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siehe auch:
Frauen in Bewegung: 1848 - 1918
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Namen und Abkürzungen
Burjan, Hildegard
Freund, Hildegard
(Geburtsname)
Lebensdaten
geboren 30.01.1883, Görlitz (Schlesien)
gestorben 11.06.1933, Wien
Berufe und Tätigkeiten
Fürsorgerin, Politikerin, Vereinsfunktionärin, Funktionärin der CSP
Funktionen und Mitgliedschaften in Frauenvereinen und -organisationen
Biographie
1909 konvertierte Hildegard Burjan vom jüdischen zum katholischen Glauben. Eine schwere Nierenerkrankung und etliche Operationen, sowie die selbstlose Pflege der Ordensschwestern, die sich während ihrer Erkrankung im Spital um sie kümmerten, und ihre unerwartete Genesung, bewogen sie zu diesem Schritt. Sowohl der Katholizismus als auch das soziale Engagement sollten sie ihr weiteres Leben begleiten. Geboren wurde Hildegard Freund am 30. Jänner 1883 in Schlesien in eine bürgerlich-liberale jüdische Familie. Noch während ihrer Schulzeit zog die Familie zuerst nach Berlin und dann in die Schweiz, wo sie 1903 zu studieren begann. An der Universität Zürich inskribierte sie Germanistik, besuchte aber auch Vorlesungen über Ökonomie in Berlin. Nachdem sie 1907 den Industriellen Alexander Burjan geheiratet hatte, promovierte sie laut Gabriella Hauch nie, obwohl sie schon ihre Dissertation abgeschlossen hatte. Sie trug aber trotzdem den Doktortitel. Die beiden Eheleute zogen nach Wien und 1910 gebar sie ihr einziges Kind Elisabeth. In Wien begann ihre soziales und karitatives Engagement in der katholischen Frauen- und Arbeiterinnenbewegung. Sie setzte sich für die Organisierung der christlichen Arbeiterinnen ein und gründete 1912 den Verein christlicher Heimarbeiterinnen. Im ersten Weltkrieg organisierte sie Nähstuben, Lebensmittel-Verteilungsstellen und Hilfsaktionen, wie den Elisabeth-Tisch für den verarmten Mittelstand. Fürsorge und Hilfe für diejenigen, die Unterstützung benötigen, sah sie als Aufgabe privater Hilfswerke und wohltätiger Besitzender, nicht als staatliche Angelegenheit und Problem ökonomischer Ungleichheit. Als Vertreterin der christlichen Arbeiterinnen entwickelte sie sich zur geeigneten Kandidatin für politische Funktionen. Mit Aloisia Schirmer wurde sie 1918 in den provisorischen Wiener Gemeinderat delegiert. 1919 war sie die erste und einzige weibliche Abgeordnete der Christlichsozialen Partei (CSP) in der konstituierenden Nationalversammlung. Für die Nationalratswahlen 1920 wurde sie nicht mehr nominiert und beendete damit ihre parteipolitische Tätigkeit. Als Grund für ihren Rückzug galt vor allem ihr schlechter gesundheitlicher Zustand. Es müssen wohl neben gesundheitlichen Aspekten auch Vorbehalte gegenüber Frauen als Politikerinnen und der manifeste Antisemitismus innerhalb der CSP, der sich auch gegen eine Konvertitin richtete, für ihr Ausscheiden in Betracht gezogen werden. Hildegard Burjan wendete sich wieder ihren sozialen Tätigkeiten zu. Nach Kriegsende gründete sie 1919 die Schwesternschaft Caritas Socialis, die seit damals in den Bereichen Familienpflege, Altenhilfe und Jugendarbeit tätig ist. Innerhalb der CSP stand Hildegard Burjan Ignaz Seipel nahe, der schon vor 1934 ein autoritäres Regierungsmodell gemeinsam mit Großdeutschen und nationalsozialistischen Splittergruppen anstrebte, dies aber nicht realisieren konnte. Als Seipel, der in der Zwischenkriegszeit Bundeskanzler war, starb, ließ sie im 15. Wiener Gemeindebezirk eine Kirche für ihn errichten. Diese steht noch heute und ist unter dem Namen Seipel-Dollfuß-Gedächtnis-Kirche bekannt. Sie verstarb 1933.
von Nikola Staritz
Lexikon
Burjan Hildegard, Sozialpolitikerin. * Görlitz (Schlesien), 30. 1. 1883; + Wien, 11. 6. 1933. Seit 1907 mit dem Industriellen Alexander B. verheiratet, 1908 an der Univ. Zürich magna cum laude zum Dr.phil. promoviert, stellte sie trotz eines schweren Leidens ihre Intelligenz, ihre glänzende Rednergabe und ihr großes Wissen in den Dienst der chritlichen Arbeiterinnenbewegung. Sie begann 1911 ihre öffentliche soz. Arbeit mit der Organisation der Heimarbeiterinnen und baute während des Weltkrieges das Hilfswerk für die notleidenden Erzgebirgler und die "Soz. Hilfe" auf. 1920/21 wurde sie als erste Frau in den österr. Nationalrat gewählt; sie erreichte die gesetzliche Festlegung von Mindestlöhnen für Heimarbeiterinnen und machte sich verdient um die Mädchenschutzarbeit, die Gefährdetenfürsorge und um das Wiederaufleben der Bahnhofsmission. Sie erkannte früh, daß die erste Voraussetzung wirkungsvoller, umfassender soz. Arbeit tüchtige, geschulte Kräfte seien. So kam es 1918 zur Gründung der "Caritas socialis", die etwas später zu einer statutenmäßig zusammengeschlossenen Schwesternschaft wurde und die sie, von Prälat I. Seipel beraten, bis zu ihrem Tode leitete. Diese energische, von tatkräftiger Nächstenliebe durchdrungene Frau arbeitete ihr ganzes Leben an der Aufklärung, Ertüchtigung und Erziehung der breiten Volksmassen.
ÖBL
Publikationen
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Burjan, Hildegard: Die Arbeit - ein Recht und eine Pflicht der Frau. - In: Österreichische Frauenwelt 4 (1914) 9
ÖNB 477382-B.Neu-Per
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Burjan, Hildegard: Arbeiterinnenschutz. - In: Österreichische Frauenwelt 7 (1918) 2
ÖNB 477382-B.Neu-Per
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Burjan, Hildegard: Bereitschaft ist alles. - In: Nächstenliebe war ihr Werk : bedeutende Frauen in der sozialen Arbeit / Ursula Foertsch ; mit einem Geleitwort von Hans Achinger. - Stuttgart: Quell, 1975, 92-
ÖNB 1801531-B.Neu
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Freund, Hildegard: Die Frauen und die Nationalversammlung. - In: Reichspost 26 (20.2.1919) 86, 1
ÖNB MF 945
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Burjan, Hildegard: Heimarbeitreform und soziale Frauenarbeit. - In: Österreichische Frauenwelt 3 (1913) 1
ÖNB 477382-B.Neu-Per
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Burjan, Hildegard, Waldner, Alfred: Was im Leben zählt : spirituelle Impulse / von Hildegard Burjan. Mit ... Naturaufnahmen von Alfred Waldner . - Innsbruck ; Wien: Tyrolia-Verl., 2006
ÖNB 1793416-B.Neu
Quellen und Sekundärliteratur
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Ansion, Margarete: Hildegard Burjan. - In: Frauenbilder aus Österreich : eine Sammlung von zwölf Essays / Bund österreichischer Frauenvereine. - Wien: Obelisk Verl., 1955, 155-176
ÖNB 860143-B.Neu
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Die Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat 1918 - 1975 und die Mitglieder des österreichischen Bundesrates 1920 - 1975 / hrsg. von d. Parlamentsdirektion. - Wien: Verlag der Österr. Staatsdruckerei, 1975
ÖNB 1130217-B.Neu-Kat
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Ackerl, Isabella, Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon : [der Ersten und Zweiten Republik] / Isabella Ackerl ; Friedrich Weissensteiner. - Wien: Ueberreuter, 1992
ÖNB FOR-ALL32-07
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Die christliche Arbeiterinnentagung in Wien. - In: Reichspost, Nr. 202, 05.05.1918
ÖNB MF 945
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Czeike, Felix: Historisches Lexikon Wien : in 6 Bänden / Felix Czeike. - Wien: Kremayr & Scheriau / Orac, 1992-1997
ÖNB GRO-HIS30-01 bis 06
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Die Einheitsfront der Frauen : die neue Zentralorganisation der katholischen Frauen Wiens und Niederösterreichs. - In: Reichspost, Nr. 341, 12.12.1920
ÖNB MF 945
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Der erste christliche Arbeiterkongreß Österreichs : Frauenarbeit und Frauenrecht. - In: Reichspost, Nr. 439, 24.09.1918
ÖNB MF 945
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Frau Gemeinderat : [Gabriele Walter, Anna Strobl, Alma Seitz, Hildegard Burjan, Aloisia Schirmer]. - In: Österreichische Frauen-Zeitung 2 (1918) 10
ÖNB 530266-C.Neu
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Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara: Mystik, Emanzipation, Politik : Hildegard Burjan (1883-1933). - In: Diakonia (##), 294-297
ÖNB 1046900-B.Neu-Per
-
Hauch, Gabriella: Katholisch und im Parlament. - In: Welt der Frau (1993) 2, 23-24
ÖNB 743588-C.Neu-Per
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Hauch, Gabriella: Vom Frauenstandpunkt aus : Frauen im Parlament 1919 - 1933 / Gabriella Hauch . - Wien: Verl. für Gesellschaftskritik, 1995
ÖNB 1433046-B.Neu-Per.7
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Hoffnung hat einen Namen : Hildegard Burjan und die Caritas Socialis / Ingeborg Schödl (Hrsg.). - Innsbruck ; Wien: Tyrolia-Verl., 1995
ÖNB 1437924-B.Neu
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Österreichisches biographisches Lexikon : 1815 - 1950 / hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. - Wien: Verl. der Österr. Akad. d. Wiss., 1954-
ÖNB FOR-ALL32-03
ÖNB FOR-ALL32-05
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Die Protestkundgebung der christlichen Frauen. - In: Reichspost, Nr. 252, 19.06.1919
ÖNB MF 945
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Schödl, Ingeborg: Ganz für Gott und ganz für die Menschen : Hildegard Burjan. - Wien: Caritas Socialis, 1993
ÖNB 1387229-B.Neu
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Schödl, Ingeborg: Gottes starke Töchter : 12 Frauen in der Kirche von heute. - Mödling: Verlag St. Gabriel, 1998
ÖNB 1539819-B.Neu-Mag
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Schödl, Ingeborg: Hildegard Burjan : Frau zwischen Politik und Kirche. - Wien: Wiener Dom-Verlag, 2008
ÖNB 1884870-B.Neu-Mag
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Schödl, Ingeborg: Männerwelten - Frauenwerke : Hildegard Burjans Vermächtnis an Politik und Kirche / Ingeborg Schödl . - Bad Sauerbrunn: Ed. Tau, 1991
ÖNB 1347823-B.Neu
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Schödl, Ingeborg: Zwischen Politik und Kirche - Hildegard Burjan. - Mödling: Verlag St. Gabriel, 2000
ÖNB 1599603-B.Neu-Mag
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Sohn-Kronthaler, Michaela: Ambivalente politische Zielsetzungen der Katholischen Frauenbewegung Österreichs in der Zwischenkriegszeit. - In: Kirche in bewegter Zeit : Beiträge zur Geschichte der Kirche in der Zeit der Reformation und des 20. Jahrhunderts ; Festschrift für Maximilian Liebmann zum 60. Geburtstag / hrsg. von Rudolf Zinnhobler .... - Graz: Styria-Medienservice, Moser, 1994, 263-285
ÖNB 1427808-C.Neu
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Sohn-Kronthaler, Michaela: Die Frauenfrage als treibende Kraft : Hildegard Burjans innovative Rolle im Sozialkatholizismus und Politischen Katholizismus vom Ende der Monarchie bis zur "Selbstausschaltung" des Parlamentes / Michaela Kronthaler . - Graz: Verl. Styria, 1995
ÖNB 1204157-B.Neu.8
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Zulehner, P. Michael: Von der Sprengkraft der Mystik am Beispiel Hildegard Burjans. - Innsbruck: Tyrolia, 1989
ÖNB 1311828-B.Neu-Mag
Material in Archiven und Sammlungen
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Bilder
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Hildegard Burjan mit ihrem Ehemann
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Hildegard Burjan
Aus:
ÖNB/Bildarchiv Pf 31972B1
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Hildegard Burjan (Zeitungsbild)
Aus:
Österreichische Frauen-Zeitung, 10. Heft, 1918
ÖNB 530266-C.Neu-Mag
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Hidegard Burjan
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Hildegard Burjan (Dia nach einem Gemälde von Sylvie Proidl)
Aus:
ÖNB/Bildarchiv E 21.489
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Grabmal von Hildegard Burjan am Wiener Zentralfriedhof (von Clemens Holzmeister)
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