Für Glauben und Christentum

[Johann August Christoph von Einem:] Zwey Preisfragen. I. Hat das gesetzwidrige Zusammenleben von Personen beyderley Geschlechts nachtheilige Folgen für die Religion und die Gesellschaft, und welche Vortheile gewährt die Ehe vor solch regellosen Leben? II. Ziemt es dem moralischen Menschen: in gemischten Gesellschaften über Religion und deren Wahrheiten zu scherzen? Aufgestellt von der Gesellschaft pro fide et christianismo zu Stockholm. Beantwortet von der Gesellschaft fuer Tugend und Weisheit in Deutschland. - Wien : bey Georg Edlen von Moesle, 1808.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 308.596-A.Alt-Mag

Detailinformation

1759 ging der junge schwedische Pastor und Hofprediger Carl Magnus Wrangel nach Amerika, um die Aufsicht über die schwedisch-lutherischen Gemeinden in Delaware zu übernehmen. Zehn Jahre lang widmete er sich dort der Organisation des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens der schwedischen Auswanderer, wobei er viel mit anglikanischen und deutschsprachigen lutherischen Geistlichen zusammenarbeitete und in engem Kontakt mit John Wesley stand. Durch diese Erfahrungen geprägt, gab Wrangel nach seiner Rückkehr nach Schweden den Anstoß zur Gründung der Societas Svecana Pro Fide et Christianismo, zu deren Aufgaben auch Information, Mission und Erziehung durch Publikationen zählten.

Vor allem die zweite der vorliegenden Preisfragen (vgl. Titel und Bild links) kann vor diesem Hintergrund betrachtet werden. Ihrer Beantwortung hat der deutsche Autor dieser Schrift 11 Seiten gewidmet; in der Essenz wird sie aber auch in einem einzigen Satz deutlich: „Wir verfehlen den Zweck unserer geselligen Bestimmung, wenn wir, statt unsere Freunde zu erheitern und zu beruhigen, das angreifen, was ihnen die ganze Ruhe und das Glück ihres Daseins gewährt.“ Mit den „Gemischten Gesellschaften“, auf die in der Fragestellung angespielt wird, sind offensichtlich solche gemeint, die sich aus Angehörigen verschiedener christlicher Gemeinschaften zusammensetzen.

Die Veranlassung zur ersten der Preisfragen kann so umrissen werden: Was die Religion gebietet, muß auch gut sein. Der Nutzen ihrer Vorschriften für den menschlichen Alltag soll hier zum Beweis dienen. Am Beispiel der Ehe zeigt sich dieser Nutzen vor allem in der Lebenswirklichkeit der Frau. Lebt sie in nichtehelicher Gemeinschaft mit einem Mann, bringt ihr das praktische Nachteile: „Am Vermögen des Mannes hat sie keinen Antheil, nichts ist ihr, als was er ihr schenkt, was sie erschmeichelt, erbettelt, erstiehlt. Sie hat kein Erbrecht auf seine Verlassenschaft. Mann und Weib sorgen für die Zukunft. Buhler und Buhlerinn vezehren die Früchte des Augenblicks.“ Aber auch der Mann profitiert von einer Heirat, er „kann ruhiger um sein Hauswesen, seine Verpflegung in Krankheit und Alter, um die Erziehung seiner Kinder sein“. Letzteren schließlich kann so eine moralische und finanzielle Basis geboten werden, die dem unehelichen Kind vorenthalten wird.

 


last update 03.10.2014