Willkührliche Zierathen? - Kopps Kritik zu Hammers Deutung

Hammers Deutung, S. 4

Seite aus Kopps Kritik

„Ludwig der Fromme – Edle – Thuer Ludwig theilt Eid Unter Siegelten Eurem Stift bei Leben. Wer stritte darob Fluch Ihm, dass Feuerqual ehedem Alle tödte Ewig dar, Wehe!“ – So hatte Joseph Hammer die zentrale Inschrift der Heilsberger Tafel, die er für althochdeutsch hielt und in die Zeit Kaiser Ludwigs des Frommen datierte, ins Neuhochdeutsche „übersetzt“. Die umgebende Randinschrift hielt er für eine lateinische Grabinschrift für Kaiser Lothar II. (gest. 1137 in Tirol).

Der Jurist und Paläograph Ulrich Friedrich Kopp veröffentlichte daraufhin in seinen Bilder[n] und Schriften der Vorzeit)* eine scharfe Kritik zu Hammers Deutung. Kopp verfügte über große Erfahrung im Lesen mittelalterlicher deutscher (Rechts)Urkunden. Wenn die beiden Inschriften laut Hammer von zusammengesetzten Buchstaben und elliptischen Zusammenziehungen nur so strotzten und alles, was sich beim besten Willen nicht ins Hammersche Alphabet einordnen ließ, entweder ein Piktogramm oder ein „willkührlicher Zierath“ sein sollte, konnte der Experte Kopp das so nicht stehen lassen. Zwar wollte er selbst keinen Deutungsversuch unternehmen, ohne die Originalinschrift gesehen zu haben, konnte aber Hammers allzu kühne Versuche mit linguistischen, paläographischen und historischen Argumenten ins Reich der Phantasie verweisen.

*) Mannheim 1819, im Selbstverlag. Das Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek trägt die Signatur 4.V.10-PAP.

(Der Mausklick auf die Bildausschnitte führt zum Vollbild.)

Willkührliche Zierathen? - Die Inschrift von Heilsberg 

 

 


last update 03.09.2014