Österreichisches Frauenstimmrechtskomitee
Allgemeines:
- gegründet 1906 (1905?)
- Mitbegründerinnen: Ernestine von Fürth, Daisy Minor, Gisela Urban, Henriette Herzfelder, Stehanie Nauheimer, Elisabeth Luzzatto, Emma Hönigsberg, Olga Misar, Leonore Sinaiberger (Ortsgruppe Brünn), Anna Warniczek (Ortsgruppe Troppau)
- Der innere Widerspruch zwischen Patriotismus und Internationalismus war kennzeichnend für die österreichische Frauenbewegung während des Ersten Weltkrieges. Dies wird nirgends so deutlich wie in der Diskussion um die Teilnahme am internationalen Frauenkongress in Haag im Frühjahr 1915, der heute als die Wiege der internationalen Frauenfriedensbewegung gilt. Da sowohl der "Frauenweltbund" (ICW), als auch der "Weltbund für Frauenstimmrecht" (IAW) die Organisierung eines von Aletta Jacobs aus Amsterdam vorgeschlagenen internationalen Frauentreffens als Zeichen gegen den Krieg ablehnten, wurde der Kongress von Einzelfrauen organisiert.
Das österreichische Frauenstimmrechtskomitee lehnte eine Teilnahme an dem Kongress "nach langen Beratungen und schweren Herzens" mit Verweisen auf das Tagungsprogramm, die Entstehungsgeschichte des Kongresses und das Verhalten der internationalen Frauenorganisationen ab. Doch trotz der eigenen Nichtteilnahme am Kongress und der Voraussage, dass "natürlich irgendein Erfolg von dieser Tagung nicht erwartet werden kann", wurde den Teilnehmerinnen der Tagung - aus Österreich-Ungarn waren es sechs Frauen - der "Ausdruck unserer herzlichsten Sympathie übermittelt".
In den folgenden Kriegsjahren scheint das Frauenstimmrechtskomitee seine Haltung teilweise revidiert zu haben und anerkannte die Bemühungen der Kriegsgegnerinnen und Friedensaktivistinnen. So wurde im Jahr 1917 in der "Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht" von einer Friedenskundgebung des
Allgemeinen österreichischen Frauenvereins (AÖFV) berichtet, auf der die Teilnehmerinnen am internationalen Frauenkongress in Haag Leopoldine Kulka, Rosika Schwimmer und Else Beer-Angerer, gesprochen hatten.
Als schließlich gegen Ende des Ersten Weltkrieges die Arbeitspflicht für Frauen eingeführt wurde, verband Fürth die Kritik an dieser Zwangsverpflichtung der Frauen mit der Forderung nach den vollen staatsbürgerlichen Rechten für die Frau. Bereits im Jahr davor hatte das Frauenstimmrechtskomitee gemeinsam mit dem Allgemeinen österreichischen Frauenverein, der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs, der Vereinigung arbeitender Frauen und anderen Frauenorganisationen in einer Petition die Errichtung eines "Frauenschutzamtes" und die Einrichtung einer Beschwerdekommission zur Unterstützung der unter Kriegsdienstleistung stehenden Frauen gefordert. Anfang 1918 wurde schließlich die "Kommission für Frauenarbeit" im neugeschaffenen Ministerium für soziale Fürsorge geschaffen, bei der u. a. Olly Schwarz und Anitta Müller, die damals im Vorstand des AÖFV war, mitarbeiteten.
Elisabeth Malleier
Dokumente:
- Zeitschrift für Frauenstimmrecht : Organ für die politischen Interessen der Frau
Wien
Bestand: 1.1911 - 8.1918
Signatur: 476.803-D.Neu-Per
Online bei ALO
- Was eine Vormünderin wissen muß! 4 Vorträge Zur Einführung in die Aufgaben der Vormundschaft. Hrsg. vom Österr. Frauenstimmrechts-Komitee. - Wien, Heller 1915
Signatur: 505919-A
Quellen und Sekundärliteratur:
- Malleier, Elisabeth: Jüdische Frauen in der Wiener bürgerlichen Frauenbewegung 1890 - 19138. - Wien, 2001, S. 59-65
Signatur: 1641037-C
- Verband österreichischer Staatsbürgerinnen [vormals: Frauenstimmrechtskomitee]. - In: 60 Jahre Bund Österreichischer Frauenvereine. - Wien, o. J.
Signatur: 993025-B
Letztes Update: 11. Februar 2009