Die Geschichte des Bleistifts; Die Wiederholung

Notizbuch, 160 Seiten, 01.01.1982 bis 24.04.1982

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Beschreibung

Dieses Notizbuch mit dunkelbraunem Einband enthält Einträge von 1. Jänner bis 24. April 1982. Die Seiten sind unliniert, von 1-160 paginiert und mit enger Schrift beschrieben. Peter Handkes tägliche Notizen sind jeweils zwischen einer halben und drei Seiten lang, als Schreibmaterial verwendete er Bleistifte, blauen Kugelschreiber sowie rote und schwarze Fineliner. Die Aufzeichnungen enthalten allgemeine Beobachtungen von Orten, an denen er unterwegs war, Traumnotizen, beiläufig Aufgeschnapptes aus Fernsehfilmen oder mitgehörte Dialogfetzen aus Café- und Wirtshäusern, Reflexionen zu seinem eigenen Schreiben (vor allem zum Bleistift), Zitate aus verschiedenen Lektüren sowie vereinzelte slowenische Wortübersetzungen.

Auf dem vorderen Vorsatz ist Peter Handkes Salzburger Wohnadresse eingetragen, darunter die Datierung »1. Januar 1982 – 24. April 1982« (S. I). Auch zwei Projekttitel sind dort notiert: »Die Geschichte des Bleistifts« und »"Die Wiederholung"« (S. I). »La Sabana de la Libertad (Kras)«, die spätere Kapitelüberschrift aus Die Wiederholung, ist wie ein Motto auf einer eigenen Seite eingetragen (S. II). Am hinteren Vorsatz sind zwei Seiten mit Handkes Tagesnotizen vom 22. bis 24. April 1982 beschrieben (S. I*-II*), nur die letzte Seite enthält die dort üblichen Telefonnummern, Zug- und Busabfahrtszeiten und Personennamen (S. III*).

In diesem Notizbuch sind vier kürzere Reisen dokumentiert: Von 10. bis 16. Jänner 1982 war Handke in Slowenien, von 22. bis 24. Jänner 1982 in der Schweiz, von 7. bis 14. Februar 1982 in Paris und von 14. bis 17. April 1982 erneut in Slowenien. Drei auffällig lange Notizbucheinträge entstanden während dieser Reisen: am 22. Jänner,  8. Februar und 16. April 1982. Zwischen den Reisen befand sich Handke vorwiegend in seinem Wohnort Salzburg, den er zumeist mit »(S.)« abkürzte. Seine nähere Wohnumgebung auf dem Mönchsberg bezeichnete er mit »(Mbg.)«.

Mehrere Werkprojekte und Übersetzungsarbeiten Handkes sind nachweisbar. Markierungen von Textpassagen mit dem Symbol »« fallen auf: erstmals beim Eintrag vom 7. Jänner 1982 und letztmals bei jenem vom 8. April 1982. Die Verwendung dieser Markierungen diente nicht für ein bestimmtes Werkprojekt. Einerseits handelte es sich um Notizen, bei denen Handke bei einer späteren Lektüre des Notizbuches entschied, sie für das Projekt Der Chinese des Schmerzes zu übernehmen, andererseits wurden einige dieser mit »« markierten Sätze für Die Geschichte des Bleistifts verwendet. Doch auch einige unmarkierte Notizen aus diesem Buch verwendete Handke für Der Chinese des Schmerzes. Die vereinzelt eingesetzten Kürzel »GdB« und »DGdB« sind dem Journalprojekt Die Geschichte des Bleistifts zuzuordnen. Es handelt sich um Anmerkungen und Ergänzungen zur vermutlich ersten vollständigen Textfassung, die Handke mit einem Schreiben vom 22. April 1982 (ÖLA 162/W2) an den Residenz Verlag sandte. Am vorderen Vorsatz ist eine Gliederung für den Textbeginn von Die Geschichte des Bleistifts skizziert.

Für sein drittes Journal Phantasien der Wiederholung übernahm Handke wenige Notizbucheinträge vom Beginn des Notizbuchs. In den Zeitraum dieses Notizbuchs fiel auch Handkes Übersetzungsarbeit an Emmanuel Boves Armand, die nur mit kleineren Anmerkungen erwähnt wird. Das Typoskript entstand vom 1. Februar bis 5. März 1982, der Abschluss wird kurz mitgeteilt: »Boves "Armand" übersetzt« (S. 90).
Ab Mitte März 1982 mehren sich die Hinweise auf Handkes Langzeitprojekt Die Wiederholung, Anzeichen dafür sind vordergründig die Abkürzungen »DW« und »HdW« (womit »Held der Wiederholung« gemeint ist), sowie die Notiz von möglichen Ortsnamen für die Erzählung. Bereits abgeschlossene Werke erwähnte Handke an wenigen Stellen, z.B. sein am 31. August 1981 erschienenes Stück Über die Dörfer: »ÜdD ist kein Festspiel: sein Grundzug ist vielmehr die Sachlichkeit, die sich manchmal ins Festliche ausweitet, und am Ende feierlich wird« (S. 37). Er nahm auch einige Male Bezug auf seine am 6. September 1979 veröffentlichte Erzählung Langsame Heimkehr, worauf das Kürzel »LH« oder der Namen der Hauptfigur »Sorger« hinweisen.

Eine nachträgliche Ergänzung zu der von Handke im Dezember 1981 fertiggestellten Übersetzung von Georges-Arthur Goldschmidts Der Spiegeltag (vgl. Typoskript ÖLA SPH/LW/W138) hielt er auf dem hinteren Vorsatz fest. Darunter notierte er eine Idee zur Übersetzung der Gedichte von Gustav Januš, die Handke aber dem Manuskript zufolge (vgl. ÖLA SPH/LW/W139) erst am 4. Juli 1982 begann: »In der Januš-Übersetzung sollten das erste und das letzte Gedicht auch slowenisch dastehen«. Diese Überlegung wurde in der Übersetzungsarbeit so umgesetzt.

Notizen zu Lektüren sind im gesamten Notizbuch zu finden, wobei ab März 1982 Verweise auf die Romane Georges Simenons auffallen, da sie als Hintergrund für die »Kriminalgeschichte« in Der Chinese des Schmerzes eine Rolle spielen. Das üblicherweise für die Ortsangabe »Salzburg« eingesetzte Kürzel »(S.)« verwendete Handke auch zur Kennzeichnung seiner Simenon-Lektüre. Francis Ponges Das Notizbuch vom Kiefernwald. La Mounine hatte Handke bereits 1981 übersetzt und es wurde vom Verlag am 4. März 1982 ausgeliefert. Lektürezitate im Notizbuch zeigen aber, dass Handke Ponges frühe Texte gerade im Jänner 1982 intensiv las, so ist aus Proêmes (1948) am vorderen Vorsatz zitiert: »"... tenter d’exprimer quelque chose, c’est-à-dire soi-même, su propre volonté de vivre par exemple, de vivre tout entier, avec les sentiments nobles et pars de bon petit garçon ardent qui existent en vous..." (Francis Ponge)« und aus Le parti pris des choses (1942) am 16. Jänner 1982: »"mûres, parfaitement elles sont mûres"« (S. 14). Bei der späteren Kapitelüberschrift »La Sabana de la Libertad (Kras)« am zweiten vorderen Vorsatzblatt handelt es sich um eine aus Herbert Wilhelmys Welt und Umwelt der Maya entnommene Bezeichnung einer für die Kulturgeschichte der Maya bedeutenden Karstlandschaft auf der Halbinsel Yucatán. Handke hatte dieses 1981 neu erschienene Buch bereits zwischen Juni und Oktober 1981 gelesen und anschließend diese Bezeichnung auf »seine« Karstlandschaft in Slowenien bzw. seine Erzähllandschaft übertragen.

Das Notizbuch enthält mehrere Zeichnungen, die Handke während seiner Reisen anfertigte. Am 22. Jänner 1982 zeichnete er eine Löwensäule in der Kathedrale von Chur, am 8. Februar fügte er in Neuilly zwischen die Notizen die Skizze eines Wegdreiecks ein, am selben Tag zeichnete Handke eine Baumreihe mit Birken; beides sind Motive, die er immer wieder an verschiedenen Orten festhielt. Eine Vorlage für das Titelbild zur Erstausgabe von Die Geschichte des Bleistifts ist mit großer Sicherheit die Zeichnung vom 11. Februar 1982 mit der Beschriftung »Porte d'Auteuil«, auf der eine schreibende/zeichnende Person (der Autor) von hinten abgebildet ist. Ein Ornament oder Muster aus Dreiecken zeichnete Handke am 15. April 1982 über den zuvor notierten Text; dabei könnte es sich um Dachziegel oder einen Holzstoß handeln. (ck)

Siglenliste

Werkbezüge

Der Spiegeltag

Zu der am 10. Dezember 1981 (in der ersten Textfassung) fertiggestellten Übersetzung von Georges-Arthur Goldschmidts Le miroir quotidien / Der Spiegeltag vermerkt Handke auf dem hinteren Vorsatz dieses Notizbuches: »einfügen zum "Spiegeltag": die paar Wärmerucke im Körper, mit der man jäh ganz wurde, ja sogar erfuhr, daß man ein König war«. Die Erstfassung der Übersetzung wurde von Goldschmidt selbst mit Korrekturanmerkungen und Begriffserklärungen versehen, die er Handke am 6. Jänner 1982 zusandte. Handke war demnach noch im Jänner 1982 mit der Bearbeitung seiner Übersetzung beschäftigt. Die in diesem Notizbuch festgehaltene Einfügung scheint im Typoskript der ersten Textfassung noch nicht auf und bezieht sich daher auf Handkes Arbeit an einer zweiten oder letzten Textfassung, die sich vermutlich im Archiv des Suhrkamp Verlags (Siegfried Unseld Archiv) am Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet. (ck)

Die Wiederholung

Zum Projekt Die Wiederholung notiert Handke unter Verwendung des Kürzels »[DW]« in dieses Notizbuch. Vor allem seine im Zeitraum zwischen 1. Jänner und 24. April 1982 unternommenen Reisen von 10. bis 16. Jänner sowie von 14. bis 17. April nach Slowenien stehen mit dem langfristig angelegten Werkprojekt in Zusammenhang, auffallend oft sind mögliche »Ortsnamen für DW« festgehalten. Eine nicht realisierte Überlegung zu einem möglichen Textanfang von Die Wiederholung stellt Handke im Notizbucheintrag vom 22. Januar 1982 an: »Vielleicht beginnt DW mit einer WETTE zwischen zwei Freunden: einer Wette, wie nah man kommen könnte ans Verlorengehen; und die beiden brechen auf und werden im Verlauf dieser Wette, die immer wieder durchbricht, ohne einander je wiederzusehen, in zwei verschiedenen Erdteilen einander zu Todfeinden (Briefe, Jucatan/Kras)«. (ck)

Armand

In mehreren Notizbucheinträgen kommentiert Handke seine Übersetzungsarbeit an Emmanuel Boves Armand, deren Typoskript (ÖLA SPH/LW/W136) im Zeitraum von 1. Februar bis 5. März 1982 entsteht. Obwohl er am 1. Februar 1982 zu Übersetzen beginnt, notiert er erst am 3. Februar: »Emmanuel Bove erzählt nicht mit individueller Tristesse (die ich mir als Leser nicht gefallen lasse), sondern mit starker menschlicher Trauer (die mich erschüttert)«. Am 5. März, als das Typoskript der Übersetzung abgeschlossen ist, notiert Handke in das Notizbuch: »Boves "Armand" übersetzt«, und: »Wenn ich spüre, daß die Arbeit, die ich tue, Gesetzesmaß hat, dann fühle ich Feierlichkeit (den "Gott im Haus") [die letzten Absätze von "Armand" heute hatten etwas davon]«. (ck)

Die Geschichte des Bleistifts

ÖLA SPH/LW/W99

Am 22. April 1982 beendet Handke seine Arbeit an der Typoskript-Erstfassung von Die Geschichte des Bleistifts (vgl. ÖLA 165/W2), die er erstmals an den Residenz Verlag sendet und aus dem in weiterer Folge die Phantasien der Wiederholung als eigenständiges Buch entnommen werden. Es ist noch ungeklärt, wie lange die Arbeit am Typoskript dauerte, dessen Entstehung bereits umfangreiche Manuskripte mit handschriftlich abgeschriebenen Journaleinträgen vorangingen. Ein mit 10. Mai 1982 datiertes Schreiben mit Korrekturvorschlägen der Lektorin Gundl Hradil legt nahe, dass Handke bis dahin nicht weiter an Die Geschichte des Bleistifts gearbeitet hat. Im Notizbuch findet sich am 22. April 1982 kein besonderer Hinweis auf die Fertigstellung, jedoch verdichten sich in den Einträgen davor Handkes Notizen zu diesem Werkprojekt.
Am vorderen Vorsatz des Notizbuchs (S. I) befindet sich neben dem Satz »Ein später Frühling und ein früher Sommer aus der Geschichte des Bleistifts« eine Notiz zur formalen Gestaltung des Journals: »1. Satz: Pfadfinder 2. S.: Neues Zeitalter 3.: "Dämonisierung 4 "Leid geklagt, etc. Die Geschichte des Bleistifts: die einzelnen Sätze u. –folgen durch Leerzeilen getrennt, sonst keine Gliederungen, keine Datumsangaben, alles in eins (1976-1980)«. Die Jahresangabe zeigt, dass Handke den Journalzeitraum bereits mit 1980 begrenzt hatte, eine Abtrennung der Phantasien der Wiederholung als eigenständiges Journals nach Die Geschichte des Bleistifts war wahrscheinlich bereits entschieden. Am 22. Jänner 1982 notiert Handke zu Die Geschichte des Bleistifts: »Mein Schreibmotto fehlt noch in der Geschichte des Bleistifts: Langsam – in Abständen – stetig.« Und am 19. Februar 1982: »Was entspricht mir als Werkzeug? Nicht die Kamera, auch nicht die Schreibmaschine (und nicht die Füllfeder oder der Pinsel), Aber was entspricht mir als Werkzeug? Der Bleistift.« Und am 16. April 1982: »Die Geschichte des Bleistifts hat als Sudelbuch begonnen und ist mein Ordnungsbuch geworden (Krajna vas)«. Obwohl Handke an das Ende von Die Geschichte des Bleistifts die Jahreszahlen »1976-1980« setzt, bezieht er auch Textstellen (oder Überarbeitungen von Textstellen) aus späteren Notizbüchern mit ein, z.B.: »Ich mag die Volksmusik, mit allen Jauchzern, aber ohne Triller« (22.1.1982, S. 24) »Zu den Spatzen kann man sagen: "allerliebst"« (25.1.1982, S. 32). Diese Stelle notiert Handke erneut in jener Form, in der sie dann in der Druckfassung von Die Geschichte des Bleistifts zu finden ist, am 7. Juni 1982. Die Reihung der Textstellen in Die Geschichte des Bleistifts erfolgt jedenfalls nicht streng in der Chronologie der Notizbucheinträge, sondern ist eine überarbeitete Auswahl. Am 11. Februar 1982 ist in diesem Notizbuch jene Zeichnung zu finden, die eine Vorlage für das Titelbild der Erstausgabe von Die Geschichte des Bleistifts sein könnte. Die Beschriftungslegende lautet: »Porte d’Auteuil 11. Februar 1982«. (ck)

Phantasien der Wiederholung

Bei diesem Notizbuch handelt es sich um das von Handke im Manuskript (ÖNB ÖLA SPH/LW/W62/2, fol. 198) so genannte »Velours-Notizbuch«, aus dem er einen Teil der abschließenden Textpassagen für Phantasien der Wiederholung entnahm (nachweislich bis zum Notizbucheintrag vom 8. Jänner 1982: »Zwei Dunkelmänner sagten [...]«). Das Werkprojekt Phantasien der Wiederholung ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht eigens am Vorsatzblatt des Notizbuches genannt, da es sich erst im späteren Verlauf des Jahres 1982 aus der Arbeit am Journal Die Geschichte des Bleistifts entwickelt haben dürfte. Notate oder Anmerkungen zu beiden Journalen sind daher nur mit Kürzeln zu Die Geschichte des Bleistifts gekennzeichnet. (ck)

Das Notizbuch vom Kiefernwald. La Mounine.

In mehreren Einträgen bezieht sich Handke auf seine Übersetzungsarbeit an Francis Ponges Das Notizbuch vom Kiefernwald. Ein Zitat vermutlich aus diesem Buch ist in diesem Notizbuch am vorderen Vorsatz (S. I) eingetragen: »"... {?}enter d’exprimer quelque chose, c’est-à-dire soi-même, su propre volonté de vivre par exemple, de vivre tout entier, avec les sentiments nobles et pars de bon petit garcon ardent qui existent en vous..." (Francis Ponge)«. Beide Texte, Das Notizbuch vom Kiefernwald und La Mounine übersetzte Handke, seinen Notizbucheinträgen zufolge, bereits im Mai und Juni 1981. (ck)

Gedichte. 1962-1983

Bereits in diesem Notizbuch findet sich ein Vermerk zu Handkes späterer Übersetzungsarbeit an Gustav Januš' Gedichten für den Band Gedichte. 1962-1983, die er, wie das Übersetzungsmanuskript zeigt, konkret am 4. Juli 1982 begann und am 13. Mai 1983 abschloss (vgl. ÖLA SPH/LW/W139). Auf Seite III* dieses Notizbuchs ist notiert: »In der Januš-Übersetzung sollten das erste und das letzte Gedicht auch slowenisch dastehen«. (ck)

Der Chinese des Schmerzes

Dieses von 1. Jänner bis 24. April datierte Notizbuch verwendete Peter Handke als ergänzende Textquelle für die Arbeit an Der Chinese des Schmerzes. Das in späteren Notizbüchern im Zusammenhang mit dem Projekt stehende Symbol »« wird in diesem Zeitraum zwar bereits häufig verwendet, allerdings diente es vorrangig zur Auswahl von Textstellen für das Journalprojekt Die Geschichte des Bleistifts. Erst im nachfolgenden Notizbuch ab dem 24./25. April (DLA, A: Handke Peter, Notizbuch 030) kennzeichnete Handke Einträge, die dem Chinesen zugedacht waren, deutlich und systematisch mit dem Symbol »«.

Das Schreibprojekt scheint während der Entstehung des Notizbuches bereits angedacht, es ist noch unbezeichnet und unbetitelt, die zuordenbaren Aufzeichnungen wirken lose und unspezifisch. Sie sind eine Sammlung von (ersten) Ideen und Bildern, deren Chronologie – wie bei Handke üblich – nicht der späteren Verwendung in der Erzählung entspricht. So findet man frühe Notizen eher im hinteren Teil des Texts verarbeitet: vom 4. Jänner 1982: »"Ihr müßt erst immer die RÄNDER finden" (Ausgrabung)« (DLA, A: Handke Peter, Notizbuch 029, S. 4, vgl. DCS 139), vom 7. Jänner: »Ich sah in den Schoß einer Frau als in eine Kuppel, mit dem Heiligen-Geist-Loch in der Mitte« (DLA, A: Handke Peter, Notizbuch 029, S. 4, vgl. DCS 215-216), vom 16. Jänner: »die Schneehauben auf den Mistelkugeln in den Bäumen « (DLA, A: Handke Peter, Notizbuch 029, S. 13, vgl. DCS 157). Im Gegensatz dazu ist ein am 1. April notiertes Simenon-Zitat in der Erzählung weiter vorne zu finden: »... den kühlen Stein der Schwelle unter seinem nackten Hintern« (DLA, A: Handke Peter, Notizbuch 029, S. 128, vgl. DCS 129). (ck)

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorsatzblatt): 

Die Geschichte des Bleistifts; "Die Wiederholung"; La Sabana de la Libertad (Kras);

Entstehungsdatum (laut Vorlage):  1. Januar 1982 – 24. April 1982
Datum normiert:  01.01.1982 bis 24.04.1982
Entstehungsorte (laut Vorsatzblatt): 

Salzburg

Zusätzlich eingetragene Entstehungsorte: 

An Ortsangaben lassen sich aus den Aufzeichnungen vorerst ermitteln: Villach (10.1.1982), Villach Udine (10.1.1982), Görz (12.1.1982), Piran (12.1.1982), Izola (14.1.1982), S.[alzburg], (16.1.1982); Zürich "Airport", Zürich, Bhf. (22.1.1982); Chur, Kathedrale (22.1.1982), Davos (22.1.1982); Zürich (24.1.1982); »vom Engadin zurück in Salzburg« (25.1.1982); Paris (7.2.1982); Neuilly (8.2.1982); Clamart (8.2.1982); Bois de Meudon/Clamart (8.2.1982); »DER PRACHTWEG (von Clamart durch den Wald, oder die Bahn entlang, dann an den Teichen entlang, nach Chaville« (8.2.1982); Viroflay/Chaville, Montparnasse (9.2.1982); rue St. Denis (10.2.1982); Zürich (14.2.1982); vom 14.2.1982 bis zum 5.3.1982 folgen zahlreiche Eintragungen mit slowenischen Ortsnamen, es ist aber unklar, ob es sich um Notizen vor Ort handelt oder ob der Zeitraum eine längere Schreibphase in Salzburg darstellt; Villach, Drautal (14.4.1982); Ljubljana, am Schieferhügel Celovska Cesta (15.4.1982); Cankarjev Vrh (15.4.1982); Nova Gorica (16.4.1982); Hruševica (16.4.1982), Kosovelje[?] (16.4.1982), Krajna vas (16.4.1982), Nova Gorica (16.4.1982); Villach Hbf. (17.4.1982), »zurück auf dem Mbg.« (17.4.1982)

Materialart und Besitz

Besitz 1:  Deutsches Literaturarchiv Marbach
Art, Umfang, Anzahl: 

1 dunkelbraunes Notizbuch mit lederartigem Einband, 160 Seiten, I-III, pag. 1-160, I*-III*; von Handke auf Buchrücken geklebter Papierstreifen mit hs. Datierung »Jan–April 82«

Format:  10,5 x 14,6 cm
Schreibstoff:  Bleistift, Kugelschreiber (blau), Fineliner (rot, schwarz)

Nachweisbare Lektüren

  • Francis Ponge: Proêmes (vorderer Vorsatz, S. 1, S. 17-19)
  • Joseph Conrad: Herz der Finsternis (u.a. 1.1.1982, S. 1)
  • Vergil: Georgica (u.a. 8.1.1982, S. 5)
  • Johann Wolfgang von Goethe: Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-östlichen Divans (u.a. 10.1.1982, S. 7)
  • Karl Philipp Moritz: Andreas Hartknopf (u.a. 16.1.1982, S. 13)
  • Francis Ponge: Le parti pris des choses (16.1.1982, S. 14)
  • Johann Wolfgang von Goethe: West-östlicher Divan (u.a. 22.1.1982, S. 25)
  • Emmanuel Bove (u.a. 3.2.1982, S. 40)
  • Lukrez: De rerum natura (u.a. 8.2.1982, S. 47)
  • René Char (u.a. 11.2.1982, S. 58)
  • Henri Michaux: Enfants (u.a. 18.2.1982, S. 67)
  • Ernst Jünger: Das abenteuerliche Herz (u.a. 21.2.1982, S. 73)
  • Georges Simenon (5.3.1982, S. 91); Coup de Vague (8.3.1982, S. 95); Der Schnee war schmutzig (30.3.1982, S. 127)

Ergänzende Bemerkungen

Illustrationen: 

Das Notizbuch enthält mehrere größere Illustrationen.

  • Die erste Zeichnung ist im Eintrag vom 22.1.1982 enthalten und zeigt die Löwensäule in der zweiteiligen romanischen Krypta der Kathedrale Chur (S. 26). Dazu notierte Handke die Beschreibung: »Atlas mit der Weltsäule auf dem Rücken des Löwen; und der Löwe leidet wie der Mensch (Mensch und Tier als Leidenszwillinge) [Chur, Kathedrale]«.
  • S. 49 (8.2.1982) zeigt die Skizze einer Weggabelung mit einem Baum (Beschriftungen: »DREIECK, Brücke im Dreieck, Glitzern«).
  • S. 51 enthält eine Zeichnung von Bäumen mit der Beschriftung »Birken«.
  • Auf S. 59 (11.2.1982) ist jene Zeichnung zu finden, die vielleicht als Vorlage für das Titelbild der Erstausgabe von Die Geschichte des Bleistifts verwendet wurde. Die Beschriftungslegende lautet: »Porte d’Auteuil 11. Februar 1982«.
  • Die letzte enthaltene Zeichnung auf S. 145 zeigt – auf dem Kopf stehend – eine trapezförmige Schüssel (?), die aus lauter kleinen Dreiecken zusammengesetzt ist (oder das Dach eines Hauses?).
Bemerkungen: 

Handke verwendet die Kürzel »HdW« (Held der Wiederholung), »DW« (Die Wiederholung), »DGB« (Die Geschichte des Bleistifts); das Symbol (für DCS) wird in diesem Notizbuch erstmals eingesetzt.