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NewsLetter 79: Sprache & Literatur

 
Androgynie und Inzest in der Literatur um 1900 / Hans Weichselbaum (Hg.). - Salzburg [u.a.] : Müller, 2005. - (Trakl-Studie ; 23)
Signatur: 839313-B.Neu.23       Inhalt
Das Bild des Dichters Georg Trakl ist in der Öffentlichkeit stark geprägt vom Verhältnis zu seiner jüngsten Schwester Margarethe. Es gilt beinahe als unumstößliches Fakturm, dass dieses Verhältnis inzestuöser Natur war. Der Kulturjournalismus zeichnet dieses Bild immer wieder nach und manche LiteraturwissenschaftlerInnen versuchen dessen Konturen noch zu verstärken. Sowohl aus literarischen wie auch aus biografischen Gründen sind jedoch die Zweifel an dieser Sicht in letzter Zeit stärker geworden. Dies war der Anlass für das Internationale Trakl-Forum 2003 in Salzburg ein Symposion zu veranstalten, das diesen Fragen auf breiterer Basis nachging.

Chien, Chieh: Gewaltproblematik bei Elfriede Jelinek : erläutert anhand des Romans "Lust". - Berlin : WiKu-Verlag, 2005.
Signatur: 1787585-B-Neu
Seit über dreißig Jahren spielt Elfriede Jelinek in der deutschsprachigen Literatur eine maßgebliche Rolle, doch trotz prominentester Auszeichnungen bleibt die Rezeption durch die LeserInnenschaft schwierig bis negativ. Nicht zuletzt Jelineks steter literarischer Hinweis auf eine gnadenlose Determinierung der menschlichen und geschlechtlichen Beziehungen durch ein patriarchalisches Macht- und Gewaltmonopol verstört. In Chieh Chiens Buch wird die These aufgestellt, dass die individuelle Gewalt bei Jelinek nicht als Einzelfall, sondern ausschließlich im kollektiven Sinne als Folge des Macht- und Gewaltmonopols des bestehenden Systems in sexuellen, familiären, gesellschaftlich-ökonomischen und politischen Bereichen zu verstehen ist. Anhand des Romans "Lust" versucht die Autorin die Analyse, warum und inwiefern Jelineks Frauenfiguren innerhalb der geschlechtlichen Beziehung ihr weibliches Subjekt auslöschen (müssen) und in welchem Zusammenhang diese Selbstauslöschung mit der Begierde bzw. den Bedürfnissen dieser Frauen steht.

Cologne-Brookes, Gavin: Dark eyes on America : the novels of Joyce Carol Oates. - Baton Rouge : Louisiana State University Press, 2005.
Signatur: 1781366-B.Neu
Joyce Carol Oates erstaunliche Erkundung von Genres, Themen und Stilen hat sie unweigerlich zum bevorzugten Subjekt der Kritik aber auch der Literaturwissenschaft gemacht. Interviews mit der bedeutenden amerikanischen Schriftstellerin, sowie die genaue Textanalyse ihrer Romane, aber auch von Essays, Lyrik, Dramen und Briefen hat Gavin Cologne-Brookes zu diesem Buch zusammengetragen, das Oates klare und scharfsichtige Analyse menschlichen Verhaltens unterstreicht und ihre bemerkenswerte Meisterschaft des Schreibens würdigt.

Duggan, Anne E.: Salonnières, furies, and fairies : the politcs of gender and cultural change in absolutist France. - Newark, Del. : University of Delaware Press.
Signatur: 1790023-C.Neu
Das Werk zwei der produktivsten Schriftstellerinnen des 17. Jhdts., Madeleine de Scudéry und Marie-Catherine d'Aulnoy stehen im Mittelpunkt des Buches der Romanistin Anne E. Duggan. Ausgehend von ihren Erzählungen, Chroniken und Märchen wird analysiert, inwieweit diese Schriftstellerinnen, unterschiedliche ideologische Positionen vertretend, literarisch auf die gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen ihrer Zeit reagiert, aber auch eingewirkt haben. Wie wiederum die akademisch-literarische männliche Welt darauf zu reagieren pflegte, wird anhand Äußerungen von Nicolas Boileau und Charles Perrault veranschaulicht. Die Autorin beleuchtet auch die Institution der mondänen Salons, die als inoffizielle Einrichtungen zumindest adeligen Frauen die Möglichkeit boten, am künstlerischen und literarischen Leben teilzuhaben bzw. sich auch zu betätigen.

Gebauer, Kerstin: Mensch sein, Frau sein : autobiographische Selbstentwürfe russischer Frauen aus derZzeit des gesellschaftlichen Umbruchs um 1917. - Frankfurt am Main : Lang, 2004. - (Vergleichende Studien zu den Slavischen Sprachen und Literaturen ; 10)
Signatur: 1789584-B.Neu
Die Untersuchung wendet sich unter genderorientierten, literatur- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen dem erinnernden Schreiben von fünf Russinnen zu. Sowohl die Aufzeichnungen der Psychoanalytikerin Sabina Spielrein, als auch die Tagebücher der Exilantinnen Katharina Sayn-Wittgenstein und Alja Rachmanowa werden erstmals auf ihre autobiographische Schreibspezifik untersucht, das erinnernde Schreiben Lilja Briks und Aleksandra Kollontajs aus bisheriger Rezeption herausgelöst. Exemplarische Analysen decken die differenzierte Funktionalisierung autobiographischen Schreibens vom Silbernen Zeitalter bis zum Umsturz im Oktober 1917 auf und legen dar, welche unterschiedlichen weiblichen Orientierungen durch das Schreiben re/produziert werden. Textauswahl und -anordnung sowie methodischer Zugang ergeben eine neue Sicht auf epochespezifische weibliche autobiographische Artikulation und Selbstkonstruktion.

Kennedy, Ellie: Genre trouble : the performative picaresque and female identity in contemporary Austrian and German women's narrative. - Kingston, Queen's Univ., Diss., 2004. - (UMI Dissertation Services)
Signatur: 1791277-B.Neu
So veränder-, aber auch unbändigbar wie die ProtagonistInnen der sogenannten Schelmen- oder pikaresken Romane sind, ist die Gattung selbst, die in ihrer über 400-jährigen Tradition immer wieder in der Literarurgeschichte auflebt. Ellie Kennedy untersucht vier zeitgenössische Werke österreichischer und deutscher Autorinnen (Lilian Fschinger: "Magdalena Sünderin" und "Wiener Passion", Kerstin Hensel: "Tanz am Kanal" sowie Katja Behren: "Die Vagantin"), um anhand dieser Werke eine neue Spielart des pikaresken Romans mit feministischer Ausprägung ausfindig zu machen. Sie zeigt auf, wie diese Gattung die Möglichkeit gibt, fiktive subversive weibliche Identitäten zu entwerfen und zu transportieren.

Kölbl, Angelika: Der Blick auf die Frau : Frauendidaxe in den Reden Heinrichs des Teichners. - Wien : Praesens-Verlag, 2005.
Signatur: 1787472-B.Neu
Der österreichische Dichter Heinrich der Teichner, wichtigster Vertreter der Reimrede im Spätmittelalter, widmete sich in mehr als einem Drittel seiner rund 720 Reimpaarreden dem weiblichen Geschlecht. Erstmals in der Teichner-Forschung wird der Bedeutung des Frauen-Themas nun in adäquater Weise Rechnung getragen. Die vorliegende Arbeit von Angelika Kölbl versteht sich als Grundlagenwerk, das einerseits sämtliche frauenspezifische Aussagen in einer umfassenden tabellarischen Übersicht präsentiert, andererseits Detailanalysen bietet, die sich auf "die Frau" im Allgemeinen und die drei Frauen-Stände "Jungfrau, Ehefrau, Witwe" im Besonderen beziehen.

McAllister, Grant P.: Kleist's female leading characters and the subversion of idealist discourse . - New York, NY ; Vienna [u.a.] : Lang , 2005. - (Studies on themes and motifs in literature ; 75) Signatur: 1790434-B.Neu

Heinrich von Kleists Werk gibt beredte Auskunft über sein problematisches Verhältnis zu der Philosophie und dem ästhetischen Konzept des Deutschen Idealismus. Grant P. McAllister fokussiert dieses Verhältnis unter besonderer Berücksichtigung der weiblichen ProtagonistInnen in Kleists Werk (Bettelweib von Locarno, Marquise von O., Käthchen von Heilbronn, Penthesilea), die als amorphe Chiffren für Kleists eigene subversive ästhetische Theorie fungierten, einer Theorie, die bereits Jacques Derridas Dekonstruktions-Theorie antizipierte.

Ó Gallchoir, Clíona: Maria Edgeworth : women, enlightenment and nation. - Dublin : Univ. College Dublin Press, 2005.
Signatur: 1787589-B.Neu
Die irische Schriftstellerin Maria Edgeworth (1767-1849) wird in diesem Buch einer näheren Betrachtung unterzogen, und zwar indem eine Verbindung hergestellt wird zwischen ihrem Geschlechter- und ihrem Irland-Bild. Der Zeitraum erstreckt sich dabei vom Revolutionsjahrzehnt der 1790er Jahre bis zu den Nachwirkungen der katholischen Emanzipation und der Parlamentsreform. Die Autorin untersucht das vollständige Werk von Maria Edgeworth, stellt die bekannten Texte in einem neuen Licht dar und bringt bisher vernachlässigte bzw. unterschätzte Texte an die Öffentlichkeit. Edgeworth's Engagement für die Werte der Aufklärung wird dabei im Zusammenhang mit dem Werk französischer Schriftstellerinnen und mit ihrem eigenen Bewusstsein für die prekäre Situation weiblicher Autorinnenschaft behandelt.

Schröder, Jörg Wolfram: "Als höre sie von einer neuen Welt" : eine literatursoziologische Untersuchung der "Frauenfrage" und der "Judenfrage" in Alice Schaleks "Wann wird es tagen ? Ein Wiener Roman" (1902). - University of Waterloo, Ontario : -Diss., 2005.
Signatur: 1782306-C.Neu
In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird Alice Schaleks Roman "Wann wird es tagen?", der 1902 als "Wiener Roman" erschien, bezüglich der präsenten "Frauenfrage" und "Judenfrage" dieser Zeit, gemeinhin als Wiener Moderne bezeichnet, analysiert. Anhand einer auf soziologischen Kategorien basierenden Analyse des literarischen Textes werden einerseits Machtverhältnisse innerhalb der fiktiven Wiener Gesellschaft beleuchtet, andererseits werden auch erzählerische Mittel des Romans miteinbezogen. Die Arbeit möchte damit einen Beitrag zur Diskussion um die genannte Epoche leisten, indem sie den Beitrag einer bisher noch wenig beachteten weiblichen Schriftstellerin in Bezug auf die angeführten Themenbereiche untersucht.

Theml, Katharina: Fortgesetzter Versuch : zu einer Poetik des Essays in der Gegenwartsliteratur am Beispiel von Texten Christa Wolfs. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 2003. - (Studien zur Deutschen und Europäischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts ; 49)
Signatur: 1789628-B.Neu
Der Essay ist im produktiven Zwischenraum von Literatur und Wissenschaft eine Form, die sich autoritärer Wahrheiten entledigt und im Spiel mit Fiktion und Wissen, Erfahrung und Literatur einen sinnlich-subjektiven Zugang zu kulturellen Phänomenen und philosophischen Fragen sucht. Katharine Theml entwirft in diesem Buch vor dem Hintergrund poststrukturalistischer Literaturtheorie einen neuen, differenzierten Essay-Begriff, der die Literarizität des Essays zu erfassen vermag. Der Blick auf die Genese des Essays wird dabei zusätzlich von der Kategorie Gender bestimmt, da die völlige Abwesenheit von schreibenden Frauen aus der bisherigen Essay-Geschichte nach einer neuen Perspektive der Forschung verlangt. Vor diesem theoretischen Hintergrund analysiert die Autorin die vielfältige Essayistik Christa Wolfs.

Tilg, Stefan: Die Hl. Katharina von Alexandria auf der Jesuitenbühne : drei Innsbrucker Dramen aus den Jahren 1576, 1577 und 1606. - Tübingen : Niemeyer, 2005. - (Frühe Neuzeit ; 101)
Signatur: 1792361-B.Han
Die heilige Katharina von Alexandria galt wegen ihres rhetorischen Sieges gegen fünfzig heidnische Philosophen seit dem Mittelalter als eine Leitfigur christlicher Bildung. Seit dem Spätmittelalter erfuhr ihre Legende vielerlei literarische Bearbeitungen. Die von Stefan Tilg erstmals edierten Innsbrucker Dramen sind die Hauptzeugnisse für die spannende Rezeption des Katharinenstoffs im frühen Jesuitendrama. Die Stücke der Jahre 1576 und 1577 gehören zu den ersten erhaltenen Zeugnissen des jesuitischen Märtyrerdramas, das in der Folgezeit das Theater des Ordens beherrschte. Die Dramentexte werden vom Autor durch wissenschaftliche Apparate und eine metrische Übersetzung sowie durch Einleitung und Anmerkungen erschlossen.

Weiblichkeit als politisches Programm? : Sexualität, Macht und Mythos / hrsg. von Bettina Gruber und Heinz-Peter Preußer. - Würzburg : Königshausen & Neumann, 2005.
Signatur: 1790301-B.Neu       Inhalt
Weibliches Schreiben war in den siebziger und achtziger Jahren der zentrale Topos feministischer Selbstverständigung. An dieser Vokabel konnte sich die Theoriebildung ausrichten. Die Pointe lag im Changieren zwischen betonter Geschlechtlichkeit und deren gleichzeitiger Widerrufung. Die "écriture féminine" à la Cixous, Irigaray und Kristeva füge sich damit exzellent ein in die Machtkritik aus der Schule Foucaults, in die sprachphilosophische Dekonstruktion und den allgemeinen Körperdiskurs der Zeit. Literatur greift diese Theoriediskurse auf, benutzt sie, baut sie um, sympathisiert oder widerspricht, bleibt aber in keinem Fall von ihnen unberührt. Ironisch gebrochen werden sie bei Elfriede Jelinek, die ihnen stets eine provokante Imitation sexistischer Sprache vorzog. Der Band behandelt außerdem Texte von Ingeborg Bachmann, Elfriede Czurda, Anne Duden, Barbara Köhler und Marlene Streeruwitz.

© Nationalbibliothek, 2001
last update: 05.05.2006


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