Langsame Heimkehr. Erzählung

Druckfahnen, mit hs. Korrekturen von Peter Handke, Elisabeth Borchers und vom Verlagskorrektorat, 132 Blatt, ohne Datum [12.04.1979 bis 14.05.1979]

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Der Fahnenabzug von Langsame Heimkehr besteht aus 130 Blattstreifen mit einer Länge von 31,5 cm und einer Breite von 14,8 cm, auf denen der Text ohne Seitenumbruch abgedruckt ist. Die Fahnen sind abgesehen von sechs unpaginierten Blättern mit einer Seitenzählung von 1-123 versehen. Es handelt sich laut den Protokollaufzeichnungen des Herstellers Michael Hagemann um die »1. Fahnenversion«. Die Druckfahnen sind undatiert, müssen aber Hagemanns Aufstellung zufolge am 12. und 13. April 1979 in zwei Tranchen vom Allgäuer Zeitungs-Verlag (AZV) an das Lektorat übermittelt worden sein (vgl. DLA, SUA, A: Suhrkamp Verlag, Handke Peter, Dokumentation der Herstellungs- und Korrekturabläufe). Vermutlich wurde ein Fahnenexemplar (evtl. nach einer ersten Verlagskorrektur) an Handke weitergebeben. Im Bestand des Siegfried Unseld Archivs am Deutschen Literaturarchiv Marbach sind dem Druckfahnenoriginal 24 Fahnenblätter in Kopie beigelegt, wobei die Kopie wesentlich später angefertigt worden ist.

Titel

Am Titelblatt (Bl. II) wurde der mittlerweile vierte Titel »Das Zeitalter des Verschweigens« von Handke gestrichen und zuerst in »Ins tiefe Österreich« (so lautete das Schreibprojekt anfangs) und dann in »Langsame Heimkehr« umbenannt und mit der Gattungsbezeichnung »Erzählung« versehen. Seine Titelsuche besprach Handke mit Unseld. Am 14./15. April vermerkte dieser in seiner Chronik: »Er ist nun mit dem Titel "Raumverbot" nicht mehr glücklich und möchte auf den alten "Ins tiefe Österreich" zurück. Er bat mich um Vorschläge für den Titel. – Avenue der Gegenwart – Wiederkehr – Spiegel der Welt – Sonnenaufgänge später – Das Gesetz. Dann fällt mir schließlich das Zitat aus dem "Heinrich von Ofterdingen" ein. "Wo gehn wir denn hin?" "Immer nach Hause." "Immer nach Hause" wäre ein guter Titel.« (Handke / Unseld 2012, S. 364) Es brauchte noch ein weiteres Monat bis Handke den Titel gefunden hatte: Unter dem 6. Mai 1979 hielt Unseld schließlich in der Chronik fest: »Peter Handke ruft mich an. Er ist glücklich über den Titel "Langsame Heimkehr"!« (Handke / Unseld 2012, S. 364) Das heißt, dass der Titel relativ spät in die Fahnen eingefügt worden sein dürfte.

Korrekturen

In den Druckfahnen wurde heftig korrigiert – von Peter Handke (mit schwarzer Füllfeder und blauem Fineliner), von der Lektorin Elisabeth Borchers sowie vom Korrektor Willy Schulz-Weidner. Borchers notierte auf der Vorder- und Rückseite des Schmutztitelblatts mehrere vermutlich telefonisch durchgegebene Texteinschübe (Bl. I). Die roten Haken neben den Korrekturen könnten von der Herstellungsabteilung stammen und die Übernahme markieren. Die Art der Korrekturen ist unterschiedlich; vor allem im ersten Teil der Erzählung sind die meisten Eingriffe Fehlerkorrekturen, kleinere Streichungen oder Satzstellungskorrekturen, zum Beispiel: »Sorgers Glauben war an nichts gerichtet; es\r/ bewirkte bloß, wenn es\r/ ihm gelang, ein Teilhaftigwerden an "seinem Gegenstand" (einem durchlöcherten Stein, aber auch einem Schuh auf dem Tisch, einem Nähfaden auf einer Schreibmaschine \einem Mikroskop/) und begabte ihn [...] mit Humor: in ein stilles Vibrieren enthoben \versetzt/, schaute er sich dann einfach seine Welt näher an.« (Bl. 6) Dabei stammt nur die Ersetzung von »Schreibmaschine« durch »Mikroskop« von Handke, bei den restlichen Eingriffen handelt es sich um Verlagskorrekturen. Eine sich in den Fahnen mehrfach wiederholende Korrektur ist die Streichung (in seltenen Fällen Übersetzung) englischer Sätze, etwa: »In die Gemeinschaftsbaracke abbiegend, blätterte er dort, wie er es oft getan hatte, in dem angeketteten Steckbriefalbum: viele Gesuchte waren erfahren, im Freien zu leben und tätowiert mit "Born to lose", doch einer hatte die zweizeilige Tätowierung: "Born to win. It's a funny old world that I am in.« (Bl. 36) Zwei Sätze später wurde die englische Aufschrift eines am Kirchenharmonium aufgeschlagenen Notenheftes »"Tell me the tales that to me were so clear"« (Bl. 36) gestrichen, oder im zweiten Kapitel eine Songzeile des Sängers, die ihn als Van Morrison identifiziert hätte: »"Well, I'm caught one more time..."« (Bl. 69).

Neuschrift von Kapitel 2 und 3

Über dem ersten Satz des zweiten Kapitels »An der Westküste war eine andere Zeitzone (zwei Stunden später), und Sorger kam in der Dunkelheit an.« notierte vermutlich Elisabeth Borchers »durch Ms. ersetzt« (Bl. 52). Nach ersten umfangreichen Umarbeitungen, Streichungen und Ergänzungen hatte sich Handke entschlossen, das gesamte zweite Kapitel und einen Teil des dritten Kapitels völlig neu zu schreiben. Das Typoskript der Neuschrift schickte er zusammen mit den korrigierten Fahnen am 9. Mai 1979 an den Verlag. Im Begleitschreiben an Borchers erklärte er: »Den ersten Teil habe ich kaum mehr angeschaut. Noch einmal intensiv durchgearbeitet habe ich den zweiten Teil, Das Raumverbot. Ich wußte tief, daß da drei schwache Stellen drin waren: der Anfang mit der Ankunft S.s [Sorgers] an der Westküste: vor allem seine Erstarrung; dann der Moment des "Raumverbots", und schließlich die Rede des Helden an die Nachbarn. Ich habe den gesamten zweiten Teil noch einmal abgeschrieben und die drei Passagen noch einmal tief durchstrahlt. […] Eine vierte Änderung betrifft die vierte Schwachstelle, im 3. Teil, dem Gesetz: jene Passagen, da Sorger sich zum Coffee Shop bewegt und dann das Große Gesetz aufschreibt. Da habe ich zwei Seiten gestrafft – und ich meine, die Geschichte hat jetzt erst als Ganzes das leise Dröhnen. Ich habe also den Text vom 2. Teil bis zum Moment des "Gesetzes" neu durchgeschrieben, dann wieder in den Fahnen korrigiert.« (Handke / Unseld 2012, S. 365) Die korrigierten Fahnen wurden laut Michael Hagemanns Dokumentation am 14. Mai 1979 »zur Revision an den AZV« geschickt. »Das zweite Kapitel wurde neu geschrieben. Ms mit den Fahnen zum Satz«. (DLA, SUA, A: Suhrkamp Verlag, Dokumentation der Herstellungs- und Korrekturabläufe) (kp)

Siglenverzeichnis  Editorische Zeichen

 

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

Das Zeitalter [/] des VerschweigensIns tiefe Österreich; Langsame Heimkehr [/] Erzählung

Datum normiert:  ohne Datum [12.04.1979 bis 14.05.1979]

Materialart und Besitz

Besitz:  Deutsches Literaturarchiv Marbach
Art, Umfang, Anzahl: 

Druckfahnen 1. Lauf (ohne Seitenumbruch), 129 Blatt, Ir/v, II-V, pag. 1-55r/v, 56-89, VI, 90-102r/v, 103-123; mit zahlreichen Korrekturen von Peter Handke, Elisabeth Borchers und vom Korrektorat (vermutlich Willy Schulz-Weidner), evt. auch der Herstellungsabteilung

Format:  14,8 x 31,5 cm
Schreibstoff:  Füllfeder (schwarz), Fineliner (blau), Bleistift, Buntstift (rot)
Weitere Beilagen: 

1 Druckfahnen, Kopie, 131 Blatt

  • 1. Teil: Druckfahnen, Kopie, 26 Blatt, Ir/v, pag. 77, 78, 79, 74, 73, 71, 69, 61, 49, 37, 85, 87, 88, 97, 101, 102v, 105, 107, 108, 109, 115, 117 (2x kopiert), 118
  • 2. Teil: Druckfahnen, Kopie, 105 Blatt, II-V, 1-36, 38-40, 41 (mit Bleistift pag.), 42-48, 50-52, 53-60, 62-68, 70, 72, 75-76, 80-84, 86, 89, VI, 90-96, 98-100, 103-104, 106, 110-114, 116, 119-123

 

Ergänzende Bemerkungen

Bemerkungen: 

Signatur vor der Übergabe an das DLA (SV, PH, W 1/10.3)