Aktuelle Projekte

‚Diebold Lauber – digital‘

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Wien, ÖNB, Cod. 2914 (Wolfram von Eschenbach ‚Parzival‘), fol. 289v

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Griese

Finanzierung: ESF-Förderung

Mitarbeiterinnen: Robina Prillwitz, Hedwig Suwelack, Christina  Mergel, Fine Krause

Laufzeit: seit Juli 2013

Kurzbeschreibung: Mit dem Namen Diebold Lauber verbindet sich in der mediävistischen Forschung ein Schreiber und Handschriftenhändler des 15. Jahrhunderts, der mit großformatigen illustrierten Manuskripten einen „Markenartikel“ (Saurma-Jeltsch) seriell produziert und verkauft.
Lieselotte Saurma-Jeltsch (Spätformen mittelalterlicher Buchherstellung, 2 Bde., 2001) widmete sich dem Lauber-Betrieb aus kunstgeschichtlicher Perspektive, wohingegen der kürzlich von Christoph Fasbender herausgegebene Band (Aus der Werkstatt Diebold Laubers, 2012) die Lauber-Forschung aus germanistischer Sicht beleuchtet.
Das Projekt ‚Diebold Lauber – digital‘ knüpft an der Frage der Werkstattorganisation an und sucht eine Verbindung zur Werkstatt von 1418 herzustellen, indem Schreiberhände und Papier der Handschriften neu untersucht werden. Ziel ist die präzise Erfassung und Durchleuchtung der Handschriftenproduktion aus diesen beiden Werkstätten im deutschen Südwesten. Dazu sollen insbesondere die Möglichkeiten der digitalen Präsentation (Digitalisierung der noch nicht elektronisch verfügbaren Lauber-Handschriften)und der Wasserzeichenabgleich mit online verfügbaren Datenbanken (WZIS, Briquet-Online, WZMA u.a.) genutzt werden, um eine Auswertung der Lauber-Handschriften mit den aktuellen Instrumenten der mediävistischen und paläographischen Forschung vorzunehmen.
Das Forschungsprojekt ist Teil des interdisziplinären Projektverbundes „Wissensrohstoff Text“ – Digital Humanities an der Universität Leipzig. Die digitalen Daten, die im Rahmen des Projektes erstellt, gesammelt und systematisiert werden, sollen daher auch mit neuen Verfahren aus der Informatik ausgewertet und interpretiert werden, wie dies bereits etwa bei der Nutzung von Wasserzeichendatenbanken bei der papierkundlichen Untersuchung geschieht. Neben der Erstellung eines „Lauber-Portals“ soll ein Programm zur Bilderkennung entwickelt werden, das eine informationstechnisch basierte Scheidung und Zuordnung der Schreiberhände zu einem bestimmten Schreiber leistet.
Drei Handschriften aus diesem Korpus befinden sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien: Cod. 2914 (http://data.onb.ac.at/rec/AL00165619), Cod. 2980 (http://data.onb.ac.at/rec/AL00167297) sowie Cod. 13975 (Band I: http://data.onb.ac.at/rec/AL00166406; Band II: http://data.onb.ac.at/rec/AL00219591). Die Handschrift ‚Adam und Eva‘ des Ludwin wurde in Rahmen dieses Projektes freundlicherweise durch die ÖNB digitalisiert. Die Wasserzeichen durften von uns im April 2014 abgenommen werden. Diese Daten können nun mit in das „Lauber-Portal“ (erste Online-Version voraussichtlich April 2015) eingebunden werden und tragen damit zu einer Vervollständigung des Werkstattbildes bei.

Ludwig Tiecks Bibliothek. Anatomie einer romantisch-komparatistischen Büchersammlung.

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Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Achim Hölter, M.A., Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft, Universität Wien

Kooperationspartner: Prof. Dr. Walter Schmitz (Dresden) und Prof. Dr. Thomas Köhler (Medienzentrum TU Dresden)

ProjektmitarbeiterInnen: Mag. Paul Ferstl und Constanze Prašek

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: 01.10.2014-30.09.2017

Kurzbeschreibung: Das Ziel dieses Projektes ist die virtuelle Rekonstruktion der berühmten Bibliothek (ca. 9000 Bände) des deutschen Romantikers Ludwig Tieck (1773-1853). Tiecks Büchersammlung – so die zentrale These – stellt eine wissenschaftliche Privat- und Dichterbibliothek dar, die in idealer Weise die Grundlage für Lese- und Schreibweisen verkörpert, die als genuin komparatistisch beschrieben werden müssen. Die Rekonstruktion und Würdigung dieser Bibliothek, die seltene, wertvolle Drucke von der Renaissance und dem Siglo de oro bis hin zu Tiecks Gegenwart enthielt und in einer Berliner Auktion 1849/50 verkauft wurde, stellt in der Erforschung der europäischen Romantik und dem systematischen Erfassen und Evaluieren protokomparatistischer Büchersammlungen eine Pionierarbeit dar. Da die Auflösungsgeschichte der „Bibliotheca Tieckiana“ äußerst komplex ist, besteht das Desiderat in einer Auflistung der kompletten Bibliothek nach modernen Standards der Katalogisierung, um alle Daten zu Tiecks Bücherkauf und -gebrauch festzuhalten und darüber hinaus alle Exemplare zu lokalisieren und zu untersuchen (nun hauptsächlich in Berlin, Breslau, Göttingen, Halle, Krakau, London, München, Wien, Wroclaw und wahrscheinlich in Lodz, St. Petersburg, Warschau; aber auch in Privatbesitz). Die Evaluation der Bedeutung von nach Wien verkauften Beständen für die K.K. Hofbibliothek stellt einen wichtigen Bereich des Projektes dar.

Die Informationen zu Tiecks Bibliothek werden in einer Netzdatenbank kombiniert und erweitert bereitgestellt. Die Ergebnisse werden in einer digitalen Datenbank aufbereitet und vorgestellt, die allein zu diesem Zweck mit Blick auf ihre besonderen Anforderungen hin entworfen wurde. Die Bearbeitung der Daten bzw. der Zugang zu diesen Daten wird nach den Prinzipien der Open-Access-Politik von Universität Wien und FWF erfolgen, die Tiefe und Qualität der Daten zusätzlich verbessern und die Grundlage für neue Fragestellungen schaffen. Suchroutinen stellen einen spezifischen und zusätzlichen Wert für das Verständnis von Tiecks Bibliotheken dar – gerade auch in Bezug auf die diachrone Dimension – da sie durch z. B. kombinierte Such-Parameter den Nutzen von Registern weit übertreffen. Da nicht bekannt ist, wie Tieck seine Bibliothek ordnete, wird es die Datenbank auch erlauben, verschiedene Klassifikationssysteme auf Tiecks Bücher anzuwenden. Zudem muss die internationale kontinuierliche und gleichzeitige Pflege der Datenbank möglich sein, um die Aufnahme neuer Informationen jederzeit möglich zu machen.

Obwohl eine Printausgabe ein langfristiges Ziel darstellt, ist die Datenbank die notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Nutzung der Ergebnisse und qualifiziert das Projekt als „Treffpunkt“ der internationalen Gemeinschaft von Forschern, die sich mit Fragen zu Tieck, der Romantik oder den Anfängen der Komparatistik auseinandersetzen. Dank diesem Unternehmen wird eine der bedeutendsten Dichterbibliotheken der Literaturgeschichte zumindest virtuell restauriert werden und fortbestehen.



Populäre Gelehrsamkeit zwischen poetischen Ambitionen und pragmatischen Interessen

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Projektleitung: A.o. Univ.-Prof. Dr. Gisela Procházka-Eisl
Institut für Orientalistik, Universität Wien

Kooperationspartner: Dr. Ernst Petritsch, Haus-, Hof- und Staatsarchiv

ProjektmitarbeiterInnen:

Dr. Adnan Kadrić, Mag.a Hülya Çelik

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: 1.7. 2011 bis 30.6.2015

Kurzbeschreibung:
In den umfangreichen orientalischen Handschriftenbeständen der Österreichischen Nationalbibliothek befinden sich zahlreiche osmanische Manuskripte, darunter eine größere Anzahl von Sammelbüchern (osmanisch: mecmûa). Diese Sammelbücher wurden von einer oder mehreren Personen für den persönlichen Gebrauch kompiliert und enthalten eine Vielzahl von Informationen zu verschiedenen Wissensgebieten von Medizin, Astronomie, Religion bis hin zu Traktaten über Bienenzucht, Briefen und Gedichten. Der Wert dieser Sammelschriften, die oft sonst nirgendwo erhaltene Texte bewahren, wurde erst vor wenigen Jahren von der Osmanistik erkannt.

In diesem Projekt sollen einige Aspekte der frühneuzeitlichen osmanischen Wissenskultur erforscht werden, und zwar speziell jene Gebiete des Wissens, die außerhalb der offiziellen osmanischen Lehrinstitutionen, der medreses, gebraucht und kultiviert wurden. Unsere wichtigsten Quellen für diese Untersuchung werden die Enzyklopädie Netâ’ic ül-fünûn des Gelehrten und Dichters Nev‛î (16. Jahrhundert), und eine Anzahl von sechs Sammelschriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert sein. Im Zentrum des Interesses stehen folgende Codices aus der Sammlung von Handschriften und Alten Drucken: Cod. A.F.222a, Cod. A.F. 232, Cod. A.F. 233a, Cod. A.F.268, Cod. A.F. 287a, Cod. A.F. 287b (Sammelschriften) sowie Cod. N.F. 434 und Cod. N.F. 413 (Netâ’ic).

In kulturgeschichtlicher Hinsicht geht es uns darum, die Kultur des „Allgemeinwissen“ gebildeter Osmanen im Rahmen ihres eigenen historischen Kontexts und im Hinblick auf eigene, osmanische Konzepte zu erforschen. Die Netâ’ic sollen im Vergleich zu anderen Enzyklopädien und wissenschaftlichen Werken  der Osmanen analysiert werden. Netâ’ic und mecmû‛as werden außerdem hinsichtlich ihrer Quellen, des Hintergrunds der Autoren bzw. Kompilatoren sowie der Leser und Nutzer untersucht. Die Frage nach der „Popularisierung“ des Wissens soll speziell im Zusammenhang mit der Frage erörtert werden, auf welche Weise die Autoren der genannten Werke ihre Quellen gebrauchten, wie sie Wissen präsentierten und wie ihre Arbeiten benutzt wurden. Unser besonderes Interesse wird dabei auch der Rolle gelten, welche die Dichtung innerhalb der osmanischen Wissenskultur spielte, insbesondere der Art und Weise, wie dichterische Elemente in Netâ’ic und mecmû‛as eingesetzt wurden.

Philologische Ziele des Projekts sind eine vollständige kritische Edition und Übersetzung der Netâ’ic und eine Edition und Übersetzung ausgewählter Passagen aus den mecmû‛as. Darüber hinaus werden sämtliche Texte unseres Corpus in Kooperation mit dem Austrian Centre for Digital Humanities an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften digital aufbereitet und stehen als open access im CLARIN-Repositorium zur Verfügung. Eine erste Version dieser digitalen Edition ging vor kurzem online; Termini aus verschiedenen Wissensgebieten (Astronomie, Medizin, Pflanzen), aber auch Autoren, Verse und die in den Werken genannten Quellen wurden annotiert und kommentiert, wobei die Visualisierung der Kommentare erst in einem weiteren Schritt erfolgen wird. Die erste Version dieser digitalen Edition kann unter http://clarin.oeaw.ac.at/ccv/ aufgerufen werden.

Fotoalben der Familie Wittgenstein. Forschungsprojekt der Österreichischen Nationalbibliothek zur Erschließung des Fotobestandes der Sammlung „Nachlass der Familie Wittgenstein-Stonborough“

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Wien, ÖNB, Cod. Ser. n. 37630, Foto 54

Projektleitung: Dr. Elisabeth Edith Kamenicek

Kooperationspartner: Sammlung von Handschriften und Alten Drucken

Finanzierung: Sponsor

Laufzeit: 01.06.2013 bis 31.01.2015

Kurzbeschreibung 1. Teil:
Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt eine umfangreiche Sammlung an Dokumenten zu Ludwig Wittgenstein, nach den Beständen der Wren Library des Trinity College in Cambridge die zweitgrößte Wittgenstein-Sammlung weltweit. Darunter befinden sich aufschlussreiche Manuskripte aus den 1930er Jahren, die den philosophischen Neubeginn in Cambridge dokumentieren: zwei Typoskripte zu Wittgensteins Tractatus logico-philosopicus sowie zahlreiche Briefe von und an Ludwig Wittgenstein.
Zur Sammlung gehört auch ein großer Nachlassbestand aus dem Besitz der Familie Stonborough. Dieser umfasst u.a. Kompositionen und Zeichnungen der Geschwister Ludwigs wie auch Baupläne zum Haus in der Kundmanngasse in Wien. Dieser Bestand beinhaltet auch an die 600 Fotografien von sowohl biographisch als auch kulturgeschichtlich hohem Wert: drei Familien-Fotoalben und 200 Einzelfotografien. Die meisten der Fotos sind unpubliziert, darunter auch unbekannte Momentaufnahmen aus der Kindheit Ludwig Wittgensteins. Die Fotosammlung enthält Aufnahmen von den unterschiedlichsten Familiensitzen der Wittgensteins – herausragend die von Karl Wittgenstein und seiner Familie ab den 1890er Jahren oft frequentierte Hochreith – und von zahlreichen Reisen einzelner Familienmitglieder.
Die Fotoalben, die die Zeit von 1865 bis 1910 umfassen, enthalten meist noch nicht publizierte Fotos und sollen im Rahmen dieses Projektes im Detail erschlossen werden: Identifikation der dargestellten Personen, von Zeit und Ort sowie der diesbezüglichen Hintergrundereignisse. Die Identifikation des Fotografen bzw. der damals bekannten Fotoateliers der Donaumonarchie sind zu recherchieren, die dabei verwendeten Techniken in der Fotografie sind dabei genauso von Relevanz und müssen untersucht werden wie die Frage, ob es sich um offizielle Fotografien handelt oder um so genannte „Schnappschüsse“ eines Autors aus dem Familienkreis oder eines „Künstlerfreundes“ der Familie wie zum Beispiel des Malers Johann Victor Krämer, des Malers und Stechers Ferdinand Schmutzer oder auch des k. u. k. Hoffotografen und Fotografen der Secession Moritz Nähr. Ebenso von wissenschaftlicher Relevanz sind die Arrangements und die Maße der eingeklebten Fotos; sie zeigen bereits die Vorliebe der Familie Wittgenstein, sie nach ihren ästhetischen Bedürfnissen und persönlichen Freiheiten zu bearbeiten und zuzuschneiden (wie dies später auch bei Ludwig Wittgenstein in seinem persönlichen Fotoalbum der Fall war).
Die Fotoalben dokumentieren die kulturhistorische Bedeutung der Familie Wittgenstein, deren großes Interesse an Musik, der Bildenden Kunst und der im 19. Jahrhundert entwickelten Technik der Fotografie.
Das Fotomaterial ist bereits in Zusammenarbeit mit der Sammlung von Handschriften und Alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek digitalisiert und wird über den Handschriftenkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek im Volltext zugänglich gemacht werden. Der Katalog (HANNA), in dem die Forschungsergebnisse aufgenommen werden, ist online über die Österreichische Nationalbibliothek frei zugänglich, so dass es ForscherInnen der verschiedensten Wissensgebiete möglich sein wird, zentrale Inhalte des Forschungsgegenstands über Suchfunktionen direkt zu recherchieren und gezielt nutzen zu können.

Kurzbeschreibung 2. Teil:

Die Sammlung von Handschriften und Alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek verfügt zudem über eine der umfangreichsten Sammlungen von Brieforiginalen der Familie Wittgenstein, darunter befinden sich circa 760 Originale von beziehungsweise an Ludwig Wittgenstein (exklusive der Korrespondenz zwischen Ludwig Wittgenstein und seinem Freund Ben Richards, die aus rechtlichen Gründen noch für die Benützung gesperrt ist). Diese sind größtenteils bereits in der Elektronischen Edition des Gesamtbriefwechsels des Brenner-Archivs in Innsbruck online zugänglich. Circa 350 Objekte sind Korrespondenzstücke, die noch nicht in ihrer Tiefe erschlossen wurden (weder im Brenner-Archiv noch in der Österreichischen Nationalbibliothek selbst), aber für die Wittgenstein-Forschung und besonders für die Erschließung der Fotoalben von großer Relevanz sein können. Im Rahmen der zweiten Projektphase, die bis Ende Jänner 2015 läuft, soll neben den abschließenden Arbeiten zu den drei Familienalben diese noch weitgehend unbeachteten Objekte des Bestandes in den Fokus des Forschungsprojekts gestellt werden.

In den Katalog (HANNA) soll dabei folgendes einfließen:

1. Namen (Normierung und Verknüpfung mit GND)

2. Inhalt (Lesen der handschriftlichen Objekte und Zusammenfassung des Inhalts)

3. Korrektur weiterer Angaben (Datierung etc.)

Als Ergänzung sollen auch jene Korrespondenzen, die bereits im Brenner Archiv publiziert worden sind, in Form von Inhaltsregesten formuliert und in den HANNA Katalog eingegeben werden.

Diese inhaltliche Feinerschließung ist ein Gewinn für den HANNA-Katalog, zudem stellen diese Ergebnisse aus der zweiten Projektphase einen wesentlichen Mehrwert für die Wittgenstein-Forschung dar.

 

Die Fuggerzeitungen. Ein frühneuzeitliches Informationsmedium und seine Erschließung

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Projektleitung: Dr. Katrin Keller

Kooperationspartner: Sammlung von Handschriften und Alten Drucken

ProjektmitarbeiterInnen:
MMag. Nikolaus Schobesberger
Dr. Paola Molina

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: 01.03.2011 bis 28.02.2014

Kurzbeschreibung:
Kommunikation und Medien in der Geschichte stehen in den letzten Jahren in zunehmendem Maße im Fokus der historischen Forschung nicht nur des deutschsprachigen Raumes. Im Spannungsfeld zwischen “privatem” Briefwechsel und “öffentlichen” Medien sind zuletzt auch die Anfänge des europäischen Zeitungswesens wieder ins Blickfeld gerückt. Die erste gedruckte Zeitung Europas erschien 1605 in Straßburg, aber schon Jahrzehnte vorher existierten in vielen europäischen Regionen handgeschriebene “avvisi” bzw. Zeitungen als kommerzielle Produkte. Ziel des Projektes ist es, einen der europaweit prominentesten Bestände des spezifisch frühneuzeitlichen Informationsmediums “geschriebene Zeitung” zu nutzen und zugleich der Forschung besser zugänglich zu machen. Es handelt sich dabei um die sog. Fuggerzeitungen, eine Sammlung geschriebener Zeitungen, die von den Brüdern Octavian Secundus und Philipp Eduard Fugger zusammengestellt wurde. Sie umfasst 16.021 Zeitungen aus den Jahren zwischen 1568 und 1605. Ursprünglich Bestandteil der Fuggerschen Bibliothek, befinden sich die 27 Foliobände, in denen die Zeitungen gesammelt sind, seit 1656 in der kaiserlichen Bibliothek in Wien. Die hier enthaltenen Nachrichten betreffen die gesamte damals bekannte Welt. Sie kamen aus den wichtigsten Handels- und Nachrichtenzentren Europas – die meisten Zeitungen stammen aus Antwerpen, Rom, Venedig und Köln, gefolgt von Lyon, Wien und Prag –, aber auch aus Übersee, aus Indien und dem Nahen Osten. Dieser Bestand, der in der pressegeschichtlichen, der literaturwissenschaftlichen wie der historischen Forschung immer wieder erwähnt, aber nur selten untersucht worden ist, soll nun unter verschiedenen inhaltlichen Aspekten ausgewertet werden: Einerseits geht es um die Frage, wie handschriftliche Zeitungen zur Kommunikation von Kriegsereignissen sowie höfischer Kultur und Zeremoniell in der sich entwickelnden medialen Öffentlichkeit beigetragen haben. Andererseits soll durch den Vergleich mit der Überlieferung in einer anderen bedeutenden Zeitungssammlung, der der sächsischen Kurfürsten, nach der Einbindung der Fuggerzeitungen in frühneuzeitliche Netzwerke des Nachrichtenaustauschs gefragt werden. Basis der inhaltlichen Beschäftigung wird dabei die Erschließung des gesamten Wiener Bestandes bilden. Die Zeitungen sollen in Zusammenarbeit mit der Sammlung von Handschriften und Alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek digitalisiert und über den Handschriftenkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek im Volltext zugänglich gemacht werden. Der Katalog (HANNA bzw. ÖVK-NAH), in den die Fuggerzeitungen aufgenommen werden, ist online über die Österreichische Nationalbibliothek frei zugänglich, so dass es Forschern der verschiedensten Wissensgebiete möglich sein wird, zentrale Inhalte der Zeitungen (Orte und Personen, Absendorte, Daten, Sprache) über Suchfunktionen direkt zu recherchieren und die Texte gezielt zu nutzen.

Die illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen Nationalbibliothek

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Bademädchen der Wenzelsbibel

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Viktor Michael Schwarz - Univ.-Prof. Dr. Walter Pohl

Kooperation:
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien: Otto Pächt-Archiv
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Abteilung Schrift- und Buchwesen

ProjektmitarbeiterInnen der letzten Jahre: Dr. Christine Beier, Dr. Regina Cermann, Dr. Dorothea Duda, Dr. Andreas Fingernagel, Dr. Katharina Hranitzky, Dr. Ulrike Jenni, Dr. Karl-Georg Pfändtner, Dr. Veronika Pirker-Aurenhammer, Dr. Susanne Rischpler, Dr. Martin Roland, Dr. Mag. Carmen Rob-Santer, Mag. Michaela Schuller, Mag. Friedrich Simader, Dr. Maria Theisen und Dr. Dagmar Thoss.

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: bis 30.04.2014

Kurzbeschreibung:
Vor fast einem Jahrhundert wurde das "Beschreibende Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich" gegründet. Die ab 1905 erschienenen Bände waren wichtigen Bibliotheken der heutigen Bundesländer gewidmet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in einer neuen Folge die Reihe mit den Katalogen der illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Nationalbibliothek in Wien fortgesetzt und bedeutende Gruppen, wie die byzantinischen Handschriften und die abendländischen Handschriften vor allem West- und Südeuropas in den Bestandskatalogen publiziert. Nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg konnte die Katalogisierungstätigkeit in den frühen siebziger Jahren wieder aufgenommen werden.
Schwerpunkt der von Prof. Otto Pächt geleiteten Projekte war die katalogmäßige Erschließung von den bedeutenden Handschriftengruppen der flämischen, französischen und holländischen Schulen des Spätmittelalters. Die Bearbeitung dieser Bestandsgruppe wird von Frau Dr. Dagmar Thoss (Österr. Akademie der Wissenschaften) in absehbarer Zeit abgeschlossen werden.
Unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Schmidt (Universität Wien) konnte die Bearbeitung der Bestände seit 1989 weiter intensiviert werden. Schwerpunkte dieses Projektabschnittes sind die reichen Bestände der Handschriftensammlung an hoch- und spätgotischen Handschriften der mittel- und osteuropäischen Länder. Drei Bände dieser Reihe - "Mitteleuropäische Schulen I (ca. 1250-1350)", "Mitteleuropäische Schulen II (ca. 1350-1410)" samt Ergänzungen und "Mitteleuropäische Schulen III (ca. 1350-1400)" - sind bisher erschienen.
Die finanzielle und wissenschaftliche Basis für diese Projekte ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Österreichischen Nationalbibliothek.

Folgende Handschriftengruppen werden derzeit bearbeitet:
• Flämische Schulen III und IV
• Mitteleuropäische Schulen V: Österreich, Deutschland, Schweiz (ca. 1410–1450)
• Mitteleuropäische Schulen VII: Böhmen, Mähren, Schlesien, Ungarn (ca. 1400-1450)
• Mitteleuropäische Schulen VIII: Österreich, Deutschland, Schweiz (ca. 1450-1475)

Wichtige Textzeugen in Wiener griechischen Palimpsesten

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Cod. 954 (Palimpsest): links obere Schrift, rechts untere Schrift

Projektleitung: em. Univ.-Prof. Dr. Otto Kresten

Kooperationspartner: Prof. Dr. Oliver Primavesi (München), Prof. Dr. Klaus Alpers (Hamburg), Prof. Dr. Bernard H. Stolte (Groningen/Rom), Dr. Gunther Martin (Bern), Dr. Véronique Somers (Louvain-la-Neuve), Doz. Dr. Ernst Gamillscheg, Doz. Dr. Christian Gastgeber (Wien).

Projektmitarbeiterin: Doz. Dr. Jana Grusková

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: 01.06.2012–31.05.2015

Kurzbeschreibung:
Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt eine große Anzahl griechischer Palimpseste. Viele der getilgten unteren Texte wurden bei der in den 60er bis 90er Jahren des 20. Jahrhunderts durchgeführten Gesamtkatalogisierung erfasst, andere Palimpseste konnten erst in der letzten Dekade dank moderner technischer Möglichkeiten genauer untersucht werden. Eine neue systematische Bearbeitung der griechischen Palimpseste der ÖNB hat im Rahmen des EU-Projekts "Rinascimento virtuale – Digitale Palimpsestforschung" (2001–2004) begonnen und wurde danach, in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern, im Rahmen des Projekts "Griechische Palimpseste" am Institut für Byzanzforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2005–2008) weitergeführt.
Das nunmehr begonnene neue Projekt verfolgt das Ziel, fünf wichtige, einzigartige griechische Textzeugen, die in der getilgten Textschicht von Palimpsesten der Österreichischen Nationalbibliothek bisher zum großen Teil verborgen waren, zu entziffern, zu edieren und eingehend zu analysieren, um dieses wertvolle Kulturerbe allen einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen und auch einem breiten interessierten Publikum zugänglich zu machen. Von zentraler Bedeutung für die Geschichte der griechischen Sprache ist das berühmte Herodian-Palimpsest (De prosodia catholica) im Cod. Hist. gr. 10 mit zahlreichen, zum Teil nur hier überlieferten Zitaten aus klassischen Autoren. In der unteren Schrift dieses Manuskriptes ist auch ein bisher unbekanntes Florilegium der Basiliken erhalten geblieben, des ausführlichsten Textes zur Gesetzgebung im byzantinischen Recht. Im Cod. Hist. gr. 73 fanden sich vor kurzem neue historische Fragmente, die offenbar Ereignisse aus den Gotenkriegen des 3. Jh. nach Chr. erzählen. Von höchstem Interesse sind auch Fragmente aus dem ansonsten verlorenen griechischen Original der Weltgeschichte des Eusebios von Kaisareia (Cod. Jur. gr. 18) und Reste eines uralten griechischen Volksbuches mit der Legende vom Heiligen Georg (Cod. 954). Bei der ausführlichen Erfassung der genannten wichtigen Palimpseste sind vielfältige Einblicke in die mittelalterliche Kultur und Buchproduktion vom 6. bis zum 13. Jahrhundert zu erwarten. Einzelne Texte und Handschriften werden in Zusammenarbeit mit weltweit anerkannten Spezialisten (Projektpartnern) bearbeitet.
Hoch-innovative multispektrale Aufnahmetechnologie wird die Entzifferung unlesbarer Texte ermöglichen. Für 76 Palimpsestseiten werden dabei die bereits zur Verfügung stehenden multispektralen Aufnahmen der italienischen Fotoscientifica Snc Di Finzi & Broia aus Parma eingehend ausgewertet werden. Für 12 Palimpsestseiten der jüngst entdeckten wertvollen Textzeugen wird die Aufnahmetechnik der Early Manuscripts Electronic Library (EMEL) aus California, die auch bei der Entzifferung des berühmten Archimedes-Palimpsestes verwendet wurde, zum Einsatz kommen.

Neulateinische Studien des Ludwig-Boltzmann-Instituts

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Projektleitung: PD Dr. Stefan Tilg

Kooperationspartner: ÖNB, Ludwig-Boltzmann-Institut, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Albert-Ludwig-Universität Freiburg und Pontificio Comitato di Scienze Storiche

Finanzierung: siehe Kooperationspartner

Laufzeit: 2011-2014

Kurzbeschreibung:
Die Forschungsinteressen fokussieren auf die Erfassung der bisher von der Wissenschaft eher vernachlässigten Aufarbeitung der neulateinischen Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts und konzentriert sich dabei auf deren Anteil an der Ausbildung einer europäischen Kultur. Diese Fragestellung wird anhand dreier konkreter Themenfelder durchgeführt, die den Bereichen Politik, Religion und Mentalitätsgeschichte zugeordnet werden können. Im Detail werden unter anderem die Rolle des Neulatein im multilingualen und multinationalen Habsburgerreich, das katholische Schuldrama des 18. Jahrhunderts, die Hymnographie des 16. bis 18. Jahrhunderts und das Verhältnis zwischen Natur und Individuum in diesem Zeitraum untersucht.

Die virtuelle Bibliothek der Kartause Gaming. Digitale Rekonstruktion des Bibliotheksbestandes der ehemaligen Kartause Gaming in Niederösterreich

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Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Winkelbauer

Kooperationspartner: Sammlung von Handschriften und Alten Drucken

Projektmitarbeiter: MMag. Patrick Fiska, Mag. Severin Matiasovits

Finanzierung: Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank

Laufzeit: seit November 2012

Kurzbeschreibung:
Gegenstand des Projektes ist die digitale Rekonstruktion der Bibliothek der Kartause Gaming in Niederösterreich, insbesondere des Handschriftenbestandes. Die seit dem Spätmittelalter historisch und theologisch bedeutende, in der Folge auf 20.000 Bände angewachsene Bibliothek wurde mit der Aufhebung des Klosters 1782 verstreut. Auf der Basis einer Datenbank sollen die teils bekannten, teils verschollenen und teils verlorenen Handschriften eruiert und virtuell zusammengeführt werden. Für die Kenntnis des Handschriftenbestandes stellen neben der Recherche in den Handschriftenkatalogen unterschiedlicher Bibliotheken die Briefe des Gaminger Bibliothekars Leopold Wydemann (1668–1752) eine zentrale Quelle dar, deren Auswertung wichtige Anhaltspunkte für die gezielte Suche in internationalen Handschriftenbibliotheken liefert. Neben Handschriftenbeschreibungen soll die „virtuelle Bibliothek der Kartause Gaming“ sowohl Digitalisate erhaltener Handschriften wie auch die nur mehr in barocken Editionswerken überlieferten Texte nach Gaminger Vorlagen zugänglich machen.
Weiters ist die Erfassung des reichhaltigen Briefcorpus Leopold Wydemanns geplant, der mit zahlreichen Gelehrten innerhalb und außerhalb des Kartäuserordens korrespondierte. Eine mit dem FWF-START-Projekt „Monastische Aufklärung und die benediktinische Gelehrtenrepublik“ bestehende Partnerschaft beinhaltet die Mitarbeit an der Edition der Korrespondenz zwischen Leopold Wydemann und den Brüdern Pez, insbesondere hinsichtlich handschriftenkundlicher Fragen. Eine Kooperation besteht außerdem mit der Sammlung von Handschriften und Alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek, wo heute ein großer Teil der ehemaligen Gaminger Kodizes liegt. Das Projekt leistet somit einen wichtigen (wenn auch thematisch begrenzten) Beitrag zur Provenienzforschung des Bestandes in der Österreichischen Nationalbibliothek.

Texttransfer und Buchaustausch - Netzwerke monastischer Handschriftenproduktion am Beispiel des Zisterzienserstifts Baumgartenberg in Oberösterreich.

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Projektleitung: Dissertationsprojekt unter der Betreuung von Univ.-Prof. Dr. Christian Lackner, Universität Wien

Kooperationspartner: Sammlung von Handschriften und Alten Drucken, Oberösterreichische Landesbibliothek

Projektmitarbeiter: Mag. Katharina Kaska

Finanzierung: uni:docs Förderprogramm der Universität Wien

Laufzeit: seit Oktober 2013

Kurzbeschreibung:
Im Mittelpunkt dieses Projekts stehen die Handschriftenproduktion und der Bucherwerb des ehemaligen Zisterzienserstifts Baumgartenberg (OÖ) im 12. Jahrhundert und seine Einbindung in regionale und ordensspezifische Netzwerke.
Die erhaltenen Handschriften des 1141 als Tochterkloster von Heiligenkreuz gegründeten und 1784 aufgehobenen Stifts werden heute in der Österreichischen Nationalbibliothek und der Oberösterreichischen Landesbibliothek aufbewahrt. Sie bilden zusammen mit einer Bücherliste aus der Zeit um 1200 den Ausgangspunkt der Untersuchung, die sich neben der Aufarbeitung der Handschriftenproduktion vor allem den Austauschbeziehungen zwischen Baumgartenberg und anderen Klöstern widmet. Zum Aufbau seiner Bibliothek konnte das Stift von diesen einerseits Handschriften erhalten, andererseits musste auch für die Eigenproduktion auf Textvorlagen von außen zurückgegriffen werden. Durch paläographische, kodikologische und überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen soll ermittelt werden, welche Rolle zisterziensische Ordensfiliationen für diesen Text- und Buchtransfer spielten und in wieweit es zum lokalen Austausch mit Klöstern anderer Orden kam, um so einen Einblick in die Vernetzung ostösterreichischer Klöster im 12. Jahrhundert zu gewinnen.
Parallel dazu werden ausführliche Beschreibungen der ältesten Baumgartenberger Handschriften nach den Richtlinien zur Handschriftenkatalogisierung in Österreich erstellt. Sie werden als Metadaten mit den von der OÖLB und ÖNB bereitgestellten Digitalisaten der Handschriften verbunden, um so einen weiteren Baustein zur Aufarbeitung des reichen österreichischen Handschriftenschatzes zu liefern.


Mittelalterliche Musikhandschriften in der ÖNB

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Projektleitung: Mag. Dr. Alexander Rausch

Kooperation: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Musikforschung

ProjektmitarbeiterInnen: Mag. Ana Cizmic, Dr. Robert Klugseder

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: 15.06.2012 bis 14.08.2015

Kurzbeschreibung:
Die Quellen zur älteren Musikgeschichte Österreichs sind bis heute von der Forschung nicht hinreichend aufgearbeitet. Trotz verdienstvoller Detailstudien bedarf es nach wie vor einer systematischen Erschließung der musikalischen Überlieferung in österreichischen Bibliotheken vom 9. bis zum frühen 16. Jahrhundert. Dabei zeigt sich, dass die Desiderata bei der größten Sammlung unseres Landes, der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), am deutlichsten sind. Das dringendste Forschungsanliegen besteht in der Erfassung und Auswertung sämtlicher Quellen mit musikalischer Notation, die sich in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken sowie teilweise in der Musiksammlung der ÖNB befinden. Dieses klar definierte Kriterium (Vorhandensein von schriftlich fixierter Musik) scheint wesentlich praktikabler als eine Einengung auf bestimmte musikalische Repertoires, Gattungen oder Epochen, und es bietet aufgrund seiner leichten Erkennbarkeit die meisten Chancen für eine Zusammenarbeit mit verwandten Disziplinen. Aus historischen Gründen handelt es sich um einen äußerst inhomogenen Bestand. Naturgemäß überwiegen hier die lateinischen Codices, doch es werden auch deutsche und tschechische Texte berücksichtigt. Eine aktuelle Liste der aus Katalogen und anderer wissenschaftlicher Literatur bekannten sowie der noch unbekannten Quellen umfasst insgesamt 413 Signaturen. Dieser relativ umfangreiche Bestand soll in einem musikwissenschaftlich ausgerichteten Gesamtkatalog beschrieben werden. Der Katalog, von dem mittlerweile über 70 Beschreibungen von Vollhandschriften vorliegen, ist monographisch angelegt: die Informationen über das Äußere der Handschriften werden unter Einbeziehung der Forschungsgeschichte ergänzt durch einen musikwissenschaftlichen Kommentar, der die jeweilige Quelle in ihren historischen Kontext stellt. Neben den kodikologischen Angaben und der Präsentation des Inhalts (bei Liturgica mit dem Verweis auf Standardtexte) wird auf die Beschreibung der musikalischen Notationen großer Wert gelegt. Letztere werden in Kooperation mit der ÖNB durch digitalisierte Aufnahmen (meist mehrere für jede Handschrift) unterstützt, die im Internet ab sofort zur Verfügung stehen. Projektspezifische Datenbanken bieten Suchoptionen zu Inhalt, Datierung, Lokalisierung und Musiknotationen. Der zweite Schwerpunkt betrifft die zahlreichen Fragmente: derzeit konnten 609 Musikfragmente identifiziert werden, wobei sich die Zusammenführung in Gruppen durch die bereits begonnene Digitalisierung veranschaulichen lässt.


Abgeschlossene Projekte

Inhaltliche Erschließung der Tagebücher der Künstlerin Susanne Schüller (Soshana)

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Projektleitung: Mag. Katrin Jilek

Kooperationspartner: Sammlung von Handschriften und Alten Drucken

Projektmitarbeiterin: Selina Nowak

Finanzierung: Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus (https://de.nationalfonds.org/)

Laufzeit: 15.10.2013 bis 31.01.2014

Kurzbeschreibung:

Die Künstlerin Soshana wurde 1927 unter dem Namen Susanne Schüller in Wien geboren. Nach dem Anschluss 1938 musste sie zusammen mit ihrer jüdische Familie Österreich verlassen. Ihre Flucht führte sie über Paris und London, wo sie die Angriffe der deutschen Luftwaffe miterlebte, 1941 schließlich nach New York. Ausgedehnte Reisen führten sie rund um die Welt. Soshanas Talent überall die richtigen Kontakte zu knüpfen, zog weltweite Ausstellungen nach sich, ihre Werke gelangten in bedeutende öffentliche und private Sammlungen. Ihr künstlerisches Werk setzt sich aus Malerei, Grafik und experimentellen Arbeiten zusammen. Seit 1985 lebt die heute 86jährige in einem Wiener Pflegewohnheim und ist dort noch immer künstlerisch tätig.

Die Sammlung von Handschriften und alten Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek besitzt den umfangreichen Vorlass der Künstlerin Soshana. Dieser enthält neben Kinderzeichnung, Fotografien, Briefen und Film- bzw. Tonbandaufnahmen auch zahlreiche Tagebücher, die auf besondere Weise Einblicke in das Leben, Werk und die Gedankenwelt der bemerkenswerten Malerin erlauben. Diese Tagebücher, die zahlreiche interessante Berichte über bedeutende Persönlichkeiten (u.a. Picasso oder dem indischen Präsidenten Radhakrishnan) und historische Ereignisse des 20. Jahrhunderts enthalten, wurden im Rahmen dieses durch den Nationalfonds geförderten Projekts inhaltlich erschlossen. Dabei wurden die handschriftlichen Texte transkribiert, mit einer zusammenfassenden Inhaltsangabe (Regest) versehen und im Volltext über die Katalogisate im Onlinekatalog HANNA (http://aleph.onb.ac.at/F?func=file&file_name=login&local_base=ONB06) bereitgestellt, so dass sie auch nach inhaltlichen Kriterien durchsucht werden können.

Musik in Wien im Umfeld der Universität und des Frühhumanismus im 14.-15. Jahrhundert

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Projektleitung: Univ.-Prof. Mag. Dr. Susana Zapke

Kooperationspartner: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Musikforschung

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Laufzeit: 01.09.2009-29.02.2012

Kurzbeschreibung: Schwerpunkt des Projektes ist die Aufarbeitung von musiktheoretischen und musikpraktischen Quellen aus dem Umfeld der Universität und mit ihr verbundenen oder interagierenden Wiener Bildungsinstitutionen. Dokumente und Urkunden zur Erfassung des Bildungsprofils der Stadt Wien werden ergänzend aufgenommen.
Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion des Stellenwerts der Musik im universitären Curriculum unter Einflussnahme der Erneuerungsdiskurse des frühen Humanismus.
Die in der Sammlung von Handschriften und alten Drucken und in der Musiksammlung der ÖNB enthaltenen Quellen aus der alten Universität, den Bursen, den Klöstern und aus den Privatbibliotheken der Wiener Bildungseliten sollen erschlossen und in einer Datenbank organisiert und zugänglich gemacht werden. Eine Auswahl transkribierter Texte wird durch die Aufnahme der Originalhandschriften begleitet.
Webseite und Datenbank werden aufgebaut in Kooperation mit dem DIAMM-Projekt (Digital Image Archive of Medieval Music) von Oxford University und Royal Holloway London, MUSICOLOGIE MÉDIÉVALE/Les écrits sur la musique (CNRS, Université de Nancy) und dem LML (Lexicon musicum Latinum ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München.

 

Die Mondseer Fragmente: Edition, Übersetzung, Wörterbuch und Kommentar

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Projektleitung: Prof. Dr. Stephan Müller

Kooperationspartner: Sammlung von Handschriften und Alten Drucken

Projektmitarbeiterin: Dr. Elke Krotz

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Laufzeit: 01.01.2009 bis 31.12.2011 

Homepage: http://germanistik.univie.ac.at/institut/projekte/die-monseer-fragmente-edition-uebersetzung-woerterbuch-und-kommentar/

Kurzbeschreibung:
Die Monseer Fragmente sind die Reste der einzigen erhaltenen lateinisch-deutschen Sammelhandschrift des Frühmittelalters. Die erstaunliche volkssprachliche Virtuosität dieser Texte, die sogar dazu führte, sie als konkretes Ergebnis der Bemühungen Karls des Großen um eine deutsche Grammatik zu verstehen, spiegelt sich jedoch nicht in ihrer philologischen Erschließung wider. Die Übersetzungen des Matthäusevangeliums, mehrerer Predigten und des Traktats De fide catholica des Isidor von Sevilla liegen nicht in einer einheitlichen und modernen Edition vor. Ein Zugriff auf dieses singuläre Übersetzungsprojekt ist als Ganzes derzeit nicht möglich, so dass weder die sprachliche noch die inhaltliche Konsistenz der Sammlung nachvollziehbar ist. Diese Lücke, die durch einige Neufunde noch schmerzlicher wird, wird nun geschlossen: Erstmals wird das Textensemble als Ganzes handschriftennah ediert, wobei auch den lateinischen Vorlagen der Raum zukommt, der ihnen bislang nicht gewährt wurde. Durch eine Übersetzung, einen Lesetext, einen Stellenkommentar sowie ein Wörterbuch wird dieses zentrale Dokument der frühen karolingischen volkssprachigen Kultur auch über den Kreis der Frühmittelaltergermanistik hinaus zugänglich gemacht werden.

Die Handschriften des Lehrbüchermeisters

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Projektleitung: Dr. Andreas Fingernagel

Projektmitarbeiter: Dr. Karl-Georg Pfändtner

Laufzeit: 01.05.2002-30.04.2005 

Finanzierung: Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)

Kurzbeschreibung:
Der Lehrbüchermeister, benannt nach den von ihm ausgemalten Schulbüchern für den Erzherzog und späteren Kaiser Maximilian I., war der führende Wiener Buchmaler der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Wie im vorliegenden Projekt festgestellt werden konnte, muß dieser Miniator seine Ausbildung im Wien der 40er Jahre des 15. Jahrhunderts beim sogenannten Mosemeister erhalten haben, einem bisher unbeachteten Wiener Buchmaler, dessen Stil und Unterzeichnung (erstmals mit Infrarot-Reflectographie untersucht) für den Lehrbüchermeister maßgeblich geworden sind. Aber auch die im späteren Werk von verschiedenen anderen in Wien tätigen Buchmalern übernommenen Eigenheiten weisen auf eine frühe Schulung und Tätigkeit in Wien. Einträge in datierten Handschriften, die Überprüfung der Wasserzeichen und stilistische Untersuchungen grenzen die Aktivität des Lehrbüchermeisters auf die zwanzig Jahre zwischen ca. 1450 und 1469 ein. Als Auftraggeber konnten ausschließlich Angehörige der Wiener Universität, Chorherren von Stift Klosterneuburg und der Hof Kaiser Friedrichs III. mit seinem unmittelbaren Umkreis sowie der ungarische König Corvinus (für Wien) ausgemacht werden, eine Tatsache, die auf eine vorwiegend in Wien und Klosterneuburg ausgeübte Tätigkeit schließen läßt, worauf auch die wenigen erhaltenen originalen Bucheinbände (meist der Wiener Buchbinder Mathias und sein Umkreis) weisen. Hochinteressante Ergebnisse lieferte auch die Untersuchung des sekundären Buchschmucks und die Überprüfung der in den Handschriften nachweisbaren Schreiber. So lassen sich in den Handschriften des Wiener Universitätsumkreises ausschließlich dort tätige Schreiber und nur dort nachweisbares Fleuronnée finden, während in Klosterneuburg wiederum Klosterneuburger Schreiber und Floratoren tätig waren. Bei einigen für Friedrich III. und seinen Umkreis ausgeführten Handschriften entstammen die Schreiber der kaiserlichen Kanzlei. Es hat also den Anschein, als ob der Lehrbüchermeister insgesamt wenig mit der eigentlichen Buchherstellung in Beziehung stand, sondern vielmehr nur zur Ausschmückung von vor Ort ausgeführten Handschriften hinzugezogen wurde, eine für das Spätmittelalter nicht untypische Arbeitsaufteilung. Eine eigentliche Werkstatt hat er wohl nicht unterhalten. In seinen frühen Jahren arbeitet er gelegentlich mit zwei anderen in Wien tätigen Miniatoren zusammen, die früh einsetzende und bis weit in die siebziger Jahre wirkende Nachfolge übernimmt zwar sein Formenrepertoire, arbeitet aber auf deutlich niedrigerem Niveau und niemals mit dem Lehrbüchermeister in einem Codex. Nach dem Ausscheiden des Lehrbüchermeisters übernehmen - wie nachgewiesen werden konnte - andere, von auswärts stammende Buchmaler die Aufträge der Klientel unseres Miniators.
Erste Ergebnisse der Projektes wurden bereits im Faksimilekommentar zum Abecedarium Maximilians Ende 2004 publiziert, die abschliessende Monographie ist 2011 erschienen: Karl-Georg Pfändtner, Die Handschriften des Lehrbüchermeisters (Codices manuscripti Supplementum 4), Wien 2011.


last update 03.06.2015