Cod. 416 (Univ. 818)

Vitae sanctorum

Heiligenkreuz, 3. Drittel 12. Jahrhundert

Pergament. 105 Blätter. 30 x 21,5 cm.

Einband: Unverzierter roter Ledereinband über Holzdeckeln. 15. Jahrhundert. Spuren von je fünf Buckeln, einer Schließe und einer Kettenbefestigung. Spuren des abgelösten Titelschildes.

Provenienz: Heiligenkreuz. Der Codex ist sehr wahrscheinlich im Heiligenkreuzer Katalog von 1381 nachzuweisen (s. Gottlieb, Bibliothekskataloge, 1915, S. 68, Zeile 26ff.). Zudem sind die in diesem Kloster von einem Leser des 14. (?) Jahrhunderts eingetragenen, charakteristischen Lesemarken in Form eines bärtigen Profilkopfes enthalten (z. B. fol. 95r - vgl. zu Cod. 719). - Im Vorderdeckel innen gedrucktes Exlibris des Wiener Bischofs Johannes Fabri (1530-1541), der demnach seine Bücher dem Kollegium St. Nikolaus in Wien vermacht hat. Von dort in die Universitätsbibliothek und schließlich 1756 an die Hofbibliothek. (Die in der Literatur gelegentlich vermutete St. Pöltener Herkunft ist nicht aufrechtzuerhalten).

Inhalt: Foll. 1r-17r Eugippius, Vita S. Severini (BHL 7655, 7656). - ff. 17r-26v Vita S. Corbiniani (BHL 1948). - ff. 27r-45v Vita S. Silvestri (BHL 7726, 7731, 7733). - ff. 46r-52v Passio S. Eustachii (BHL 2760). - ff. 52v-79r Vita S. Nicolai. - ff. 79r-104v Acta S. Johannis Alexandrini ep. (BHL 4388, 4389).

Buchschmuck: Rubriziert. Zwei- bis vierzeilige rote Initialmajuskeln von verschiedenen Händen, teilweise mit einfachen Blattausläufern (z. B. fol. 52v. 4 Federzeichnungsinitialen in Rot und Braun zu Textbeginn: fol. 1v ca. sechszeilige Rankeninitiale mit Hund, der sich in den Buchstabenkörper verbeißt; fol. 16v vierzeilig, mit menschköpfigem Mischwesen im Initialfeld und Drachen als d-Ablauf; fol. 17r fünfzeilig, mit Monster mit vogelköpfigem Schwanz und Nase; fol. 46r [Passio S. Eustachii] ca. 20zeilige, historisierte Initiale: Eustachius zwischen seinen Söhnen Agapius und Theopistus; darüber die Halbfigur Christi.

Stil und Einordnung: Die Entstehung in Heiligenkreuz ist aufgrund der unmittelbaren Verwandtschaft mit einer Gruppe von Ausstattungshandschriften dieser Provenienz gesichert. Übereinstimmungen im Ranken- und Figurenstil sowie im Motivrepertoire bestehen zu denjenigen Codices, die in unmittelbarer Abhängigkeit von der Regensburg-Prüfeninger Malschule entstanden sind, vgl. Csc. 100, fol. 1v oder Csc. 24, fol. 96r.


Cod. 416, fol. 46r

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek, Cod. 100, fol. 1v
 

Cod. 416, fol. 46r (Detail)

Vgl. Heiligenkreuz, Stiftsbibliothek, Cod. 24, fol. 96r
 

Cod. 416, fol. 17r


Literatur: Hermann, Handschriften, 1926, Nr. 159 ('Österreichische Arbeit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts'). - Stelzer, Recht, 1975, S. 82, Anm. 40. - F. Unterkircher, Die Kapitelüberschriften der Nikolaus-Vita in Cod. Vind. 416. Analecta Bollandiana 99 (1981) 65-73. - Fingernagel, Heiligenkreuz, 1985, S. 233f. und passim. - P. Régerat, Eugippe, Vie de Saint Séverin (Sources Chrétiennes 374) 48 (Sigle Rv). - Fingernagel, Mainz, 2000, 49 (Anm. 10)

(AF)



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