Das Notizbuch führte Handke vom 19. Dezember 1979 bis zum 1. März 1980. Es ist in einen rotbraunen Plastikumschlag gebunden und umfasst 128 Seiten.
Am vorderen Vorsatz sind unter Handkes Salzburger Wohnadresse der Datierungszeitraum und darunter die Entstehungsorte eingetragen. Darauf folgt eine Notiz zur geologischen Beschaffenheit des »Morzger Hügels«: »O: Gosau [/] W: Nagelfluh (Mindel/Riß)« (S. I). Am unteren Seitenrand von Blatt I ist der Begriff »"Innige Ironie"« zu lesen. Der hintere Vorsatz umfasst die Seiten II* und III* und enthält Telefonnummern, Adressen, Lektürenotizen und -zitate.
Zu Beginn der Einträge befand sich Handke noch in Paris, wo er – dem Eintrag vom 19. Dezember zufolge – erneut das Musée d'Orsay (damals noch: Galerie du Jeu de Paume) besuchte. Noch am selben Tag reiste er vermutlich ab und war am 20. Dezember morgens in Genf – Notizen zur Unterkunft im Hotel Richemond weisen darauf hin. Von Genf fuhr Handke mit dem Zug weiter nach Lausanne (S. 5) und von dort über Bern und Olten nach Zürich (S. 6-9). Dort besuchte er am 21. Dezember das Kunsthaus und reiste weiter nach Winterthur (eine Notiz deutet ein Treffen mit Siegfried Unseld an, dieses lässt sich jedoch anhand des Briefwechsels und Unselds Reisechronik nicht belegen: »der Geschäftige, den still Lebenden aufsuchend; bei diesem auch still sich haltend, erzeugt er rundum die Stille des Todes, und hält den andern dafür verantwortlich (S.U.)« (S. 17). In Wintherthur notierte Handke am 22. Dezember Bemerkungen zu Gemälden aus der Sammlung Oskar Reinhart. Am 23. Dezember findet sich ein Hinweis auf seine Rückreise nach Salzburg, demzufolge er am 22. Dezember »zum überfüllten Flughafen« fuhr (S. 22). Die Rückreise muss, den Ortsangaben auf dem vorderen Vorsatz entsprechend, über München nach Salzburg geführt haben, wo Handke dann ab dem 22. Dezember blieb und auch Weihnachten und Neujahr verbrachte. Nach seiner Rückkehr begann Handke in Salzburg, sich intensiver mit der Vorformulierung von Die Lehre der Sainte Victoire zu befassen, Begriffe und Satznotizen aus dieser Zeit sind bereits sehr konkret in der Erzählung erkennbar. In Salzburg besuchte Handke – in der Fortsetzung seiner zahlreichen Museumsbesuche während der Reisen des Jahres 1979 – Ende Dezember das Salzburg Museum und notierte zu ausgewählten Werken. Auch im Jänner 1980 enthalten die Aufzeichnungen ausschließlich Ortsangaben aus Salzburg, erst am 14. und 15. Februar enstanden die Notizen während eines Aufenthalts im Lungau, am Prebersee und in Maria Pfarr.
Inhaltlich sind die Aufzeichnungen vor allem auf die Erzählung Die Lehre der Sainte-Victoire konzentriert, deren erste Fassung Handke am 12. März zu schreiben begann. Ebenso gibt es Werkbezüge zu dem Stück Über die Dörfer und zu der viel später geschriebenen Erzählung Die Wiederholung.
Bemerkenswert ist ein Eintrag vom 23. Jänner, in dem Handke über zwei Seiten die Farben aller betrachteten Häuser bei einem Spaziergang mit seiner Tochter Amina benennt (S. 80-81).
Der zuletzt datierte Notizbucheintrag vom 1. März 1980 beginnt am Ende des Buches auf den Seite 127 und 128, füllt S. I* des hinteren Vorsatzes und wurde offenbar aufgrund von Platzmangels auf dem vorderen Vorsatz (Bl. II-III) weitergeführt.
Paris → Genf → Zürich → Winterthur → München → Salzburg
Rue du Maine [Paris] (19.12.1979, S. 3); Genfer See, Lausanne (20.12., S. 5); Bern (20.12., S. 6); Schweiz, Olten (20.12., S. 7), Zürich (20.12., S. 9); Winterthur (21.12., S. 17); Leopoldskron (23.12., S. 23); Mönchsberggarage (24.12., S. 24); Salzach, Mülln (25.12., S. 29); Untersberg (27.12., S. 33); St. Leonhard/Untersberg (28.12., S. 35); Mülln (30.12., S. 40); Rainberg (31.12., S. 41); Bergheim (2.1.1980, S. 46); Maria Plain (2.1., S. 47); Untersberg, Mönchsberg, Hellbrunner Berg, Nonnberg (5.1., S. 51); Leopoldskron (7.1., S. 56); Gaisberg (8.1., S. 58); Mönchsberg, Humboldtterrasse (9.1., S. 62); Gaisberg (12.1., S. 67); Bergheim (13.1., S. 68); Ma. Plain (13.1., S. 69); Morzg (15.1., S. 70); Mülln (19.1., S. 73); Gaisberg, Maria Plain (23.1., S. 81); Mönchsberg Humboldtterrasse (6.2., S. 97); Imbergstraße (6.2., S. 98); Moosstraße (7.2., S. 100); Anif, Morzg (9.2., S. 101); Siezenheim (12.2., S. 105); an der Mur, Lungau (14.2., S. 107); Karneralm, Prebersee (15.2., S. 108); Maria Pfarr (15.2., S. 109); St. Leonhard (16.2., S. 110); Leopoldskron (24.2., S. 119); St. Peter, Nonntal (25.2., S. 121); Morzger Hügel (27.2., S. 124); M.ger Wald, Hellbrunner Hügel (1.3., S. I*), Morzger Hügel, Gneis (1.3., S. II)
1 Notizbuch mit rotbraunem Plastikumschlag, 128 Seiten, I-IV, pag. 2-128, I*-III*
1 getrocknetes Blatt (zw. S. 122/123) im DLA Marbach aus konservatorischen Gründen separat abgelegt; im hinteren Vorsatz: 1 Polaroid, Amina Handke, mit eh. Aufschrift »6. Juli 1980 (vor → Berlin)«; 1 Ausschnitt aus einer Schweizer Zeitung: »H. Mr.: Halbschattenmondfinsternis am 1. März«, ohne Datum; 1 Taxirechnung München, 25.7.1980; 1 Restauranrechnung von Hübner, Hotel Bristol, 7.7.1980; 1 Zeichnung (wahrscheinlich von Amina Handke) mit Peter Handke abgebildet und einem Blumensticker; 1 Antwortschein, 30.5.1980
Bildende Kunst
Literatur