Entstehungskontext

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Wunschloses Unglück entstand anlässlich des Todes von Maria Handke, der Mutter Peter Handkes, am 19. November 1971. Auf einem Polaroidfoto vom 20. November 1971 notierte Handke auf der Rückseite: »20.11.71 in Kronberg Amina ist heute 2 Jahre, 7 Monate, und in der Nacht vorher hat meine Mutter Selbstmord begangen« (ÖLA SPH/LW/W5/1). Die Nachricht übermittelte ihm Libgart Schwarz, die am Theater in Frankfurt am Main engagiert war. Handke hatte seine Mutter im August 1971 zuletzt gesehen und lebte seit November 1971 im eigenen Haus in Kronberg, wo er an der Fertigstellung von Der kurze Brief zum langen Abschied arbeitete. Sieben Wochen nach dem Tod seiner Mutter begann Handke an einem Manuskript mit dem vorläufigen Titel »Interesseloses Entsetzen« zu arbeiten, nach zwei Monaten, Ende Februar 1972, war der Text in der zweiten Fassung und unter dem neuen Titel »Interesseloser Überdruß« fertig (Pichler 2002, S. 103). Am 6. März 1972 schrieb Handke an Alfred Kolleritsch über diese Titelfindung: »Für meine Geschichte habe ich einen komischen Titel: Interesseloser Überdruß.« (Handke / Kolleritsch 2008, S. 54) Unter diesem Projekttitel erschien ein erster Teilabdruck in der Maiausgabe 1972 des Merkur. Ein Brief von Handkes Lektor Thomas Beckermann vom 18. Mai 1972 weist auf einen weiteren Vorabdruck in der schweizer Weltwoche unter Nennung des bereits geänderten Titels »Wunschloses Unglück« hin. Darüberhinaus gab es mit diesem Titel zwei Teilabdrucke in den manuskripten. Die Titeländerung erfolgte im Residenz Verlag auf Anregung durch die Lektorin Gertrud Frank. Dass Handke seinen Prosatext ausnahmsweise nicht bei Suhrkamp erstveröffentlichte, erfolgte aus Dank an den Verleger Wolfgang Schaffler, der sich für Handkes Freistellung vom Wehrdienst eingesetzt hatte (Handke / Unseld 2012, S. 224). Das genaue Erscheinungsdatum kann nicht ermittelt werden, die Weltwoche weist am 18. Mai auf die Verlagsankündigung für August hin, die Rezeption des Buches setzt jedoch erst mit Oktober 1972 ein. Im Suhrkamp Verlag erschienen Lizenzausgaben. Die Figur der Mutter wurde bereits in dem vorangehenden Buch Der kurze Brief zum langen Abschied erwähnt (DBA 170). Später griff Handke diese biografischen Elemente in Die Wiederholung, Mein Jahr in der Niemandsbucht sowie Immer noch Sturm wieder auf. (ck)

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