Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich / Oberösterreichisches Literaturarchiv in Linz

Aktualisierung 1998

[2/ S. 323:] Das Adalbert-Stifter-Haus in Linz mit seinen komplexen Aufgabengebieten, die die Literaturgeschichte und Dialektologie (im Adalbert-Stifter-Institut) und in der Funktion eines Literaturhauses für Oberösterreich die Vermittlung des aktuellen literarischen Lebens umfassen, hat im Jahr 1998 auf den verschiedenen Ebenen Aktivitäten gesetzt:

Im Bereich des Oberösterreichischen Literaturarchivs werden die nun auch durch die EDV-Ausstattung gegebenen Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Austauschs mit den österreichischen Literaturarchiven konsequent weiter entwickelt. Schwerpunkte der laufenden Archivarbeiten sind die Dokumentation und Erschließung von Schriftsteller-Nachlässen, z. B. die Nachlässe von Enrica von Handel-Mazzetti (Elisabeth Mann) und von Hermann Heinz Ortner (Julia Danielczyk). Eine Umsetzung von in Nachlässen gespeicherter Literaturgeschichte [2/ S. 324:] erfolgte mit der Ausstellung des Stifter-Instituts über österreichisch-slowenische Literaturbeziehungen am Beispiel des Verhältnisses Edward Samhabers zum Werk des slowenischen Nationalautors France Prešeren an der National- und Universitätsbibliothek Ljubljana (Kuratoren Andreas Brandtner, Werner Michler). Die Ausstellung stand unter der Patronanz der österreichischen Botschaft in Ljubljana und wird 2000 an der Universität Maribor gezeigt werden. Dazu wurde außer einem zweisprachigen Katalog ein von den beiden Kuratoren herausgegebener ausführlicher Sammelband »Zur Geschichte der österreichisch-slowenischen Literaturbeziehungen« (Wien: Turia + Kant) mit zahlreicher Beteiligung slowenischer und österreichischer Germanisten, Slawisten und Historiker aufgelegt.

Das Projekt »Sprachatlas von Oberösterreich« hat 1998 die entscheidende Phase der Publikation erreicht: Anfang Juli wurde die erste Lieferung von 32 (von geplanten 960) Dialektkarten im Stifter-Haus vorgestellt (Projektleiter: Hermann Scheuringer).

Im Bereich Literatur-Ausstellungen gab es zwei Themenschwerpunkte: »Jugend in Literatur für Jugendliche« (Kuratorin: Karin Sollat): Unter dem Titel »Ein Satz« wurde ein Überblick über die wichtigsten Genres und Typen innerhalb der Jugendliteratur vor allem der 90er Jahre gegeben. Eine Tagung und eine Podiumsdiskussion zum Thema sowie eine literarische Party sorgten für eine umfassende Darstellung der Thematik über den Ausstellungsrahmen hinaus. Die Herbstausstellung war dem Thema »Hermann Bahr - Mittler der europäischen Moderne« (Kuratoren: Kurt Ifkovits, Lukas Mayerhofer) gewidmet. Ein internationales Symposion zu diesem Thema vereinte 16 Bahr-Experten aus fünf europäischen Ländern und den USA, neue Perspektiven zu Bahr und seiner Zeit vermittelte vor allem die Tagebuch-Edition (vgl. den Beitrag von Franz Spitaler im vorliegenden Band). Im Rahmenprogramm rezitierten Romuald Pekny und Adelheid Picha aus Bahrs »Selbstbildnis« und der Komödie »Das Konzert«.

Das Literatur-Haus im Stifter-Haus setzte einige Akzente neben dem laufenden Programm von Buch- und Verlagspräsentationen: So wurde Adalbert Stifters 130. Todestag mit einer Lesung unter dem Motto »Winterbilder« durch Romuald Pekny und Adelheid Picha und mit einer anschließenden Autorenlesung von Peter Rosei begangen. Es gab einen Bertolt-Brecht-Abend zum 100. Geburtstag des Dichters und einen literarisch-musikalischen Gedenkabend für Theodor Kramer. - Das kleine Jubiläum »5 Jahre Stifter-Haus neu« wurde mit einem Literaturfest gefeiert, in dessen Zentrum Lesungen und ein moderiertes Podiumsgespräch mit Ilse Aichinger und Martin Walser standen. In den gleichen Rahmen gehörten Lesungen von Marlene Streeruwitz [2/ S. 325:] und Aleksandar Tišma, auch sie stellten sich einer moderierten Diskussion.

Als Europa-Projekt präsentierte die Linzer »Gruppe für angewandte Texte« (Peter Klimitsch, Elisabeth V. Rathenböck) eine Lesungs- und Diskussionsserie unter dem Titel »Im Wortwechsel - ein literarischer Zirkel aus Europa« mit sechs Autorinnen und Autoren aus Österreich und den angrenzenden Ländern (unter anderem Drago Jančar und Herta Müller).