Eine Woche im März

Notizbuch, 92 Seiten, 05.03.1976 bis 15.03.1976

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Peter Handkes Notizbuch mit dem Titel »Eine Woche im März« enthält Aufzeichnungen aus der Zeit zwischen 5. und 15. März 1976. Es umfasst 96 Seiten, die allerdings nicht paginiert wurden, so dass die folgenden Quellenangaben mit der im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek vorgenommenen Folierung der kopierten Doppelseiten von 1-48 angegeben werden. Das Notizbuch steht in keinem direkten Zusammenhang mit einem Schreibprojekt, sondern zeigt vielmehr den Versuch des täglichen zweckfreien Mitschreibens von Bewusstseinseindrücken. Es ist Peter Handkes erstes konsequent als Journal geführtes Notizbuch. Mit Ausnahme von ein paar kleineren Notizen wurden die meisten darin festgehaltenen Aufzeichnungen in Das Gewicht der Welt übernommen, darunter auch die für das Journal titelgebende Notiz: »Was es noch vor 10 Jahren (66) für Einschüchterungen gab: "Die konkrete Poesie", "Andy Warhol", und dann Marx & Freud – und jetzt sind all diese leeren Frechheiten verflogen, und nichts soll irgendeinen mehr erschüttern als das Gewicht der Welt« (S. 8, DGW 34). Die Notate umfassen im Journal 30 Seiten (DGW 30-59).

Teilveröffentlichung in Literaturzeitschriften

Noch vor Erscheinen des Journals veröffentlichte Handke 1976 kleinere Notizbuchauszüge in Literaturzeitschriften. Die Aufzeichnungen aus dem Zeitraum von 5. bis 8. März wurden zusammen mit Einträgen aus zwei vorangehenden Notizbüchern unter dem Titel Das Gewicht der Welt (Materialien zu nichts Bestimmtem) in der Zeitschrift Text & Kritik 24/24a von 1976 (S. 6-14) abgedruckt. Die Notizen von 8. bis 9. März erschienen noch im selben Jahr unter dem leicht variierten Titel Das Gewicht der Welt. Notizen zu nichts Bestimmten in den manuskripten, Heft 52 (S. 17-20). Im Titel als »Folge« gekennzeichnet gaben die manuskripte auch noch die Notate von 10. bis 13. März in Heft 54 (S. 17-20) heraus. In diesen Teilabdrucken entsprechen die Notate relativ genau den Einträgen im Notizbuch, Personenbezeichnungen oder Namen wurden allerdings weggelassen. Zum Beispiel lautet der Notizbucheintrag: »Meine Schwester will ein Geschäft auf machen [...]« (S. 1) in Text & Kritik: »Jemand will ein Geschäft aufmachen [...]« (Text & Kritik S. 6; vgl. DGW 30) Die zeitliche Zuordnung der Notizen wurde von Handke für die Veröffentlichung in Text & Kritik leicht verschoben. Im Notizbuch sind die ersten Einträge auf 5. März 1976 datiert. In Text & Kritik beginnen die Notizen aus »Eine Woche im März« jedoch mit 6. März (S. 6), folgen dann aber der Entstehungschronologie des Notizbuchs, so dass es eigenartigerweise zwei mit »6. März« datierte Notatreihen gibt (Text & Kritik S. 6 u. 9). Alle weiteren in Text & Kritik oder in den manuskripten angegebenen Datierungen stimmen mit den Notizbuchdaten überein.

Abdruck im Journal

Für das Journal Das Gewicht der Welt wurden viele Notate von Handke noch einmal überarbeitet, manche wurden mit zusätzlichen Kommentaren versehen, in der Anordnung leicht verändert oder zusammengezogen. Generell handelt es sich aber um keine gravierenden Eingriffe. Im Notizbuch lautet etwa ein aus vier Sequenzen bestehender Eintrag: »Meine Erinnerungsruinen [/] Aufwachen aus dem behütetsten Schlaf: als ob einem im ruhigsten, friedlichsten Dahingehen ein Bein gestellt würde [/] Erwachen mit der Vorstellung, im Schlaf das Kind erwürgt zu haben; und nicht wagen, hinzugreifen; endlich ein Seufzer neben einem [/] Ich versuche mich an die Einzelheiten von Orten zu erinnen, und es kommen nur Ruinen zustande« (S. 43). Der Eintrag wurde im gleichen Wortlaut als vier durch Zeilenabstand getrennte Notizen in den manuskripten (Heft 54, S. 79ff.) abgedruckt. In Das Gewicht der Welt wurde der erste und der letzte Teil verbunden, leicht erweitert und hinter die beiden mittleren Einträge, gereiht: »Erinnerungsruinen: ich versuche mich an Einzelheiten von Orten, Häusern, Gesichtern zu erinnern, und es kommen immer nur Ruinen zustande« (DGW 53). Mehrheitlich wurde aber die Reihenfolge der Einträge aus dem Notizbuch übernommen. Etliche kleinere Notate, die in den Zeitschriftenveröffentlichungen abgedruckt waren, wurden nicht ins Journal übernommen. Zum Beispiel: »Der Schwanz des Friseurs an meiner Schulter«  (S. 34); »Gehen all die Alten ins chinesische Restaurant wegen ihrer Zähne?« (S. 35) oder »Das Geld, das ich habe, ausnützen, um zu einem Bewußtsein zu kommen, das mich das Leben mit zu wenig Geld leichter ertragen ließe« (S. 40) (manuskripte Heft 54, S. 74, 75). 

Wie schon bei den Teilabdrucken in den Literaturzeitschriften wurden die Datierungen etwas verändert. Im Journal lässt Handke die Einträge aus »Eine Woche im März« ebenfalls erst mit 6. März beginnen, unter dem Datum des 5. März findet man Einträge aus dem vorhergehenden Notizbuch »Die linkshändige Frau« (ÖLA SPH/LW/W9). Die erste ins Journal aufgenommene Notiz aus »Eine Woche im März« lautet: »F.: Sie schreit über alles entsetzt oder verzückt auf – und im nächsten Moment hat sie es vergessen« (DGW 30; vgl. S. 1); sie ist auch im Notizbuch der erste Eintrag. Die Aufzeichnungen vom 6. März (es handelt sich dabei um die in Text & Kritik zweite mit 6. März datierte Notatreihe) wurden dafür dem 7. März zugeordnet, wodurch die Notizen des 7. März im Journal die Notizbuchaufzeichnungen von zwei Tagen umfassen. Die folgenden Datierungen stimmen mit jenen des Notizbuchs überein. (kp)

Siglenverzeichnis

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Eingetragene Werktitel (laut Vorlage): 

Eine Woche im März

Zusätzlich eingetragene Werktitel:  Das Gewicht der Welt (Besitz 2: S. 8); Die linkshändige Frau (Besitz 2: S. 9)
Beteiligte Personen:  Amina Handke
Entstehungsdatum (laut Vorlage):  → ab 5.3.1976 [Besitz 2: S. 1]; 15.3. [Besitz 2: S. 1]; 5.3.1976 bis 15.3.
Datum normiert:  05.03.1976 bis 15.03.1976
Entstehungsorte (laut Vorlage): 

Paris; Kronberg [Besitz 2: S. 12]

Materialart und Besitz

Besitz 1:  Deutsches Literaturarchiv Marbach
Art, Umfang, Anzahl: 

1 braunes Notizbuch, 96 Seiten, I, 94 unpag. Seiten, I*, mit Beschriftung im Seitenschnitt »Peter Handke«

Format:  7,4 x 11,8 cm
Schreibstoff:  Fineliner (schwarz), Kugelschreiber (blau, rot), Filzstift (blau, magenta)

Nachweisbare Lektüren

  • John Cowper Powys: Wolf Solent (Besitz 2: S. 22)
  • Notiz zu einer Fernsehsendung mit Alexander Issajewitsch Solschenizyn (Besitz 2: S. 33)

Autoren-Erwähnungen (ohne gleichzeitiger Lektüre):

  • Notiz mit Erwähnung der konkreten Poesie, Andy Warhol, Karl Marx und Sigmund Freud (Besitz 2: S. 8)
  • Notiz zum Schriftsteller James Joyce (Besitz 2: S. 15)

Ergänzende Bemerkungen

Illustrationen: 
  • Kinderzeichnungen von Amina Handke (Besitz 2: S. 10, 11, 19, 20, 35)
  • eine kleine Formskizze der geschwungenen Besteckfächer in einem Restaurant von Peter Handke (Besitz 2: S. 47)