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Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Nachbearbeitung des Nachlasses von Herbert Zand

Lydia RössIer

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Sichtungen 1 (1998), S. 174-176
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[1/ S. 174:] Zur nächsten SeiteDer Kriegsroman »Letzte Ausfahrt« (1953) war der einzige größere Erfolg in der schriftstellerischen Karriere von Herbert Zand (1923-1970). Heute ist der österreichische Nachkriegsautor weitgehend in Vergessenheit geraten. Zands Nachlaß wurde bereits 1989 von der ÖNB erworben, im selben Jahr vorgeordnet und in rund 700 Mappen abgelegt. In ihm sind überwiegend Typoskripte enthalten, wobei den Großteil Zands Prosaarbeiten (Romane, Erzählungen und Essays) ausmachen; die lyrischen Texte stammen hauptsächlich aus den frühen Jah-Zur vorigen Seite [1/ S. 175:] Zur nächsten Seiteren. Zand hat außerdem an einigen Drehbüchern und Hörspielen gearbeitet, die meist nur fragmentarisch erhalten sind.

Der Nachlaßverwalter von Zand war Wolfgang Kraus, der Anfang der 70er Jahre im Europa-Verlag eine Werkausgabe des Autors herausbrachte. In ihr wurden nicht wenige bis dahin unveröffentlichte Texte vorgestellt. Kraus publizierte im folgenden auch interessante Teile aus der Korrespondenz Zands in diversen literarischen Zeitschriften. Die Briefe Hermann Brochs an den jungen Zand wurden außerdem in der von Paul Michael Lützeler erstellten Gesamtausgabe der Werke Brochs aufgenommen.

Zands Leben und Werk sind bislang kaum literaturwissenschaftlich erforscht worden. 1986 wurde in Wien von Dominik Troger eine monographische Diplomarbeit verfaßt, als der Nachlaß des Autors noch nicht zugänglich war. Die Bestände des ÖLA erlauben nun genaue Einblicke in die Entstehungsprozesse seiner drei zu Lebzeiten veröffentlichten Romane; so sind zum Beispiel von der »Letzten Ausfahrt« zwei Vorstufen vollständig erhalten. Zur »Sonnenstadt« (1947) und zu »Erben des Feuers« (1961) sind Strukturbilder bzw. Wegskizzen vorhanden, was auch für den Roman »Jesters« gilt, den Zand 1964 größtenteils verbrannte.

Die mehrmaligen Schreibkrisen, die sich im zunehmenden Alter vertieften, lassen sich an der unregelmäßigen Arbeitsweise des Autors gut beobachten. Tagebuchaufzeichnungen und Notizen bestätigen die Annahme, daß Zand immer wieder Werke teilweise oder völlig vernichtet haben muß. Manchmal finden sich Reste (ebenfalls in Form von Typoskripten) auch auf der Rückseite von Typoskripten anderer Texte.

Aus der Korrespondenz, vor allem mit seinem Jugendfreund Dolf Lindner, aber auch mit seinen Mentoren Hans Vlasics, Felix Braun und Frank Thiess, läßt sich die Genese des literarischen Weltbildes von Herbert Zand besser nachvollziehen. Zand wuchs als Sohn kleiner Bauern im Salzkammergut auf und konnte keine höhere Schule besuchen, daher war für ihn etwa der Zugang zur Bibliothek von Thiess in dessen Villa in Bad Aussee von entscheidender Bedeutung. Von seinen konservativen Lehrern konnte sich Zand nie völlig lösen.

Seltenheitswert besitzt die äußerst umfangreiche Sammlung von Rezensionen und Radiomanuskripten zu den Werken Zands. Da der Autor als Lektor im Wiener Donau-Verlag arbeitete, in dem seine wichtigsten Werke in den 50er .Jahren veröffentlicht wurden, ist das literaturkritische Echo aus eben jener Zeit besonders gut belegt. Die Besprechungen geben Einblick in die damalige österreichische Zeitungslandschaft, aber auch in das weltanschaulich deutlicher als heute positionierte und meist moralisierende Selbstverständnis der Kritiker. InZur vorigen Seite [1/ S. 176:] der Sammlung sind ebenfalls die Besprechungen der postum erschienenen Werkausgabe enthalten.

Der Nachlaß wurde nun in eine für Benützer nachvollziehbare, den vom ÖLA adaptierten Standards entsprechende Ordnung gebracht. Eine exakte Datierung der Unterlagen war nur sehr beschränkt möglich. Die Signaturen wurden gemäß dem neuen Signaturenmodell des ÖLA vergeben, ein detailliertes Verzeichnis ist in Arbeit. Nach wie vor gesperrt sind der Briefwechsel Herbert Zands mit seiner Frau Mimi und mit Elias Canetti.

Lydia RössIer

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Lydia RössIer
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