Beda Venerabilis, Commentarius in Salomonis proverbia, Ecclesiasten et Canticum canticorum
St. Pölten, um 1200
Pergament. 69 Blätter. 34,5 x 23 cm.
Einband:
Ehemals weißes, nun hellbraunes Leder über Holzdeckeln (Originaleinband ?). Spuren von zwei Schließen, die in Löcher an der Außenkante des Hinterdeckels einhakten; am HD oben fehlt ein Beschlag für die Kette. Am VD Titelschild des Collegium ducale (um 1464), am Rücken alte Signatur- und Titelschilder der Hofbibliothek.
Provenienz: St. Pölten (Entstehung). Später befand sich die Handschrift laut dem ausführlichen Vermerk auf fol. 1r im Besitz von Thomas Ebendorfer von Haselbach, Universitätslehrer in Wien, der sie 1464 dem Collegium ducale in Wien vermachte, von wo sie 1623 in die alte Universitätsbibliothek gelangte; deren Handschriftenbestand kam 1756 in die Hofbibliothek. Alte Vorsignatur: 'Univ. 267'.
Inhalt:
VD-Spiegel: Fragment mit Homilien von Papst Leo I., Südostdeutschland (?), spätes 8. oder frühes 9. Jahrhundert (2 Sp., mindestens 44 Z., eine sechszeilige Initiale S) - ff. 1v-69v Beda Venerabilis, Commentarius in Salomonis proverbia, Ecclesiasten et Canticum canticorum (am Rand Glossen von der Hand Ebendorfers).
Cod. 718, VD-Spiegel: karolingisches Fragment
Buchschmuck:
Rote Überschriften. Einzeilige rote Majuskeln auf gelbem Grund. 4 sechs- bis elfzeilige rote Rankeninitialen (fol. 1va T, 1vb P, 40r S, 58v O), auf fol. 1va auf gelbbraunem und grünem Grund. Bei den Initialen auf fol. 1vb und 40r sind der Initialgrund und einzelne Partien nachträglich mit Silberstift angezeichnet worden.
Stil und Einordnung:
Schrift (vgl. z.B. Cod. 2221) und Ausstattung stammen vom Hauptschreiber des St. Pöltener Skriptoriums aus dem Zeitraum um 1200/1210, dem sich eine Reihe von Handschriften zuordnen läßt (siehe bei Cod. 260). Die einfachen Blattformen der Rankeninitialen stimmen mit jenen im Cod. 336 überein, die geperlten Stege als Besatzmotive gehören zum Standardrepertoire des Zeichners. Da Cod. 718 als einzige Handschrift der Gruppe ausschließlich Rankeninitialen besitzt, ist er wie Cod. 336 den frühen Arbeiten zuzuordnen - in den späteren Werken werden ausschließlich Silhouetteninitialen verwendet (zur genaueren Chronologie siehe Simader, St. Pölten, 2001).
Cod. 718, fol. 1va
Vgl. Cod. 336, fol. 1r
Cod. 718, 1vb
Vgl. Cod. 2221, fol. 87v
Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 371 - Paul Uiblein, Die Universität Wien im Mittelalter. Beiträge und Forschungen (Schriftenreihe des Universitätsarchivs, Universität Wien, Bd. 11). Wien 1999, 465. - Weitere Literaturverweise finden Sie hier.