen. Zu Beginn einiger Texte insgesamt zehn, vier- bis dreizehnzeilige Rankeninitialen auf foll. 1r, 21v, 44v, 46r, 50v, 52r, 74r, 94r, 98v und 132r. Vorwiegend in roter, teilweise auch in brauner Federzeichnung; foll. 94r und 132r hellgelb laviert bzw. auf gelbem Grund. Spaltleisteninitialen, wobei Teile des Buchstabenkörpers häufig durch Drachen ersetzt werden; fol. 132r am oberen Buchstabenende ein Löwenkopf. Der Rankenstil wird von großformigen, gebogten und schraffierten Blättern dominiert; nur fol. 74r aus einfacheren Knorpelranken. Der Initialgrund ist mitunter parzellenweise schraffiert bzw. rot oder gelb ausgefüllt.

Stil und Einordnung: Die Handschrift wurde sehr wahrscheinlich von einem Maler ausgestattet, der auch einen Teil der Initialen der Heiligenkreuzer Codices 113 und 237 ausgeführt hat, die ebenfalls um die Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren sind (zu dieser Gruppe s. Fingernagel, Heiligenkreuz, 1985, S. 28 ff. passim).


Cod. 726, fol. 1r

Vgl. Heiligenkreuz, Cod. 113, fol. 2v
 

Cod. 726, fol. 94r

Vgl. Heiligenkreuz, Cod. 113, fol. 3v


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 111 ('In der Cistercienserabtei Baumgartenberg bei Perg im Mühlkreis in Oberösterreich in der 2. Hälfte (3.Viertel) des XII. Jahrhunderts ausgeführt'). - K. Holter, Die romanische Buchmalerei in Oberösterreich. Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 101 (1956) 237. - K. Holter, Das mittelalterliche Skriptorium und die Bibliothek von Baumgartenberg. Festschrift 850 Jahre Baumgartenberg. Baumgartenberg 1991, 32.

(AF)



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