Cod. 719 (Univ. 269)

Theologische Sammelhandschrift

Heiligenkreuz, um 1200

Pergament. 135 Blätter. 32,5 x 22,5 cm.

Einband: Heller Ledereinband über dicken Holzdeckeln. 15. Jahrhundert. X-förmige, eingeritzte (!) Feldgliederung. Spuren von je fünf Buckeln, zwei Langschließen und einer Kettenbefestigung. Pergament-Titelschild größtenteils abgerissen.

Provenienz: Heiligenkreuz. Die Handschrift ist sehr wahrscheinlich mit den entsprechenden Titeln in den Heiligenkreuzer Katalogen des 14. Jahrhunderts zu identifizieren (s. Gottlieb, Bibliothekskataloge, 1915, S. 27, Zeile 11 und S. 62, Zeile 5-11). Zudem enthält der Codex zahlreiche, für einen Heiligenkreuzer Leser des 14. (?) Jahrhunderts typische Lesehinweise in Form einer bärtigen Profilmaske. - Aus dem Besitz des Wiener Bischofs Johannes Fabri (1530-1541), der seine Bücher testamentarisch dem Kollegium St. Nikolaus (vgl. das gedruckte Exlibris auf der Innenseite des VD) überlassen hatte; von dort 1756 in die Universitätsbibliothek Wien. Ein Signaturenschild mit den Buchstaben B.V., das sich unter dem Signaturenschild der Univ.-Signatur befindet, konnte noch nicht eindeutig zugeordnet werden, vgl. Cod. 1580.


Cod. 719, fol. 35va
Lesemarken eines Heiligenkreuzer Mönchs (14. Jhdt. ?)

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek
Cod. 105, fol. 48v


Inhalt: ff. 2r-127v Lactantius, Divinae institutiones. - f. 128r Lactantius, De ratione. - ff. 128v-135r Ps.-Ambrosius, De moribus Brachmanorum.

Buchschmuck: Rubriziert. Zu Beginn der Bücher des Haupttextes acht drei- bis neunzeilige Initialen in rotem, teilweise lavierend vermaltem Farbauftrag und brauner Feder: fol. 2r: Lactantius auf den Schrägbalken der M-Initiale sitzend und auf den Textanfang weisend; fol. 19v: Q-Initiale mit Drachencauda, fol. 35av: im Initialfeld zwei Vierbeiner, die sich ineinander verbeißen; fol. 55v: Rankeninitiale mit Drachen; fol. 74v: Löwe im Rankengeflecht; fol. 92r: Rankeninitiale mit Drachencauda; fol. 111v: B-Initiale, in den Bogenformen aus Drachenleibern; fol. 128r: Tierinitiale, Hase wird von einem Drachen verschlungen; fol. 128v: M-Initiale mit zwei Löwen, die in einem Kopf zusammenlaufen. - Foll. 130r-133r fünf zwei- bis dreizeilige Ziermajuskeln mit Schaftaussparungen und vegetabilen Abläufen; fol. 131r mit einem Drachen.

Stil und Einordnung: Die sicher aus Heiligenkreuz stammende Handschrift gehört stilistisch in den Umkreis des Magnum Legendarium Austriacum (Csc. 11-14), des letzten großen Hauptwerkes des dort ansässigen romanischen Skriptoriums. Der Figurenstil findet sich z.B. im Csc. 126 (fol. 1r) und im Csc. 11 (fol. 243v), der Rankenstil ist mit dem genannten Csc. 126 (fol. 18v) weitgehend identisch.


Cod. 719, fol. 2r

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek, Cod. 126, fol. 1r
 

Cod. 719, fol. 35va

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek, Cod. 11, fol. 243v
 

Cod. 719, fol. 55v

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek, Cod. 126, fol. 18v


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 179 ('Österreichische Arbeit vom Ende des 12. Jahrhunderts'). - T. Pritchard, The 'Ambrose' text of Alexander and the Brahmans. Classica et mediaevalia 44 (1993) 109-139 (zu ff. 128v-135r). - Simader, Rein, 2001, S. 2, Anm. 11.

(AF)



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