Olga Misař ist eine Akteurin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung und Pazifistin, über deren Leben wenig bekannt ist. Sie ist im Allgemeinen Österreichischen Frauenverein und im Frauenstimmrechtskomitee (dem späteren Österreichischen Staatsbürgerinnenverband) aktiv und gehört zu den österreichischen Delegierten bei der Haager Frauenfriedenskonferenz 1915. In der Ersten Republik ist sie vermehrt über die nationalen Grenzen hinausgehend aktiv, unter anderem im Rahmen der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit und im Bund der Krigesdienstverweigerer. Teilweise in England aufgewachsen, vernetzt sie sich vor allem in der Friedensarbeit international unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs.

Sie veröffentlicht in zahlreichen Zeitschriften Artikel zu Themen wie Mutterschutz, Klerikalismus oder zum Frauenwahlrecht. Eine Zeitlang ist sie verantwortliche Redakteurin für das Vereinsorgan des Österreichischen Bundes für Mutterschutz. Ihr 1919 erschienenes Werk "Neuen Liebesidealen entgegen" stellt die vorhandene Geschlechterordnungen in Frage und bezieht eine durchaus radikale Stellung zu sexualethischen Fragen. Misař ist damit eine der wenigen Exponentinnen der Frauenbewegung, die sich mit Liebe, Ehe und Sexualität auseinandersetzt.

Olga Misař ist verheiratet und hat zwei Töchter, die 1900 geboren werden. Von 1911 bis 1915 besuchen diese das Realgymnasium von Eugenie Schwarzwald in Wien. 1939 emigriert Olga Misař mit ihrem Mann Vladimir nach Großbritannien, wo sie auch verstirbt.