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NewsLetter 80: Sprache & Literatur

 
Bos, Pascale R.: German-Jewish literature in the wake of the Holocaust : Grete Weil, Ruth Klüger, and the politics of address. - New York [u.a.] : Palgrave Macmillan , 2005. - (Studies in European culture and history)
Signatur: 1786254-C.Neu
Zeitgeschichte und Literaturanalyse vereinend versucht diese Studie eine neue Lesart des wechselnden Verhältnisses zwischen Deutschen und Juden nach dem Holocaust. Anhand der exemplarischen Werke zweier Holocaust-Überlebenden - Grete Weil und Ruth Klüger - deren Bücher in den 1980er und 1990er Jahren vor allem in Deutschland höchst erfolgreich waren, untersucht und hinterfragt die Autorin, was jüdische Holocaustüberlebende bewegt und was es ihnen möglich macht, ihre unaussprechlichen Erfahrungen und Erinnerungen niederzuschreiben und an wen diese Dokumente der schmerzhaften und belastenden Zeugenschaft der Vorgänge in den Konzentrationslager eigentlich adressiert sind; weiters welche Intentionen und Erwartungen mit der Publikation verknüpft wurden. Ebenso angesprochen wird die Tatsache, dass es nur ganz wenigen der Überlebenden möglich war, das Grauen ihrer Erinnerungen überhaupt jemals in Sprache zu fassen.

Bruner, Claudia Franziska: KörperSpuren : zur Dekonstruktion von Körper und Behinderung in biografischen Erzählungen von Frauen. - Bielefeld : Transcript Verlag, 2005.
Signatur: 1787921-B.Neu
Als "behindert" geltende Körper werden sozial und kulturell hervorgebracht. Welche Texte schreiben aber den behinderten Körper - einen Körper, der stets vergeschlechtlicht, sozial klassifiziert und kulturell entworfen ist? Diskursanalytische Interpretationen narrativ-biografischer Interviews mit Frauen verweisen auf strategische Lesarten des behinderten Körpers. Dabei werden Ambivalenzen sichtbar und Verschiebungen der Schnittfelder von race, gender und body offen gelegt. Dem Diskursfeld Behinderung in Deutschland wird so eine kulturwissenschaftliche Perspektive mit behinderungspolitischer Brisanz nahe gelegt.

Cologne-Brookes, Gavin: Dark eyes on America : the novels of Joyce Carol Oates. - Baton Rouge : Louisiana State Univesity Press, 2005.
Signatur: 1781366-B.Neu
Seit nahezu vierzig Jahren behauptet diese ungewöhnliche Autorin ("America's most extraordinary women of letters") ihren Platz in der angloamerikanischen Literatur. Ihr erstaunlicher Schreibstil, ihre Genre- und Themenwahl machen sie aber sowohl für die RezensentInnen als auch LiteraturwissenschaftlerInnen schwer fassbar. Cologne-Brookes, ein englischer Literaturprofessor, sieht sie vor allem in ihren Werken ab 1980 als "National"schriftstellerin mit realistisch-sozialkritischen Sujets, die äußerst vielschichtig in den Abgrund und die Höhen der amerikanischen Psyche und Seele zu schauen vermag. Es versteht sich von selbst, dass der Autor genauestens recherchiert hat und eine Hülle und Fülle an Sekundärliteratur bietet, nicht zuletzt auch mit persönlichem Interview- und Korrespondenz-Material.

De Felip, Eleonore: Die Zumutung einer Sprache ohne alle Gewähr : Ilse Aichingers Szenen und Dialoge "Zu keiner Stunde". - Innsbruck ; Wien [u.a.] : Studienverlag, 2005. - (Edition Brenner-Forum ; 2)
Signatur: 1781721-B.Lit-2
Wo beim Lesen das Aufgeben jeder Sicherheit verlangt wird, wird das Lesen selbst zur Zumutung. Ilse Aichingers 1957 erstmals erschienenen Szenen und Dialoge "Zu keiner Stunde" entziehen sich konsequent allen schlüssigen Deutungen. Nur in der Akzeptanz der "Verschwiegenheit" dieser Texte kann möglicherweise eine Annäherung stattfinden. "Zu keiner Stunde", im Nirgendwo, begegnen sich Stimmen: Zwerge mit grünen Mützen, Alte, Kinder und Kretins, Puppendragoner, ertrunkene Matrosen und Dichter vor einstürzenden Städten verständigen sich in Dialogen, die äußerst genau und rätselhaft zugleich sind. Eleonore De Felip bietet Lesehilfen indem sie einerseits Ilse Aichingers Poetik des Schweigens in ihrem historischen Kontext sieht, andererseits Anleihen bei "meditativen" Lesetechniken macht, wie sie über ähnlich verschwiegenen Texten, den fernöstlichen Koans, entwickelt wurden.

Dür, Esther: Erika Mitterer und das Dritte Reich : schreiben zwischen Protest, Anpassung und Vergessen. - Wien : Praesens-Verl., 2006.
Signatur:1795.619-B.Neu
Die österreichische Schriftstellerin Erika Mitterer (1906-2001) hat nahezu das ganze 20. Jahrhundert und damit mehrere Epochen als Zeitzeugin erlebt und viele ihrer Erfahrungen literarisch verarbeitet. Bereits während des Dritten Reiches veröffentlichte sie mit dem historischen Roman "Der Fürst der Welt" eine kritische Parabel auf die NS-Herrschaft. Auch in ihrem Nachkriegswerk setzte sie sich wiederholt mit dieser Thematik auseinander. In der Erinnerung an diese Zeit sah sie die Grundvoraussetzung dafür, dass eine solche Katastrophe sich nicht wiederhole. Esther Dür beschreibt Mitterer als wertvolle und genaue Beobachterin des Zeitgeschehens sowie als lange unterschätzte Autorin.

Emsley, Sarah: Jane Austen's philosophy of the virtues. - New York [u.a.[ Palgrave Macmillan, 2005.
Signatur: 1797728-B.Neu
Sarah Emsley untersucht Austens Romane in ihrem philosophischen und religiösen Kontext. Dabei wird gezeigt, dass die Kombination der klassischen und theologischen Traditionen des Tugendbegriffs für ihr Werk von zentraler Bedeutung ist. Austens Heldinnen beschäftigen sich mit dem philosophischen Problem, was ein tugendhaftes Leben sei und konfrontieren sich mit einer fundamental ethischen Frage: "Wie soll ich mein Leben führen?". Anstatt Tugend nur im engen Sinne einer weiblichen sexuellen Tugendhaftigkeit zu definieren, eröffnet die Schriftstellerin Fragen nach einer Vielzahl von Tugenden. Emsley weist in einer neuen Werkauseinandersetzung das Spannungsverhältnis zwischen diesen Tugenden nach und führt es auf den Einfluss von klassischem und christlichem ethischen Denken zurück.

Fräuleinwunder literarisch : Literatur von Frauen zu Beginn des 21. Jahrhunderts / hrsg. von Christiane Caemmerer ... . - Frankfurt am Main ; Wien [u.a.] : Lang , 2005. - (Inter-Lit ; 6)
Signatur: 1791208-B.Neu       Inhalt
Ab Mitte der 1990er Jahre erzielten noch unbekannte junge Autorinnen wie Judith Hermann, Zo? Jenny oder Karen Duves u.a. höchste Verkaufszahlen und erhielten wichtige Literaturpreise. Ihre Werke galten als "literarisches Fräuleinwunder" und ihr Erfolg setzte nicht nur ein Startzeichen für die neue deutsche Literatur, sondern reflektiert auch eine neue Frauengeneration in der deutschen Literaturszene: In den späten 1960er und 1970er Jahren geboren, mediensozialisiert, eine Generation, die nach der Frauenemanzipationsbewegung mit Rollenbildern spielt, die ihre Vorgängerinnen noch vehement destruieren wollten. Dieser Band sondiert diese neue literarische Bewegung unter verschiedenen Aspekten, mit übergreifenden Themen wie z.B. dem Kult der Sinnlosigkeit, sowie Porträts von Autorinnen und einer Skizze des gegenwärtigen Literaturbetriebs.

Liu, Jianmei: Revolution plus love : literary history, women's bodies, and thematic repetition in twentieth-century Chinese fiction. - Honolulu : Univ. of Hawai'i Press, 2003.
Signatur: 1790874-B.Neu
Eine bislang von Literatur- und Kulturwissenschaft unbeachtet gebliebene Erscheinungsform der chinesischen Literatur des 20. Jhdts. ist Gegenstand von Joanmei Lius Untersuchung. Die Thematisierung der Rollensuche und -findung des Individuums in den Zeiten des revolutionären Auf- und Umbruchs und extremen gesellschaftspolitischen Paradigmenwechsel spiegelte sich in einer literarischen Strömung, die sich Ende der 1920er Jahre in China herausbildete, unleugbar wieder. Diese, der Literatur dieser Zeit zugrunde liegende, literarische Formel "revolution plus love" wurde zunächst von politisch linksorientierten LiteratInnen propagiert, entwickelte sich aber im Laufe der Jahrzehnte zum populären Mainstream chinesischer Literatur. An diesem Genre werden auch die wesentlichen Veränderungen der Geschlechterrollen ablesbar, insbesonders in der Darstellung des weiblichen Körpers wird die wechselseitige Beeinflussung der politischen Gegebenheiten und Wahrnehmung der Geschlechterrollen offensichtlich.

Masi, Michael: Chaucer and Gender. - New York, NY ; Vienna [u.a.] : Lang , 2005.
Signatur: 1789513-B.Neu
Geoffery Chaucer, englischer Dichter des 14. Jhdts., der erstmals die mittelenglische Volkssprache zur Literatursprache erhob und insbesonders als Verfasser der "Canterbury Tales" berühmt ist, hat in seinen Werken zahlreiche Frauenfiguren geschaffen ( z.B. "Legend of the Good Women", "The Book of the Duchess"). Diese hat Michael Masi nun erstmals unter den Vorzeichen der Gender Studies analysiert. Der Autor ortet dabei in Chaucers Werken eine beachtliche Differenzierung im Bezug zu gängigen Geschlechterstereotypen seiner Zeit. Untersucht wird u.a., inwiefern diese Sensibilisierung auf den Einfluss einer frühen feministischen Dichterin seiner Zeit, Christine de Pizan, zurückzuführen sein könnte, die sich noch heftig über die stereotype Darstellung von Mann und Frau in Chaucers Frühwerk "Romance of the Rose" beklagte hatte.

Starck, Kathleen: "I believe in the power of theatre" : British women's drama of the 1980s and 1990s / Kathleen Starck . - Trier : WVT, Wiss. Verlag Trier, 2005. - (CDE studies ; 12)
Signatur: 1504532-B.Neu-Per
Einen umfassenden und spannenden Überblick über das Schaffen britischer Bühnenautorinnen der 1980er und 1990er Jahre bietet dieses Buch. 30 Bühnenwerke von 26 Autorinnen werden vorgestellt und Trends, Motive und formal-ästhetische Merkmale herausgearbeitet. Als wesentliche gesellschaftspolitische Einflüsse sind insbesonders Aufstieg und Fall des Thatcherismus und das Faktum eines zunehmend multikulturellen Großbritannien und einer in die Öffentlichkeit tretenden Homosexuellen-Bewegung zu nennen. Entwicklungen, die nicht nur die Themenschwerpunkte der Dramen prägten, sondern auch den zeitspezifischen Zugang dazu. Die Bühne fungiert als hautnahe, schonungslose und erschreckende Konfrontation mit Gewalt in den Familien und gegen Frauen, Kindesmissbrauch und der schwierigen Situation der Frauen am Arbeitsmarkt sowie Rassismen im Alltag. Die Autorin arbeitet zudem auch die Parallelen zu den Entwicklungen der feministischen Forschung dieser Jahre heraus.

Tatzl, Dietmar: "Secret, black, and midnight hags" : the conception, presentation and functions of witches in English Renaissance drama. - Wien : Braumüller , 2005. - (Austrian studies in English ; 93 ) - Zugl.: Graz, Univ., Diss., 2004.
Signatur: 393654-B.Neu-Per
Die Konzeption, Darstellung und Funktion der Figur der "Hexe" im Englischen Elisabetanischen und Jakobinischen Theater unter Berücksichtigung der relevanten Vorgänger- und Nachfolgecharaktere des "Hexenfaches" ist Thema dieser Studie. Bösartige Frauenfiguren, mit Kenntnissen und Kräften der Schwarzen Magie ausgestattet, die mit ihren übernatürlichen Mächten das Bühnengeschehen dramatisch beeinflussen, waren eine vielfach strapazierte Erscheinung des damaligen Theaterlebens. Der erste Teil der Untersuchung widmet sich dem historischen und kulturellen Kontext des Mythos der Hexen und Magie von den Ursprüngen bis in die Gegenwart. Der zweite Teil vergleicht Hexenfiguren aus Bühnendramen, die auf realen Frauenfiguren basieren mit jenen, die ihren Ursprung in der Mythologie oder literarischen Quellen haben. Zahlreich sind die Spielformen der fiktiven weiblichen Bühnenfiguren, denen der Part der archetypischen Verkörperung und Projektionsfläche des prinzipiell Schlechten und Bösen zuteil wurde. Analysiert werden aufschlussreiche Hexencharaktere aus wenig bekannten Dramen ebenso wie solche aus Klassikern wie z.B. "Macbeth", die er einer neuen kritischen Bewertung unterzieht.

Young, Elizabeth: Disarming the nation : women's writing and the American Civil War. - Chicago [u.a.] : University of Chicago Press, 1999.
Signatur: 1790953-B.Neu
Die interkulturelle Studie Elizabeth Youngs zeigt, dass amerikanische Schriftstellerinnen vom Bürgerkrieg stark beeinflusst waren und dass ihre Werke in hohem Maße zu Konzeptionen über Krieg geführt haben. Mit ihrer neuen Einschätzung einer Reihe von Schriftstellerinnen wie Harriet Beecher Stowe, Louisa May Alcott und Margaret Mitchel sowie afroamerikanische Schriftstellerinnen, darunter Elizabeth Keckley, Frances Harper und Margaret Walker, hebt Young auch weniger bekannte Texte hervor, wie die Memoiren von Frauen, die als Soldatinnen verkleidet am Bürgerkrieg teilnahmen. Ihre Analyse der literarischen und populären Kultur zeigt überzeugend die Wechselwirkung von Gender, Rasse, Sexualität, Region und Nation.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 07.07.2006


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