Unterhaltung für frohe Zirkel

Julius von Voß: Fünf und zwanzig dramatische Spiele. Nach deutschen Sprüchwörtern zur Unterhaltung für frohe Zirkel bearbeitet von Julius von Voß. - Berlin : in der Schüppel'schen Buchhandlung [gedruckt bei Johann Friedrich Starcke], 1822.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 309.190-A.Alt-Mag

Detailinformation

Seit dem späten 18. Jahrhundert gehörte das private Theaterspiel zu den bevorzugten gesellschaftlichen Vergnügungen. Man unterhielt Familie und Freunde zuhause mit manchmal nicht unaufwendigen Inszenierungen, wobei allein schon die Vorbereitungen für Kostüm und „Bühnenbild“ eine willkommene Abwechslung für die Mitwirkenden (und oft eine weniger willkommene Mehrarbeit für das Hauspersonal) darstellten. In den Romanen der Zeit werden solche Aufführungen als recht übliche Freizeitbeschäftigung dargestellt – wie etwa in Jane Austens Mansfield Park, wo die Proben zu einem Stück Beziehungen und Charaktere der Protagonisten offenlegen. Oft waren es aber auch die Kinder der Familie, die vor allem zu festlichen Anlässen kleine Spielszenen zum Besten gaben. Mit dem Aufblühen des Vereinswesens im 19. Jahrhundert entstanden immer mehr Amateurtheater, die vor etwas größerem Publikum öffentlich auftraten.

Für diese „kleineren dramatischen Vereine“ sind Voß’ Spiele gedacht. Jedes davon hat ein Sprichwort als Titel und Handlungsthema. Für einige Stücke liefert der Autor den kompletten Text, für andere nur ein Handlungsgerüst oder, wie z. B. beim Einakter Jung gefreit, hat Niemand gereut (s. Abb. links), detaillierte Vorgaben für die Dialoge. Dabei werden die unterschiedlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten der Laientheater bedacht: Als Szenerie ist meist ein Zimmer oder Garten vorgesehen, oft finden die Darsteller mit „gewöhnlicher Kleidung“ ihr Auslangen; aber auch für weitergehende Ansprüche ist gesorgt, „weil man vorausgesetzt hat, daß es auch Personen giebt, denen es Vergnügen macht, griechisch, indisch, hispanisch, deutsch, mittelalterlich u.s.w. aufzutreten“.

Der 1768 geborene Julius von Voß beendete im Alter von 30 Jahren seine Militärlaufbahn, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit so unterschiedlichen Veröffentlichungen wie dem ersten Berliner Mundart-Volksstück Der Strahlower Fischzug, das trotz schlechter Kritiken zum Publikumserfolg wurde, der antisemitisch gefärbten Lessing-Parodie Der travestirte Nathan der Weise oder dem Zukunftsroman Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert wurde er zu einem bekannten Autor der Zeit. 1832 fiel Voß der ersten großen europäischen Choleraepidemie zum Opfer.

 

 


last update 03.05.2015