ARIADNE-Newsletter 25
Biographisches & Erlebnisberichte
Arnim, Bettina von: Ist Dir bange vor meiner Liebe? : Briefwechsel mit Philipp Hössli / hrsg. von Kurt Wanner. - Frankfurt am Main [u.a.] : Insel-Verlag, 1996.
Signatur: 1476670-B.Neu
Viel war über Bettina von Arnims Beziehung zu Philipp Hössli, dem jungen Schweizer, nicht bekannt, bis Kurt Wanner die Abschrift von Bettinas Briefen an Hössli und auch dessen Tagebuchnotizen über die Begegnung beider und einige von Hösslis Gegenbriefen auffand. Das Außergewöhnliche dieser Edition für die Bettina-Forschung ist evident: Sie ermöglicht es, "Bettinas Ehezeit auf eine neue Weise zu betrachten. Wir dürfen dieses Dasein als Ehefrau und Mutter nicht mehr länger nur als eine Zeit der Lethargie und literarischen Unproduktivität sehen. Bettinas drei Lebensphasen klaffen plötzlich nicht mehr derart auseinander, die Hössli-Briefe bilden das bisher unbekannte Bindeglied." (Hartwig Schultz)
Asena, Duygu: Die Frau hat keinen Namen : eine Türkin entdeckt die Folgen des kleinen Unterschieds. - München [u.a.] : Piper, 1992. - (Serie Piper ; 1485 : Frauen)
Signatur: 1066899-B.Neu-Per.1485
Dieses Buch erzählt den Versuch einer jungen Frau in der Türkei, es den Männern gleichzutun: in Freiheit sich zu bewegen, "wie ein Mann" zu arbeiten, offen und ohne gesellschaftliche Rücksichten die Liebe zu leben. Es ist der autobiographische Bericht einer Frau in einer Gesellschaft, in der die "Frau keinen Namen hat", nur als Anhängsel des Mannes etwas gilt. Wie diese junge Türkin denkt und handelt, mag hierzulande befremden; die Farben ihrer Erzählung sind greller, die Töne schriller. Sie hat alle gesellschaftlichen Konventionen gegen sich, sie ist eine Einzelkämpferin, die die bittere Erfahrung macht, daß sie nirgendwo - auch nicht bei ihren Geschlechtsgenossinnen - auf Solidarität oder wenigstens Verständnis hoffen darf.
Aubrac, Lucie: Heldin aus Liebe : eine Frau kämpft gegen die Gestapo. - München : Beck, 1996.
Signatur: 1475826-B.Neu
Eine Frau befreit ihren Mann aus den Fängen der Gestapo - eine nicht ganz alltägliche Geschichte. Ein Leben zwischen den Welten: im Untergrund als junge unabhängige "Studentin", im Alltag als Geschichtslehrerin, als Hausfrau und Mutter. Das Buch schildert unsentimental die Geschichte einer großen Liebe, und scheinbar nebenbei gibt es Auskunft über die konspirative Organisation und Arbeitsweise der französischen Widerstandbewegung. In dem inzwischen berühmt gewordenen Tagebuch erzählt eine Frau aus ihrem Leben von ihren Wünschen, vom Alltag, von den politischen Aktionen und den immer wieder überraschenden, den wichtigen Nebensächlichkeiten.
Barudio, Günter: Madame de Stael und Benjamin Constant : Spiele mit dem Feuer. - Berlin : Rowohlt, 1996. - (Paare)
Signatur: 1474491-B.Neu
Madame de Stael lernte Constant (Mitbegründer des politischen Vormärz, Verfassungstheoretiker und Autor psychologischer Romane) 1794 kennen. Sie war streitbare Vorkämpferin der Menschenrechte auch für Frauen, Autorin des berühmten Buches über Deutschland von 1813 und befand sich durch die Position des Vaters (Jacques Necker) im innersten Zirkel der Macht. Sie machte Talleyrand zum Außenminister, brachte Constant ins Tribunat unter Napoleon und wurde schließlich dessen gefährliche Gegnerin. Die Beziehung zu Constant hielt bis 1809 und wurde ein seelisches Drama: sie lieferten einander erbitterte Schlachten mit Haßtiraden und Versöhnungen. Andererseits galten sie als republikanische, wenn nicht revolutionäre Intellektuelle und seit 1795 als das "politisches Paar" par excellence.
Elisabeth Charlotte <Orléans, Duchesse>: Briefe / Liselotte von der Pfalz. Hrsg. von Annedore Haberl. - München : Hanser, 1996.
Signatur: 1472487-B.Neu
Liselotte von der Pfalz (1652-1722) war, neunzehnjährig, aus politischen Gründen mit Philipp von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV. verheiratet worden. Als Gattin von "Monsieur", mithin als "Madame" war sie eine der ranghöchsten Damen am französischen Hof. Ihre Briefe - an bedeutende Zeitgenossen, vor allem aber an Verwandte und Freunde in Deutschland und England - sind ein einzigartiges Dokument eines trubulenten Zeitalters. Die vorliegende neue Auswahl aus den etwa sechstausend erhaltenen Briefen berücksichtigt den neuesten Stand der Liselotte-Forschung. Am Ende jedes Briefes stehen Wort- und Sacherklärungen. Eine Zeittafel bietet die historische Übersicht, Stammbäume machen genealogische Zusammenhänge transparent, und fünfzehn zeitgenössische Porträts geben eine bildliche Anschauung.
Der Gast aus der Zukunft : Anna Achmatowa und Sir Isaiah Berlin : eine Liebesgeschichte / György Dalos. In Zusammenarbeit mit Andrea Dunai.- Hamburg : Europ. Verl.-Anst., 1996.
Signatur: 1471628-B.Neu
Die Begegnung Anna Achmatowas, der großen russischen Dichterin des 20. Jahrhunderts, mit Isaiah Berlin, dem Professor aus Oxford im Jahre 1945, dauerte nur eine Nacht und einen Tag, war aber für schicksalhaft. Sie machte Achmatowa zum ideologischen Feind Nummer eins der Sowjetmacht und Berlin zum "britischen Spion". Von da an wurde sie bis ans Ende ihres Lebens 1966 drangsaliert. Für ihn, den zwanzig Jahre Jüngeren, war sie eine "tragische Königin", die wohl "denkwürdigste Begegnung seines Lebens". György Dalos und seiner Mitarbeiterin Andrea Dunai gelang es, zum ersten Mal Zutritt zu staatlichen Archiven in Moskau zu erlangen und Einsicht in bisher verschlossene Akten des Politbüros des ZK der Sowjetischen KP, des KGB u.a. zu nehmen. Sie haben Gespräche mit Personen aus dem Freundeskreis der Achmatowa geführt und schließlich auch Sir Isaiah Berlin in Oxford besucht.
Grautoff, Christiane: Die Göttin und ihr Sozialist : Christiane Grautoffs Autobiographie - ihr Leben mit Ernst Toller ; mit Dokumenten zur Lebensgeschichte / hrsg. von Werner Fuld und Albert Ostermaier. - Bonn : Weidle, 1996.
Signatur: 1480102-B.Neu
Christiane Grautoff (1917-1974) ist Tochter aus gutem Hause, als sie, 14-jährig und ein berühmter Kinderstar auf Berliner Bühnen - den fast vierzigjährigen Ernst Toller kennenlert. Wegen seiner Beteiligung an der Münchner Räterepublik war er 1919 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt worden. In dieser Zeit hatte er seine großen Stücke geschrieben. Er ist der gefeierte Dramatiker, der engagierte Republikaner und unermüdliche Warner vor dem kommenden Nationalsozialismus. Als am 27. Februar 1933 in Berlin der Reichstag brennt, hält er sich gerade in der Schweiz auf. So entkommt er seinen Häschern. Die junge und bildschöne Christiane Grautoff reist ihm ins Schweizer Exil nach, heiratet ihn 1935 in London und geht mit ihm nach Amerika. Sie erlebt an seiner Seite die Tragik seines Emigrantenschicksals.
Haag, Lina: Eine Handvoll Staub : Widerstand einer Frau 1933 - 1945. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1995. - (Fischer-Taschenbücher ; 12619 : Die Zeit des Nationalsozialismus)
Signatur: 814169-B.Neu.12619
Diese Lebenserinnerungen hat Lina Haag 1944, noch vor ihrer Befreiung vom Nationalsozialismus, niedergeschrieben. Sie wurden bereits 1947 veröffentlicht und haben seitdem viele Auflagen im In- und Ausland erlebt. Erzählt wird die bewegte Lebensgeschichte von einer mutigen Frau, die selber aktive Kommunistin gewesen war. Sie war mit dem Journalisten Alfred Haag verheiratet, der als jüngster KPD-Abgeordneter im Stuttgarter Landtag saß. Schon während der Weimarer Republik wurden beide von der politischen Polizei und vor allem aber von den Nationalsozialisten heftig verfolgt. Nach dem Regierungswechsel im Jahre 1933 wurde Alfred Haag ins KZ geworfen, Lina Haag verhaftet und viereinhalb Jahre lang festgehalten. Sie schafft es, sich herauszuwinden und mit dem Mute der Verzweiflung bis zu Heinrich Himmler vorzudringen, um dort für die Freilassung ihres Mannes zu kämpfen. Er wird tatsächlich "freigelassen" und zur "Bewährung" an die Ostfront geschickt, wo er überlebt.
Jesenská, Milena: "Ich hätte zu antworten tage- und nächtelang" : die Briefe von Milena / hrsg. von Alena Wagnerová. - Düsseldorf : Bollmann, 1996.
Signatur: 1477209-B.Neu
Die Aufbruchstimmung der jungen tschechischen Republik spiegelt sich in der stürmischen Korrespondenz der Journalistin und Übersetzerin. In den dreißiger Jahren verschärft sich die politische Situation in Prag. Milena Jesenská wird Redakteurin der angesehenen liberal-demokratischen Wochenzeitschrift "Prítomnost". An Willi Schlamm, Nachfolger Carl von Ossietkys als Herausgeber der "Weltbühne", gehen in den dramatischen Jahren 1938/39 ihre vielleicht eindringlichsten Briefe. Das politische Engagement der Redakteurin ist verflochten mit klarsichtigen Beobachtungen des Endes der teschechischen Demokratie und der tiefen Trauer über den Verlust des ins amerikanische Exil gehenden Freundes. Milena Jesenská stirbt 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück. Die hier zum ersten Mal versammelten Briefe wurden zwischen 1912 und 1940 geschrieben. Alena Wagnerová, die Herausgeberin, hat bereits eine eine vielbeachtete Biographie Milena Jesenskás geschrieben.
Lebelley, Fréderique: Marguerite Duras. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1996.
Signatur: 1475753-B.Neu
Das Werk Marguerite Duras' ist gesättigt von biograpischer Erfahrung. Frédérique Lebelley ist diesem Leben nachgegangen: der Kindheit und Jugend in Indochina, der fast ans Inzestuöse grenzenden Neigung für den jüngeren, dem Haß auf den älteren Bruder, der lange verheimlichten Liebe zu einem reichen Chinesen, der die verarmte Familie unterstützt; der Rückkehr in den dreißiger Jahren nach Frankreich, den ersten Schreibversuchen, der literarischen Anerkennung. Und alle Etappen begleitend und kontrapunktierend: den vielfältigen Liebesbeziehungen, den wachsenden Alkoholproblemen, der Radikalisierung des Schreibens und Denkens.
Müller-Madej, Stella: Das Mädchen von der Schindler-Liste : Aufzeichnungen einer KZ-Überlebenden. - Augsburg : Ölbaum-Verl., 1994.
Signatur: 1476051-B.Neu
Stella ist neun Jahre alt, als die deutsche Armee Polen überfällt. Sie kommt zunächst ins Ghetto und wird dann nach Auschwitz deportiert, von wo sie und ihre Mutter aufgrund der Initiative des deutschen Fabrikanten und Glücksritters Oskar Schindler in letzter Minute nach Brünnlitz gelangen - jenes Lager in Böhmen, wo Schindler einen Produktionsbetrieb aufgebaut hat und damit Juden vor der Vernichtung rettete. Das Leben nach dem Überleben wird ihr zur Pflicht, an die Ermordeten zu erinnern: sie schreibt "Das Mädchen von der Schindler-Liste", das bisher einzige autobiographische Buch eines "Schindler-Juden".
Schröder, Peter W.: Das große Glück der Lena Lieba Gitter-Rosenblatt. - Graz [u.a.] : Verlag Styria, 1996.
Signatur: 1475612-B.Neu
Ein jüdisches Frauenschicksal zwischen Wien und Washington, zwischen 1905 und heute. Die Lebensgeschichte einer amerikanischen Jüdin aus Wien, die ihr Leben als lange Kette glückhafter Umstände versteht und die "vielen guten Menschen begegnete". Sie ist Gründerin einer der ersten Montessori-Schulen in Wien.
Thiele, Johannes: Elisabeth : das Buch ihres Lebens. - München [u.a.] : List, 1996.
Signatur: 1479141-B.Neu
Diese 850-seitige Biographie will nicht nur historisch präzise das Leben der österreichischen Kaiserin schildern, sondern sie vor allem hinter der Bühne ihres inszenierten Lebens zeigen. Was hat Elisabeth wirklich gefühlt, erlitten, beweint und geträumt? Ein Mann, Johannes Thiele, zeichnet einfühlsam (Klappentext!) ihre "intime Biograpie" und kommt so der erotischen und emotionalen Innenwelt dieser Ikone des Fin de siècle auf die Spur.
Wachstein, Sonia: Hagenberggasse 49 : Erinnerungen an eine Wiener jüdische Kindheit und Jugend. - Wien [u.a.] : Böhlau, 1996. - (Augenzeugen berichten ; 6)
Signatur: 1214181-B.Neu-Per.6
Sonia Wachstein, die Tochter des bedeutenden Wiener jüdischen Historikers Bernhard Wachstein, schildert ihre Jugend in Wien sowie die Jahre ihrer Emigration in England. Ihre Familie war bewußt jüdisch, ohne orthodox zu sein. Schon früh entwickelte Sonia Wachstein Liebe zum Theater und zur Literatur sowie ein ausgeprägtes Sozialgefühl, das durch die Not der Zwischenkriegszeit geschärft wurde. Ihre Tätigkeit als Lehrerin am Zwi Perez Chajes Gymnasium in Wien vertiefte ihr Verstädnis für die ostjüdischen Zuwanderer.
WahnsinnsFrauen : zweiter Band / hrsg. von Sibylle Duda und Luise F. Pusch. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1996. - (Suhrkamp Taschenbuch ; 2493)
Signatur: 1086537-A.Neu-Per.2493
Nach dem Erfolg des ersten Bandes liegt nun ein zweiter mit dreizehn Einzelstudien (von Charlotte Perkins Gilman bis zu den Wahnsinnsfrauen in der Oper) vor. Die Autorinnen zeigen, wie sehr der weibliche Wahnsinn ein gesellschaftliches Problem ist, wie verletzbar Frauen sind, die in einer patriarchalischen Gesellschaft die ihnen zudiktierte weibliche Rolle überschreiten. Hochbegabte, sensible und eigenwillige Frauen werden als störend empfunden, behandelt und in Wahnsinnsinstitutionen verwahrt.
Wimmer, Reiner: Vier jüdische Philosophinnen : Rosa Luxemburg, Simone Weil, Edith Stein, Hannah Arendt. - Leipzig : Reclam, 1996. - (Reclam-Bibliothek ; 1575)
Signatur: 1102092-B.Neu-Per.1575
Vier jüdische Philosophinnen, hoch gelobt, viel zitiert - auch von der Frauenforschung - aber selten wirklich gelesen? Der Autor legt hier eine populäre aber gleichzeitig substantielle Einführung in Leben und Werk dieser bedeutenden Frauen vor. Ursprünglich handelt es sich hier um die Zusammenstellung einer Reihe von Vorträgen, die anläßlich des 50. Jahrestages der Reichsprogromnacht an den Universitäten Konstanz und Tübingen gehalten wurden.