ENGEL. Himmlische Boten in alten Handschriften

ENGEL. Himmlische Boten in alten Handschriften

Die Österreichische Nationalbibliothek öffnet ihre reichen Bestände an illuminierten Handschriften und alten Drucken, um den Spuren der Engel zu folgen. Ausgewählte Werke aus 500 Jahren Buchkultur führen in eine faszinierende Gedankenwelt, deren Ursprünge in den Texten der hebräischen Bibel liegen. Sie erzählen vom Engel des HERRN und von himmlischen Heeren, von Engelsfürsten und abtrünnigen Engeln. Sie sind der Stoff, aus dem Judentum, Christentum und Islam ihre Engellehre entwickelten. Sogar das Wort Engel geht auf die hebräische Bibel zurück, deren griechische Ausgabe den Begriff Bote mit angelos übersetzte.

Die Bibel nennt jedoch keine Engel, aus deren Schultern zwei Flügel wachsen. Sie sind Bildformeln, die die christliche Kunst aus der Antike übernahm, während das Judentum beim Bilderverbot blieb. Auch muslimische Künstler zeigen Engel mit zwei Flügeln, vor allem in der privaten Buchmalerei, die in der Ausstellung exquisit vertreten ist. Zu den schönsten westlichen Darstellungen zählt der Erzengel Gabriel des Liutold-Evangeliars (um 1170), das wie eine byzantinische Ikone das Urbild des Engelsfürsten wiedergeben will. Die gefühlvollen Bilder der oft anonymen Meister des späteren Mittelalters dokumentieren das Streben nach einer persönlicheren Beziehung zu den Engeln, insbesondere in den kostbaren Gebetbüchern des Hochadels. Schließlich war es die höfische Kunst, die zwei neue Engelstypen hervorbrachte: den weiblichen Engel und den Kinderengel. Hochkarätige Werke von Gabriel Glockendon, Gerard Horenbout oder Albrecht Dürer veranschaulichen diese Entwicklung.

Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen: die Canonischen Veränderungen von Johann Sebastian Bach, die die Melodie von Martin Luthers berühmtestem Weihnachtslied Vom Himmel hoch, da komm ich her! aufnehmen und variieren.

Ort

Prunksaal, Josefsplatz 1, 1015 Wien

Dauer

20. Nov. 2014 – 1. Feb. 2015