Quellenlage

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Derzeit beschränken sich die für textgenetische Forschungen relevanten Quellen zu Peter Handkes Theaterstück Zurüstungen für die Unsterblichkeit auf die Werkmaterialien (Typoskripte, Beiblattnotizen, Druckfahnen oder die Verlagskorrespondenz) in den Beständen des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek und des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die Werkkonzeption lässt sich mit den vorhandenen Quellen bislang allerdings kaum darstellen. Einziges Zeugnis für Handkes notierendes Vorbereiten des Stücks gibt ein im Programmheft der Uraufführung von Zurüstungen für die Unsterblichkeit (1997) abgedruckter Auszug seiner Notizen aus dem Zeitraum von August bis November 1994.

Notizbücher

Die in Frage kommenden Notizbücher mit möglichen Aufzeichnungen zur Stückkonzeption sind für die Öffentlichkeit vorerst noch gesperrt – vielleicht, weil die Notizen aus dem betreffenden Zeitraum von Juli 1990 (dem Ende der Journalnotizen in Gestern unterwegs) bis Jänner 1997 (der Veröffentlichung von Zurüstungen für die Unsterblichkeit) von Handke noch nicht als Journal publiziert worden sind. Hinweise im Theaterstück selbst, wie etwa Handkes Anspielung auf die Unabhängigkeitserklärung Sloweniens (Hafner 2008, S. 311; ZU 74), oder ein Interview mit Karin Kathrein von 1992, in dem er sich zu seinen Stückplänen äußert (Kathrein 1992), legen nahe, dass die Idee zum Projekt bereits Anfang der 1990er-Jahre entstanden sein könnte. Dementsprechend wären die Notizbücher ab diesem Zeitraum von Interesse.

Zu den wesentlichen Quellen der Stückentstehung zählen jedoch sicherlich die Notizbücher spätestens aus der Zeit von August bis Dezember 1994 (der intensiven Konzeptionsphase vor dem Schreibbeginn) und von Jänner bis August 1995 (der Arbeit an den ersten beiden Textfassungen). Auch wenn sich Handke zwischenzeitlich mit den Aufzeichnungen seiner beiden Serbienreisen von November 1995 und Juni 1996 beschäftigte und Notizen für seine zwischen Juli und Oktober 1996 geschriebenen Erzählung In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus sammelte, sind sporadische Einträge zum Stück bis zur Buchveröffentlichung und Uraufführung von Zurüstungen für die Unsterblichkeit im Jänner 1997 zu vermuten.

Beiblätter, Textfassungen und Druckfahnen

Der Verbleib des Originaltyposkripts der ersten Textfassung (1a) ist bislang unbekannt. Entstehung und Zustand der ersten Fassung lässt sich mithilfe der im »Chaville-Bestand« am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek vorhandenen Beiblatt- und Lektürenotizen rekonstruieren, vor allem aber anhand der mit zahlreichen Bleistiftkorrekturen versehenen Kopie der ersten Textfassung (1b). Die von Handke auf Basis der korrigierten Typoskriptkopie erstellte zweite Textfassung (2a) gehört ebenfalls zu diesem Bestand des Literaturarchivs in Wien.

Weitere Materialien zum Stück haben sich im Siegfried Unseld Archiv am Deutschen Literaturarchiv Marbach erhalten: dazu zählen eine Kopie der zweiten Textfassung (2b) sowie die vom Verlag angefertigten und noch geringfügig korrigierten Computerabschriften des Stücks – die Textfassungen 3, 4 und 5. Die fünfte Textfassung diente als Textvorlage für die Theater und als Satzvorlage für den Druck. Teil des Unseld Archivs sind auch Handkes und Fellingers Exemplar der Druckfahnen 1. Lauf und ein noch ungeöffneter Aushänger.  Ein zweites, von Handke allerdings nur ansatzweise korrigiertes Druckfahnenexemplar weist die Sammlung Peter Handke / Leihgabe Widrich am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek auf.

Briefe

Weitere Informationen zur Entstehung einzelner Textfassungen enthält die in Marbach aufbewahrte Verlagskorrespondenz mit dem bereits veröffentlichten Briefwechsel zwischen Peter Handke und Siegfried Unseld (Handke / Unseld 2012) oder zwischen Handke, Raimund Fellinger (seinem Lektor) und Hans-Jürgen Drescher (dem damaligen Leiter des Suhrkamp Theaterverlags). In den bereits veröffentlichten Briefwechseln mit seinen Freunden Alfred Kolleritsch (Handke / Kolleritsch 2008) und mit Hermann Lenz (Handke / Lenz 2006) wird das Stück nicht erwähnt.

Materialien zur Uraufführung

Eine im Burgtheaterarchiv aufbewahrte Fotoserie des Fotografen Georg Soulek dokumentiert die Arbeit an der Uraufführung von Zurüstungen zur Unsterblichkeit: die Ensemblebesprechungen, Textlesungen, die Entwicklung bzw. Gestaltung des Bühnenbilds und der Kostüme. Eine umfangreiche Bildserie der Fotografin Monika Rittershaus zeigt Szenen der Uraufführung vom 10. Februar 1997 am Burgtheater Wien. Aufnahmen der Fotografin Barbara Palffy von der Uraufführung verzeichnet der Bestand des Österreichischen Theatermuseums. Programmhefte zur Uraufführung findet man im Archiv des Burgtheaters sowie in der Sammlung Peter Handke / Leihgabe Widrich in Wien.

Eine vom ORF archivierte Aufzeichnung der von Karin Resetarits für die Sendung Treffpunkt Kultur geleiteten Fernseh-Gesprächsrunde mit Claus Peymann und einer Dokumentation der Uraufführung, die unter dem Titel Pro & Contra: Peter Handke am 10. Februar 1997 im ORF gesendet wurde, zeigt mehrere Szenenausschnitte der Uraufführung, Interviews mit den Schauspielern sowie kontroverse Publikums- und Kritikerstimmen (ORF Z-IX 190.823/1/1). (kp)

Siglenverzeichnis