Hintergrund


Pressestimmen

Alfred Kubin / Reinhard Piper: Briefwechsel
1907 - 1953

Hansjörg Graf
Neue Zürcher Zeitung, 27.09.2011:
Was hier vorliegt, ist eine Edition von Lebenszeugnissen, die zugleich vierzig Jahre Kultur- und Zeitgeschichte spiegeln. Es ist nicht übertrieben, diesen Verbund von Text, Bild und einem 256 Seiten umfassenden Anmerkungsteil als ein Monument zu bezeichnen. Er ermöglicht die Rückschau auf Jahrzehnte einer äusserst kreativen Verlagsarbeit und erinnert auch an die singulären Voraussetzungen eines ebenso singulären Programms. Diese Edition macht das Unwiederbringliche einer Epoche bewusst, die von Persönlichkeiten geprägt war.
Konstanze Crüwell
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.07.2011:
Es ist eine Korrespondenz, welche die politischen und kulturellen Verhältnisse in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts widerspiegelt. (...) Mit geistvollem Wortwitz, einer metaphernreichen Sprache, Selbstironie und vielen wunderbaren Zeichnungen beschreibt Kubin seinem Verleger aber auch sein Leben im Schlösschen Zwickledt. Und die Erfolge: Liebermann lädt ihn zur einer Ausstellung in der Akademie der Künste in Berlin ein. Als Kubin die österreichische Staatsmedaille erhält, schickt er Piper die hinreißende Zeichnung "Preisgekrönt". Aber er berichtet ihm auch von seinen dunklen Seiten: Immer wieder wird Piper mit den qualvollen Befindlichkeitsschilderungen des Künstlers konfrontiert. "Mir geht's äußerst mittel", teilt der achtunddreißig Jahre alte Kubin dem zwei Jahre jüngeren Piper mit, als sei dieser sein väterlicher Freund: "Herzbeklemmungen, Atemnot, Nervenschwäche, Hypochondrie, Strikturen, Rückenschmerzen, Erschöpfungen sind für meinen Kadaver im Sommer 1915 charakteristisch." (...)
Das Buch bietet Erkenntnisgewinne und Unterhaltungswert - und macht melancholisch: Ein fast ein halbes Jahrhundert lang geführter Briefwechsel, der uns die oft qualvolle innere Existenz eines großen Künstler und die Freuden und Leiden eines Verlegers in glanzvoll formulierten und oft bewegenden Aussagen nahebringt, ist ein spätestens im Zeitalter der E-Mails ausgestorbenes Genre.

Österreichisches Literaturarchiv
Die ersten 10 Jahre

S. Strohschneider-Laue
Ebensolch. Rez-E-zine, 27/06 (http://ebensolch.at/eb_27_06/eb_001_001_249.htm [Stand 15.9.2006]):
So ist dieses Buch auch keine anekdotische Annäherung an die zur Zeit über 120 geschlossenen Bestände, sondern eine Bilanz der Aufgaben, erreichten und angestrebten Ziele sowie Normierungen der letzten zehn Jahre. Stetes Thema aller Archive, Bibliotheken, Museen ist nicht nur die Bestandserweiterung, sondern auch dessen Erhalt, zu dem auch der moderne K(r)ampf der sinnvollen Datensicherung - u. a. von Video- und Audiodateien - zählt. Sammeln, bewahren, ausstellen und aufarbeiten gehören auch im Literaturarchiv zum Tagwerk, deren Ergebnisse in der Buchreihe "Profile" und in Fachperiodikum "Sichtungen" veröffentlicht werden. (...) Insgesamt wird ein knapper und interessanter Überblick über die ersten zehn Jahre des Österreichischen Literaturarchivs geboten.

126, Westbourne Terrace
Erich Fried im Londoner Exil (1938-1945)

Richard Reichensperger
Der Standard (Wien) vom 12.5.2001 (Album):
Als der 1921 geborene und am Alsergrund aufgewachsene Erich Fried am 4.8.1938 gerade noch nach England fliehen konnte ("Emigrant klingt mir zu freiwillig. Ich bin Flüchtling."), da gab er bei seiner Registrierung beim "Jewish Refugees Committee" (JRC) als Berufswunsch an: "deutscher Dichter". Das war nicht nur eine Provokation: Kultur in deutscher Sprache war für diejenigen, die in ihr eine, nun geraubte, Identität ausgebildet hatten, rettend. Ein von Volker Kaukoreit und Jörg Thunecke herausgegebener Band arbeitet das kulturelle Umfeld im Emigranten-London heraus, fokussiert auf Frieds erstaunlich frühe Verbindung von politisch-praktischer und dichterischer Aktivität. 
Beatrix Müller-Kampel
Zwischenwelt (Wien), 18. Jg., Nr. 3, Doppelheft Oktober 2001:
En détail läßt sich die private, politische, journalistische und poetologische Biographie des jugendlichen Emigranten (...) rekonstruieren: (...)
Die Beiträge sind sachlich, material- bzw. kenntnisreich und ohne ideologische Schieflagen gearbeitet. (...) An autobiographischen und dichterischen Dokumenten aus der Exilzeit bieten die Herausgeber bislang ungedruckte Gedichte, Tagebuchnotizen und Briefe aus dem Nachlaß Frieds im Österreichischen Literaturarchiv. (...)
Die detailreiche Kommentierung der Texte erlaubt eine umfassende politik-, exil- und alltagsgeschichtliche Kontextualisierung. (...) Schlaglichtartig beleuchten die Texte die familiäre und berufliche Situation des Vertriebenen; seine vielfältigen kulturellen und organisatorischen Aktivitäten in Emigrantenzirkeln; die Rettungsversuche Gefährdeter in Hitlerdeutschland (u.a. mit dem gefälschten Briefkopf eines nicht existierenden Lords); Freunde, Genossen und Dichterkollegen; das politische Selbstverständnis des kritischen Kommunisten; nicht zuletzt die erotischen Verwirrungen des knapp Zwanzigjährigen, der in all seinem seelischen, existentiell bedrohlichen Elend auch wohl zur Arznei der Selbstironie greift. Tagebuch und Brief sind ihm nicht nur Medium der politischen, erotischen und moralischen Selbstvergewisserung, sondern auch Deponie von Alltagskram. (...)
Als Lesebuch mit biographisch-exilgeschichtlichem Unterbau ist der Text- und Materialienband überaus ergiebig.

Die Österreichische Literatur seit 1945
Eine Annäherung in Bildern

Die Presse (Wien) vom 12.9.2000:
Die Herausgeber, Volker Kaukoreit und Kristina Pfoser, bieten ein vollständiges literarisches Familienbild. Reproduziert sind die Urkunde, mit der Bert Brecht 1950 in Salzburg die Verleihung der Staatsbürgerschaft bestätigt wurde, und Künstler-Rumor wie die Wiener Gruppe, der Hörsaal-1-Skandal, die Arena sowie eine Frankfurter Demonstration mit Jean Améry und Erich Fried. Fast jede, jeder Schreibende über fünfzig findet sich mit einem Photo aus frühen Jahren verewigt - Jandl und Mayröcker knapp über dreißig Jahre alt! Reinhard Priessnitz sitzt über seinen Schachfiguren, Hilde Spiel wird von Alexander Lernet-Holenia geküßt, Peter von Tramin posiert als Herrenreiter vor dem Spiegel, Heinz R. Unger, Wilhelm Pevny, Peter Turrini lesen beim "Volksstimme"-Fest, Christoph Ransmayr steht mit Reinhold Messner auf dem Ortler, Robert Menasse und Peter Rosei wählten in Prag eine Statue des Heiligen Nepomuk als Hintergrund.
Neue Zeit (Graz) vom 6.10.2000:
Das unermesslich reiche Bildmaterial (versehen mit knappen, höchst informativen Texten) bringt einem nicht nur Gesichter, Körpersprache, sondern auch Stimmungen nahe, Werdegänge, Karrieren. Man beginnt zu blättern, schaut und schaut, erinnert sich oder wird erinnert an Anfänge, Aufbrüche, kurz, an aufregende, bewegte Zeiten der österreichischen Literatur.
Alexander Glück
Wiener Zeitung vom 20./21.10.2000:
In jedem Fall ist auch dem, der dem Thema neu gegenübersteht, die Berührungsangst genommen. Man schlägt das Buch auf und ist plötzlich mitten im Geschehen.
Die verschiedenen Kapitel sind durch wertvolle Indizes ergänzt. Die Beiträger werden ebenso aufgeführt wie die im Buch vorkommenden Personen; bio-bibliographische Hinweise zu wichtigen Autoren stammen von Peter Stuiber und machen das Buch zugleich zu einem brauchbaren Personenlexikon zum Thema. Zur Einstimmung tragen neben einer interessanten Vorbemerkung auch einige doppelseitige Fotos sowie 17 exemplarische Zitate zum Thema bei.
Stefan Faustmann
Neue Zeitung (Budapest) vom 27.10.2000:
Was erwartet unseren Leser? Kann er seiner Neugier freien Lauf lassen? Ja, in jedem Fall! Herausgeber und Beiträger geben ihm viel, viel mehr als lediglich das eine oder andere Erhoffte, sie schöpfen aus dem Vollen sicherer Sachkenntnis und bieten Annäherung an die lebendige Literatur der Gegenwart seit 1945 und die acht Literaturlandsschaften Österreichs. So, wie sie uns in Text und Bild nahegebracht werden, blieben sie uns weitgehend fremd. Denn sie unterscheiden sich von den kühlen Literaturgeschichten in Aufbau, Sprache und Gestaltung. (...) Das literarische Leben in seiner Vielheit und Widersprüchlichkeit wird vermittelt, nicht das scheinheiliger Einheitlichkeit, aus der kaum literarisch Wertvolles erwächst. Dazu tragen die 840 Abbildungen bei, die Lebendigkeit und Aufgeschlossenheit erahnen lassen. Weit über hundert Autor(innen) lernt man so kennen, ohne ihnen unmittelbar persönlich zu begegnen. Ungarndeutsche Autoren finden in dem Band zahlreiche Anregungen. Das ist alles in allem wahrlich Annäherung!
Christiane Zintzen
Neue Zürcher Zeitung vom 4.11.2000:
In der Tat kommen in dem bei Reclam erschienenen Band, welcher in schön chronologischer Folge die österreichischen Schriftstellerinnen und Dichter, Poetinnen und Essayisten, Theaterpranken und Szene-Regenten 'in effigie' auftreten läßt, die höchsten wie die niedrigsten Wissbegierden und Schaulüste reichlich auf ihre jeweiligen Kosten.
Konzise Überblicksdarstellungen ausgewiesener Akademiker und Literaturarchivare schreiten den österreichischen Sonderweg der deutschsprachigen Literatur ab, ohne diesen - wie in Literaturgeschichten oft üblich - zur 'via regia' zu begradigen. Den schlammigen Zonen, etwa derjenigen der sonderbaren Kontinuität, mit welcher die literarischen Protagonisten der "Ostmark" nach 1945 ihre Agenden wieder aufnahmen (...), bleiben ebenso unberücksichtigt wie die exterritoriale Welt der österreichischen Schriftsteller im Exil, welchen die Republik auch nach dem Krieg nicht gerade den roten Teppich zur Rückkehr ausrollte (...). Schön föderalistisch schreitet man die literarischen Regionalgeschichten der einzelnen Bundesländer ab, wobei das Résumé der literarischen Produktivität eines Landstrichs stets im Konnex zur kulturpolitischen und institutionellen Infrastruktur gezogen wird: Wie jeder Stoffwechsel bedarf auch das literarische Leben der Nahrung durch finanzielle Förderung, der Pflege durch Verlage und Zeitschriften, des Lebens-Raumes durch Schriftstellervereinigungen und Literaturhäuser. So spiegelt etwa die Liste der Trägerinnen und Träger des österreichischen Staatspreises für Literatur getreulich den Wechsel der kulturpolitisch dominierenden Ideologien der Zweiten Republik: Von der Nobilitierung ehemals völkischer Kräfte wie Rudolf Henz (1953), Max Mell (1954) und Franz Karl Ginzkey (1957) bis hin zur Anerkennung der Avantgarde durch die Auszeichnung etwa H. C. Artmanns (1974), Friederike Mayröckers (1982) und Ernst Jandls (1984) während und nach der Kreisky-Ära. Sie alle finden sich abkonterfeit, oftmals in vielen Versionen über die Jahre hinweg, und es darf das Auge in dem unendlichen Reichtum des Menschlichen, Allzumenschlichen im Literarischen sich betrinken.
Eva Menasse
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.11.2000:
Hier findet man keine gestylten, sorgfältig ausgeleuchteten Fotos von Autoren, wie sie in letzter Zeit üblich geworden sind, da auch Schriftsteller nicht mehr davor zurückschrecken, Reporter für "home-stories" in ihr Haus zu lassen. Dies ist im Gegenteil ein Band voller Schnappschüsse. Wunderbar etwa jener, auf dem Gerhard Rühm und Oswald Wiener der jungen Friederike Mayröcker von beiden Seiten am Hals hängen (...). Doch das Schönste an diesem Band ist die großzügige demokratische Vollständigkeit. Nicht nur werden die literarischen Regionen nach Bundesländern untersucht, nicht nur wurden alle wichtigen Literaturzeitschriften und Vereinigungen wie das Forum Stadtpark und die Grazer Autorenversammlung im Bild dokumentiert. Alle größeren Skandale der jüngeren Literaturgeschichte sind hier einmütig vereint, die Faksimiles der tobsüchtigen Boulevard-Schlagzeilen nach dem aktionistischen "Sit-In" an der Wiener Universität im Juni 1968 ("Ins Gefängnis mit den obszönen Rowdies") ebenso wie das schöne Bild, auf dem sich Thomas Bernhard und Claus Peymann nach der Premiere von "Heldenplatz" vor dem Burgtheater-Publikum verbeugen. (...) eine Fundgrube für alle an der österreichischen Literatur Interessierten.
Matthias Richter
Norddeutscher Rundfunk, Hannover, Radio 3, 14.12.2000:
Der Band ist als Ergänzung zu den Texten der Autoren ein unbedingtes Muss - und man fragt sich, warum es so etwas nicht schon längst für die deutsche Literatur nach dem Krieg gibt, jenem kleinen Rest außerhalb Österreichs also.
Eva Schobel
Süddeutsche Zeitung (München) vom 16./17.12.2000:
Eingebettet in eine chronologische Grundstruktur, entfaltet sich das literarische Leben Österreichs nach 1945 personell, thematisch und geographisch im Neben- und Gegeneinander konkurrierender Strömungen. Prägnante Bild-Kommentare und signifikante Textzitate werden durch Kurzessays ergänzt, die der Entwicklung der österreichischen Literatur nicht nur in Längsschnitten folgen, sondern auch die Spezifika einzelner Regionen und Formationen, etwa der "Wiener Gruppe" und des "Grazer Forum Stadtpark", hervorheben.
Brigitte Schwens-Harrant
SCHRIFT[zeichen] (Wien), Heft 4, 2000:
Die Herausgeber haben es tatsächlich geschafft, in über 800 Fotos Einblicke in die Geschichte der österreichischen Nachkriegsliteratur zu vermitteln, die vielschichtig, sachlich und persönlich, interessant und amüsant sind. Essays und Bild-Kommentare ergänzen das durchaus geglückte Unternehmen. Die Fotos erzählen Geschichten von Kontinuitäten und Brüchen, präsentieren Persönlichkeiten und rollenträger, geben Einblicke in Kulturpolitik und -kämpfe, bis ins Jahr 1999 reichen. Ein geeignetes Geschenkbuch für Liebhaber der österreichischen Literatur - auch für jene, die sonst nicht immer "hinter den Autoren her sind".
Manfred Chobot
Buchkultur (Wien), Heft 70, 2000:
Das Buch ist ebenso von Interesse für jemanden, der mit der österreichischen Literatur vertraut ist, denn es gibt eine Menge unbekannter Fotos zu entdecken: "Schau, das ist doch der Soundso und die Dings." Andererseits bietet es dem "Einsteiger" eine Vielzahl von Anregungen, sich näher auf die österreichische Literatur einzulassen, gar eines der erwähnten Bücher zu lesen, um die Literatur eines Autors und einer Autorin mit dem Gesicht in Einklang zu bringen. [...] Wiewohl subjektive Geschmäcker erkennbar sind, ist es Kaukoreit und Pfoser gelungen, ein Familienalbum der österreichischen Literatur zusammenzustellen mit all den Vätern und Müttern, Onkeln und Tanten, Kindern und Kegeln. Fazit: Schwelgerisch und üppig illustriert, blättert man immer wieder gerne in diesem Bildband.
(WONNE)
Sax. Das Dresdner Stadtmagazin, 01/2001:
Ein wunderbarer und prachtvoller Bildband.
Martina Lainer
bn.bibliotheksnachrichten (Salzburg), 02/2001:
Dieser Band zur österreichischen Gegenwartsliteratur kann nur wärmstens empfohlen werden, und zwar öffentlichen Bibliotheken wie Schulbibliotheken mit Oberstufe.
Georg Pichler
Bücherschau (Wien), 02/2001:
Insgesamt (...) ein schwer zu übertreffender Materialienband zur österreichischen Gegenwartsliteratur, der es möglich macht, anhand von Bildern Zusammenhänge und Grundlagen der literarischen Produktion unseres Landes besser kennenzulernen.
Ulrich Weinzierl
Die Welt (Hamburg) vom 24.02.2001:
Dass Österreich eine Nation mit hoher Dichterdichte war und ist, gilt als Binsenweisheit. Wer es - wie im Band (...) - schwarz auf weiß sieht auf 840 Fotos, der gerät trotzdem ins Staunen.
Thomas Rothschild
wespennest (Wien), 122/ März 2001:
Man darf den Wälzer durchaus als (allerdings unhandliches) Handbuch der österreichischen Literatur nach 1945 werten. Sympathisch bei der Darstellung der unmittelbaren Nachkriegszeit ist die adäquate Würdigung der exilierten und meist im Ausland gebliebenen Österreicher. (...)
Zu den Gustostückln gehört ein Bild des sehr jungen Ossi Wiener am Kornett in der legendären "Adebar"; ein heftig gestikulierender Raoul Hausmann bei der Rezitation eines Lautgedichts - allerdings unübersehbar in Paris; der aufmerksam lauschende Albert Paris Gütersloh von links oben ein Dreierporträt, auf dem Gerhard Rühm neben Friederike Mayröcker aussieht wie John Lennon; Hermann Schürrer in charakteristischer Haltung neben Gerhard Jaschke und Werner Herbst; die Wespennest-Mannschaft, damals noch an einem Tisch, zum Himmel blickend (und um eine göttliche Eingebung flehend?); und am allerschönsten: der abgeschnittene, sardonisch lächelnde Robert Jungk am rechten Bildrand, während Reich-Ranicki Hilde Spiel die Hand küsst.
Sabine Vogel
Kunst & Bücher (Wien) vom 03.04.2001:
(...) ein schönes Nachschlagewerk der besonderen Art.
Mathias Mayer
Rheinischer Merkur (Bonn) vom 29.06.2001:
Die Anlage des Bandes ist vielseitig und dadurch anregend, der Leser wird nicht gegängelt, sondern zu Streifzügen eingeladen, die ihn aber nicht ins Unübersichtliche abgleiten und ertrinken lassen . (...)
Im Wechsel zwischen privatem Schnappschuss und öffentlichem Fototermin, zwischen Gruppenbild und Porträt, Umschlagfoto und Bühnenbild zeigt sich die österreichische Literatur gleichsam praxisnah, keineswegs auf Sockel oder Preisverleihungen reduziert, so erheblich ihre Rolle in diesen fünfzig Jahren ist. Weitere Kapitelgruppen zu den Literaturlandschaften der einzelnen Länder - von Vorarlberg bis zum Burgenland - differenzieren das Spektrum aus und betreiben vorzüglich auch die Pflege weniger bekannter Autoren. Hinzu kommen knappe, gut lesbare, mitunter kritische Essays - zur Wiener Gruppe, zum Forum Stadtpark, dem Bachmann-Literaturwettbewerb -, sodass sich ein rundum reichhaltiges Bild aus vielen Bildern ergibt. Unbekannte Materialien und bibliografische Angaben zu allen abgebildeten Autoren belegen die Originalität und Solidität des Unternehmens. Zäsuren und Kontinuitäten eines halben Jahrhunderts Literaturgeschichte werden sichtbar. Doch wer sich den bilderlosen Über-Blick verschaffen will, der lese Wendelin Schmidt-Denglers kluge, gut geschriebene und höchst kenntnisreiche Einleitung zum vorliegenden Band, dem man weite Verbreitung wünscht.
Irmtraud Letzner
Bücher Bord (Graz) vom August 2001 (Nr. 3):
"Bio-bibliographische Hinweise" über die wichtigsten Autoren sowie ein Personenregister runden den Band ab, der von Behutsamkeit, Fingerspitzengefühl und Sachkompetenz der Mitarbeiter zeugt. Brandstetters Zitat "Schriftsteller in Österreich, das ist gerade so wie Strohhuterzeuger in Lappland" (S 14) gibt einen Hinweis darauf, wie anregend, herausfordernd und amüsant das Schmökern in diesem Band sein kann.
Sabine Harenberg
literaturkritik.de (Marburg) vom April 2001:
Alle literaturbegeisterten und an Hintergründen und Zusammenhängen interessierten Leser können in dieser Fülle ihrer Neugierde freien Lauf lassen und Antworten finden - nicht nur auf die sich trotz aller postmodernen Thesen vom 'Tod des Autors' bei jeder Lektüre neu stellenden Frage: Wer spricht?
Wolfgang Hackl
Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv (Innsbruck), Nr. 20/2001, S. 194:
Die eigentliche Leistung des Buches sind die vielen Bilder und die teils knappen, teils ausführlichen, immer aber informativen und erhellenden Bildunterschriften oder Zitate. Dabei vermittelt das Buch nicht nur Atmosphäre, es erlaubt tatsächlich eine spannende Annäherung an die österreichische Literatur, wenn man das erste gemeinsame Bild von Friederike Mayröcker und Ernst Jandl (bei den "Österreichischen Jugendkulturwochen" in Innsbruck 1954) betrachtet und mit den vielen späteren Bildern vergleichen kann, wenn man Robert Menasses Entwicklung vom Mitbegründer einer Literarischen Wandzeitung und Arena-Besetzer bis zum Festredner bei der Frankfurter Buchmesse und (selbstironisch?) als Säulenheiligen der österreichischen Literatur verfolgen kann. Erstaunliche Konstellationen zeigen sich, die Veränderungen in der Inszenierung von Literaturfesten und Preisverleihungen, wir erleben Autorinnen und Autoren privat, im Kaffeehaus, in heftiger Diskussion, bei Demonstrationen und Aktionen, die einen international, andere im Provinzsumpf. Doch nicht nur die Personen, auch viele Faksimiles illustrieren die Vielfalt und Heterogenität der österreichischen Literatur. Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang die herausragende Rolle, die den literarischen Zeitschriften mit Recht zugesprochen wird und die ermessen läßt, wie beschämend es ist, dass Tirol nach Inn, Gegenwart und Fenster derzeit als einziges Bundesland Österreichs über keine Literaturzeitschrift verfügt.
Gerald Stieg
Germanistik. Internationales Referateorgan mit bibliographischen Hinweisen (Tübingen), Bd. 43 (2002) Heft 1/2:
(...) unter der Hand ist das Buch auch eine Zitatanthologie. Das Kaleidoskopische, das dem Ganzen trotz der informativen Begleitartikel anhaftet, hat eine äußerst produktive Seite: Es konfrontiert den Leser mit den merkwüridgsten Konstellationen: Manès Sperber und Rudolf Henz, Elias Canetti und Franz Nabl, Bruno Kreisky und Peter Handke, Christoph Ransmayr und Reinhold Messner auf einem Gipfel, ein Küßchen zwischen Hilde Spiel und Alexander Lernet- Holenia.


last update 03.09.2014