| ![Abb. 1: Eröffnung der Ausstellung »Der literarische Einfall« in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier am 30. Januar 1998 [Foto: Alexandra Eizinger]. In: Sichtungen 2, S. 148](https://webarchiv.onb.ac.at/web/20150503151745im_/http://www2.onb.ac.at/sichtungen/img/fetz-b-4-img-1A.jpg) Abb. 1.Eröffnung der Ausstellung »Der literarische Einfall« in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier am 30. Januar 1998
 Foto: Alexandra Eizinger
 [2/ S. 148]
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  [1/ S. 181:]  Die Ausstellung »Der literarische Einfall« wurde vom ÖLA, der Kulturabteilung der Stadt Wien und der Vorarlberger Landesbibliothek
                           veranstaltet und vom 31. Januar bis 20. März 1998 in der Kunsthalle Wien im Museumsquartier sowie vom 28. März bis 15. Mai
                           1998 in der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz gezeigt. Für Idee, Konzept und Durchführung waren Bernhard Fetz und Klaus
                           Kastberger vom ÖLA verantwortlich. Anders als bei herkömmlichen Literaturausstellungen, in denen ein Autor oder eine Epoche
                           im Mittelpunkt steht, ging es bei diesem Ausstellungsprojekt um eine übergeordnete Fragestellung: Wie entstehen literarische Werke? Wie läßt sich zeigen, was gemeinhin der Kreativität des Autors oder der Dynamik sprachlicher
                           Prozesse zugeschrieben wird? Die Fähigkeit, Kunstwerke in der »Logik ihres Produziertseins« zu sehen, hat der Philosoph Theodor
                           W. Adorno als die allein mögliche Form einer modernen Ästhetik bezeichnet. Dieser Vorgabe ging die Ausstellung am Beispiel
                           von Werken nach, die für das 19. und 20. Jahrhundert beispielhaft sind.
                         Der literarische Einfall ereignet sich nicht nur im Kopf der Autoren, er materialisiert sich auch als Schriftbild. Die Kräfte,
                           die im kreativen Akt wirksam werden, finden - zwischen Ordnung und Entropie, Disziplin und Ekstase - ihren Ausdruck in den
                           vielfältigen Formen der Nie- [1/ S. 182:] derschrift: als rasch hingeworfene Notiz, als Zeichnung, Skizze oder Materialcollage, als Schema und Bauplan, aber auch als
                           gestochen scharfe Kalligraphie. Neben den Vitrinen mit den Originalmaterialien bot die Schau drei zusätzliche Stationen: Ein Video führte (anhand von Erich
                           Fried, Friederike Mayröcker und Ernst Jandl) den Entstehungsprozeß von Gedichten vor; daneben wurden der Schreib- und Imaginationsraum
                           von Friederike Mayröcker und die Welt des sogenannten »Hundemund« (einer Figur im Werk des Dramatikers Werner Schwab) inszeniert.
                           In sieben thematischen Gruppen, beginnend mit dem »ersten Satz« über »Bildideen« bis zum »Schreibanlaß: Politik«, spürte die
                           Ausstellung dem ›missing link‹ zwischen dem Einfall und seiner Umsetzung auf dem Papier nach. Hierbei wurde auf folgende Autoren
                           Bezug genommen: Ingeborg Bachmann, Konrad Bayer, Hermann Burger, Franz Josef Czernin, Heimito von Doderer, Albert Drach, Friedrich
                           Dürrenmatt, Erich Fried, Franz Grillparzer, Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Ödön von Horváth, Ernst Jandl, Michael Köhlmeier,
                           Theodor Kramer, Friederike Mayröcker, Johann Nepomuk Nestroy, Reinhard Priessnitz, Gerhard Rühm, Ferdinand Schmatz, Werner
                           Schwab, Beat Sterchi.
                         Zur Ausstellung ist in der neugegründeten Reihe »Profile«, dem Magazin des ÖLA, ein Begleitband erschienen: Der literarische
                           Einfall. Über das Entstehen von Texten. Hg. von Bernhard Fetz und Klaus Kastberger. Wien: Zsolnay 1998 (= Profile 1). In kommentierenden
                           Essays von Fachleuten oder durch Statements der Autoren selbst wird der Prozeß literarischen Schreibens nachvollziehbar und
                           anhand der faksimilierten Originalmaterialien anschaulich gemacht. Der Band umfaßt 208 Seiten, zahlreiche Farb- und Schwarzweißabbildungen
                           sowie zwei großflächige Klapptafeln und ist im Buchhandel zum Preis von öS 197,- erhältlich.
                         Bernhard Fetz / Klaus Kastberger |  |