Canto d'amore

Titelblatt (mit Mausklick zum Vollbild)

[Girolamo Loria]: Per le Faustissime Nozze Di Giuseppe Loria E Marianna Dal Vecchio. Canto D'Amore, Meditazione LIV di A. De Lamartine,Versione Di G. L. - Mantova : Coi Tipi Di L. Caranenti, 1850.

Österreichische Nationalbibliothek, Sign.: 310.416-B.Alt-Mag

Detailinformation

Salomon Vita Loria (1819-1899), auch Girolamo genannt, stammte aus einer wohlhabenden Mantuaner Familie. Anlässlich der Heirat seines Bruders Giuseppe mit Marianna Dal (Del) Vecchio widmete er dem Brautpaar seine Übersetzung von Lamartines Chants d’Amour. Damit folgte er der Tradition, Hochzeiten mit eigens herausgegebenen Widmungsschriften zu feiern. Diese war in Italien weit ausgeprägter als im deutschsprachigen Raum, bedachte man die Neuvermählten doch nicht nur mit (mehr oder weniger personalisierten) Hochzeitsgedichten oder Liebeslyrik; man nutzte diese Gelegenheiten auch, um (kürzere) Schriften verschiedenster Art zu veröffentlichen.

So konnten sich etwa Eloisa Piazza und Antonio Zara bei ihrer Heirat 1831 sowohl über die Beschreibung eines Siegels aus dem 14. Jh. freuen als auch über einen Beitrag zur Geschichte der Universität Padua im Mittelalter und einen weiteren zur Landwirtschaft der Region. Ungeteilt war die Freude allerdings nicht, denn die eigentlichen Widmungsträger dieser Schriften waren der Advokat Antonio Piazza, ein Onkel der Braut, bzw. der Theologe Gaetano Zara, ein Onkel des Bräutigams. Aber auch als Anlass zur Herausgabe bisher unveröffentlichter Dokumente oder Texte älterer (berühmter) Autoren konnten Hochzeiten dienen. Zu Ehren von Carlo Dolfin und Caterina Correr erschien 1847 ein bis dahin unveröffentlichter Brief des Philosophen und Botanikers Andrea Cesalpino (1519-1603) zum Thema Wassermelone. 

Übersetzungen von kürzeren Stücken antiker Autoren waren ebenfalls beliebte Festgaben. Als der Autor unserer Lamartine-Übersetzung, Girolamo Loria, 1856 Anaide D’Italia heiratete, wurden dem Paar Aforismi di Plutarcho gewidmet. Das Paar hatte übrigens zwei prominente Söhne: Gino, den Mathematiker und Wissenschaftshistoriker, und Achille, den Soziologen und Ökonomen.

Das vorliegende Exemplar von Girolamos  Canto d’amore ist stark (schief) beschnitten worden; zwar ohne Textverlust, doch vom zeittypischen Bordürenrahmen des Titelblatts und sämtlicher Seiten fehlen jeweils der rechte und der untere Rand. Dennoch stellt der Canto eine vorzeigbare Neuerwerbung dar, denn das dünne Heft ist nicht nur ein guter Vertreter des Genres italienischer Widmungsschriften, sondern auch sehr selten.  


last update 03.09.2014