Grundeintrag 1998
[2/ S. 353:] 1. Gründung
Nach dem Tod Thomas Manns (1875-1955) übergab die Erbengemeinschaft 1956 seinen literarischen Nachlaß, persönliche Gedenkstücke
und die Ausstattung seines letzten Arbeitszimmers der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Diese gründete
in der Folge das Thomas-Mann-Archiv (TMA). 1961 richtete sich dieses im zweiten Stock des Bodmerhauses ein, wo schon seit
Jahrhunderten Kunst und Literatur zu Hause sind. Zu den namhaftesten auswärtigen Besuchern des Literaten Johann Jakob Bodmer,
der hier von 1739 bis [2/ S. 354:] 1783 wohnte, zählten Klopstock, Wieland, Ewald von Kleist und vor allem Goethe.
2. Bestände
Das TMA beherbergt den Großteil der noch vorhandenen Thomas-Mann-Autographen. In feuerfesten Safes lagern Manuskripte, Tagebücher,
Notizhefte, Briefe und andere Handschriften. Dazu kommen aufschlußreiche Vorarbeiten und Arbeitsmaterialien zu verschiedenen
Werken und ihren Frühstufen. Das TMA hat den ihm übergebenen Nachlaß nicht nur erschlossen, sondern nach Kräften auch ergänzt
und Werkausgaben, Übersetzungen, Briefe, Schallplatten und andere Tonträger, Fotografien, Mikrofilme, Zeitungsartikel zu Tausenden
und Zehntausenden gesammelt. Auch die Sekundärliteratur wird möglichst vollständig einmagaziniert. Diese Bestände werden in
mehreren Katalogen nachgewiesen.
3. Ständige Ausstellung
Das TMA zeigt in verschiedenen Räumlichkeiten zahlreiche Dokumente zu Leben und Werk. Der bedeutendste Ausstellungsraum ist
das gegen die Stadt gelegene Zimmer mit Schreibtisch und anderem Mobiliar, Bibliothek, Bildern und Kunstgegenständen aus Thomas
Manns Kilchberger Arbeitszimmer. Die Archivalien werden auch in externen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.
4. Zentrale Forschungsstelle
Die wissenschaftliche Benützung des TMA steht im Rahmen der Benützungsordnung allen Interessierten offen. Das Lesezimmer versammelt
Benützerinnen und Benützer jedweder geographischer und auch unterschiedlicher fachlicher Herkunft, welche die verschiedensten
Themen bearbeiten. Im Rahmen seiner faktischen und rechtlichen Möglichkeiten erteilt das TMA auch Auskünfte und stellt Reproduktionen
von Archivmaterialien zur Verfügung.
5. Publikationen
Das TMA hat wichtige Editionen erarbeitet, Quellenforschung betrieben und maßgebende Interpretationen vorgelegt. Es gibt seit
1967 die Thomas-Mann-Studien heraus. Zudem ist es Mitherausgeber des 1988 begründeten Thomas Mann Jahrbuchs.
[2/ S. 355:] 6. Schenkungen
Schenkungen sind jederzeit willkommen, seien es solche von Autographen, Sekundärliteratur usw. oder Geldspenden (ETH Zürich,
Postscheckkonto: 30-1171-7, Vermerk Thomas-Mann-Archiv, Nr. 2-85-098-94). Das TMA ist auch dankbar für Reproduktionen von
Schriften von, an und über Thomas Mann, die so der zerstreuten Überlieferung entrissen werden.
7. Leitung
Das TMA wurde in den Jahren des Aufbaus von Paul Scherrer geleitet. Unter Hans Wysling (1961-1993) hat es eine überaus anregende
Wirkung auf die wissenschaftliche Beschäftigung mit Thomas Mann und seinem Werk ausgeübt. Seit 1994 steht Thomas Sprecher
dem TMA vor.
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