"Mantelbrief" von Domenika Kaesdorf an Peter Handke

Manuskript, 2 Blatt, 23.03.1980

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Eine textgenetische Besonderheit stellt der Brief dar, den Domenika Kaesdorf am 23. März 1980 in Paris an Peter Handke schrieb. Darin erklärt sie Ihre Arbeit an einem aus verschiedenen Stoffmustern und -teilen zusammengesetzten Mantel. Beginnend mit dem Satz »Ich soll Dir von dem Mantel erzählen« (Bl. 1) übernahm Handke unter Weglassung des einleitenden und abschließenden Absatzes den vollständigen Brief nahezu im Wortlaut in Die Lehre der Sainte-Victoire, wo er den Abschluss des Kapitels »Der Hügel der Kreisel« bildet, in dem der Ich-Erzähler sich »mit D. in Aix« verabredete (DLS 103). In einem Notizbucheintrag vom 26. März wies Handke selbst auf die Übernahme des Briefes hin: »"Hügel der Kreisel": in der Erzählung von der Verknüpfung, von der D.'s Brief der Schlußteil sein wird, wörtlich«. (DLA, A: Handke Peter, Notizbuch 025, S. 81) Der Brieftext wurde an das Kapitelende montiert (DLS 116-119), nachdem davor vorwegnehmend schon vom »Mantel der Mäntel« und dem »Problem der Verknüpfung« die Rede ist (DLS 104).

Domenika Kaesdorf hatte auf der ersten Briefseite vier verschiedene Stoffmuster eingeklebt, die sie mit der Zeile »Der Mantel: Die Wahl der Stoffe« überschrieb (Bl. 1). In der Erzählung formte Handke daraus die Überleitung zum Briefzitat: »D. hatte wieder einmal mitgedacht und konnte auf meine Fragen nach dem Problem der Verknüpfung und Überleitung sofort antworten. Sie hatte sogar die Muster der verschiedenen Stoffe mitgebracht, die für den Mantel bestimmt gewesen waren: Brokat, Atlasseide und Damast.« (DLS 116)

Es liegt nahe, dass der Brief als Antwort auf einen zwischen Jänner und März geschriebenen Brief Handkes enstand. Diesem wiederum könnte die Begegnung zwischen Peter Handke und Domenika Kaesdorf in Salzburg am 4. Jänner 1980 zu Grunde liegen, die ein Notizbucheintrag vom 5. Jänner belegt: »Wie gestern auf dem Weg ins Moor ein vom Wind aus dem Gebüsch gewehter Schneeschleier für einen Augenblick sich in stehend da schwebende einzelne Fockenteile auflöste, durch eine Gegenströmung, und dann wieder zu einem Schleier zusammengezogen, weiterwehte (Spaziergang mit D.)« (ÖLA SPH/LW/W95, S. 50). Dort notierte Handke weiters: »(auch D.a hat von den "Übergängen erzählt, die beim Kleidermachen das Wichtigste seien)« (ÖLA SPH/LW/W95, S. 52). (ck)

Siglenverzeichnis

Tabellarische Daten

Titel, Datum und Ort

Entstehungsdatum (laut Vorlage):  23. März 1980
Datum normiert:  23.03.1980
Entstehungsorte (laut Vorlage): 

Paris

Materialart und Besitz

Besitz:  Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek
Art, Umfang, Anzahl: 

1 Brief (2 Blatt) mit aufgeklebten Stoffmustern (Bl. 1)

Format:  A4
Schreibstoff:  Füllfeder (blau)
Weitere Beilagen: 

1 Briefumschlag