Wege nach Jugoslawien: Abschied des Träumers (1991)

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Peter Handkes literarischer Weg nach Jugoslawien ist lang. Schon ab Mitte der 1970er-Jahre unternimmt er ausdehnte Wande­rungen im italienischen und slowenischen Karst und hält seine Eindrücke in Notizbüchern fest. Das daraus resultierende Projekt eines größeren Werkes mit dem Titel »Ins tiefe Österreich« schei­tert und tritt nach einer langen und existenziellen Schreibkrise ab 1979 in der Tetralogie Langsame Heimkehr verfremdet wieder auf. Am Karst und seinen Landschaftsformen hatten den Autor von Beginn an auch die geologischen Hintergründe interessiert, über die er sich in Fachbüchern informierte. In der Erzählung Langsame Heimkehr (1979) verschiebt sich das Interesse auf ei­nen ferneren Raum. Hier grundiert die Geologie Alaskas das Buch, ein langer Umweg führt den Autor in seinem Schreiben nach Europa zurück.

In Salzburg, wo sich Handke zu Beginn der 1980er-Jahre an­gesiedelt hat, kommt er auf die ursprünglichen Pläne zurück. Neue Wanderungen durch Slowenien, die er detailliert auf Kar­ten festhält und mit Fotos dokumentiert, bilden die Grundlage für das Buch Die Wiederholung (1986). Mit dieser Erzählung zieht Handke eine Art Zwischenbilanz seiner Suche nach den slowenischen Wurzeln der Familie, zudem wird hier aus konkret vorliegenden Landschaftsformationen eine neue Art des Erzählens gewonnen. Im Jahr 1991 erscheint der Essay Ab­schied des Träumers von Neunten Land, ein Text, der sich unter dem Eindruck der nationalstaatlichen Unabhängigkeitsbestre­bungen in der Region wie ein erster Abgesang auf den Vielvöl­kerstaat Jugoslawien liest. Genau dies ist und bleibt für Handke an Jugoslawien die positive Utopie. Der Staat liefert für den Au­tor ein Beispiel für eine Art Umkehrung des Mythos vom Turm­bau zu Babel. In der Vielsprachigkeit fällt das Bauwerk nicht, sondern wird in demokratischer Eintracht gemeinsam errichtet. Zu Beginn der 1990er-Jahre ist diese Vorstellung gegen alle real­politischen Vorgaben gesetzt. (kk)

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