[3/ S. 156:]  Zur Ausgabe

Als sich vom 30. September bis zum 4. Oktober 1968 aus Anlaß des 100. Todestages Adalbert Stifters Literaturwissenschaftlerinnen
und Literaturwissenschaftler aus mehreren Ländern zu einem internationalen Adalbert Stifter-Symposion im österreichischen
Bad Hall versammelten, wurde dort auf Initiative von Hermann Kunisch (München) erstmals der Plan einer neuen Gesamtausgabe
der Werke und [3/ S. 157:] Briefe des 1805 im südböhmischen Oberplan (Horní Planá) geborenen österreichischen Schriftstellers, Malers und Pädagogen
Adalbert Stifter ins Auge gefaßt. Zwar lag mit der von August Sauer im Jahr 1904 begründeten, zu diesem Zeitpunkt noch nicht
abgeschlossenen Prag-Reichenberger Ausgabe;[1] bereits eine (zuletzt 25 Bände umfassende) Edition vor, die aber nicht nur »in allen Teilen unvollständig« war,[2] sondern auch neueren editionswissenschaftlichen Ansprüchen nicht mehr genügte.
Nicht zuletzt ein aus dem Nachlaß Salaman Schockens stammendes, umfangreiches Konvolut von Manuskripten Stifters vor allem
zu den »Studien«, den »Bunten Steinen« und dem »Nachsommer«, das die Bayerische Staatsbibliothek in München und das Adalbert-Stifter-Institut
des Landes Oberösterreich in Linz im November 1964 erworben hatten, gab in der Menge des nunmehr wissenschaftlich neu zu erschließenden
Materials den entscheidenden Anstoß, auf eine (Teil-)Revision der Prag-Reichenberger Ausgabe zu verzichten und stattdessen
die Planung einer neue Gesamtausgabe in Angriff zu nehmen; dies betraf auch andere Teile des handschriftlichen Nachlasses:
So enthielten »die im Prager Stifter-Archiv liegenden Handschriften zur ›Mappe meines Urgroßvaters‹ und schließlich die umfangreichen
›Witiko‹-Konvolute aus dem Besitz der Martin-Bodmer-Stiftung in Genf, daneben aber auch einige Handschriften aus Privatbesitz
[...] eine Fülle bisher unbekannten Materials, das editorisch erschlossen werden mußte.«[3]
Von Beginn an durch Subventionen des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, des Bayerischen Staatsministeriums
für Unterricht und Kultus sowie der Oberösterreichischen Landesregierung gefördert, wurde zu diesem Zweck zunächst eine Redaktionsstelle
in der Bayerischen Staatsbibliothek eingerichtet. Ab 1976 wurde das von Alfred Doppler (Innsbruck) seit 1971 und Wolfgang
Frühwald (seit 1976 in der Nachfolge von Hermann Kunisch) als Hauptherausgebern verantwortete Projekt durch die Unterstützung
der Deutschen Forschungsgemeinschaft fortgeführt, bevor es schließlich 1986 in das deutsche Akademien-Programm des Bundes
und der Länder aufgenommen wurde. Sitz der Redaktion ist seitdem die Kommission für Neuere deutsche Literatur bei der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften, die Bandherausgeberinnen und -herausgeber arbeiten in Innsbruck, Salzburg, Linz und München.
Im Frühjahr 2000 löste Hartmut Laufhütte (Passau) Wolfgang Frühwald als Hauptherausgeber der Ausgabe ab, die zum gegenwärtigen
Zeitpunkt von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Oberösterreichischen Landesregierung, dem Adalbert-Stifter-Institut
des Landes Oberösterreich, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung [3/ S. 158:] der Bundesrepublik Deutschland sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt
wird. Redaktoren der Ausgabe waren Helmut Bergner (bis 1993), Walter Hettche (1992-1997) und Johannes John (seit 1997).
- Seit 1978 sind innerhalb der im Kohlhammer-Verlag erscheinenden Ausgabe[4] insgesamt 21 Bände erschienen:
- 1,1: Studien. Journalfassungen. Bd. 1. Hg. von Helmut Bergner und Ulrich Dittmann. 1978.
- 1,2: Studien. Journalfassungen. Bd. 2. Hg. von Helmut Bergner und Ulrich Dittmann. 1979.
- 1,3: Studien. Journalfassungen. Bd. 3. Hg. von Helmut Bergner und Ulrich Dittmann. 1980.
- 1,4: Studien. Buchfassungen. Bd. 1. Hg. von Helmut Bergner und Ulrich Dittmann. 1980.
- 1,5: Studien. Buchfassungen. Bd. 2. Hg. von Helmut Bergner und Ulrich Dittmann. 1982.
- 1,6: Studien. Buchfassungen. Bd. 3. Hg. von Helmut Bergner und Ulrich Dittmann. 1982.
- 1,9: Studien. Kommentar. Von Ulrich Dittmann. 1997.
- 2,1: Bunte Steine. Journalfassungen. Hg. von Helmut Bergner. 1982.
- 2,2: Bunte Steine. Buchfassungen. Hg. von Helmut Bergner. 1982.
- 2,3: Bunte Steine. Ein Festgeschenk. Apparat. Kommentar. Tl. 1. Hg. von Walter Hettche. 1995.
- 2,4: Bunte Steine. Ein Festgeschenk. Apparat. Kommentar. Tl. 2. Hg. von Walter Hettche. 1995.
- 4,1: Der Nachsommer. Eine Erzählung. Bd. 1. Hg. von Wolfgang Frühwald und Walter Hettche. 1997.
- 4,2: Der Nachsommer. Eine Erzählung. Bd. 2. Hg. von Wolfgang Frühwald und Walter Hettche. 1999.
- 4,3: Der Nachsommer. Eine Erzählung. Bd. 3. Hg. von Wolfgang Frühwald und Walter Hettche. 2000.
- 5,1: Witiko. Eine Erzählung. Bd. 1. Hg. von Alfred Doppler und Wolfgang Wiesmüller. 1984.
- 5,2: Witiko. Eine Erzählung. Bd. 2. Hg. von Alfred Doppler und Wolfgang Wiesmüller. 1985.
- 5,3: Witiko. Eine Erzählung. Bd. 3. Hg. von Alfred Doppler und Wolfgang Wiesmüller. 1986.
- 5,4: Witiko. Apparat. Kommentar. Tl. 1. Von Alfred Doppler und Wolfgang Wiesmüller. 1998.
- 6,1: Die Mappe meines Urgroßvaters. 3. Fassung, Lesetext. Hg. von Herwig Gottwald und Adolf Haslinger unter Mitarbeit von
Walter Hettche. 1998.
- 6,3: Die Mappe meines Urgroßvaters. 3. und 4. Fassung, Integraler Apparat. Hg. von Herwig Gottwald und Adolf Haslinger unter
Mitarbeit von Walter Hettche. 1999.
- 8,1: Schriften zu Literatur und Theater. Hg. von Werner M. Bauer. 1997.
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