Kurzbeschreibung |
Wie der Untertitel „Monatsheft für Politik und Kultur“ anzeigt, hat man es bei der „Stimme der Zeit“ nicht vorrangig mit Literatur zu tun. Im Verlag der „Österreichischen Zeitung“ erscheinend (die „Österreichische Zeitung“ wurde bereits im April 1945 von der sowjetischen Militärverwaltung herausgegeben), ist diese Zeitschrift aus der ersten Hälfte der österreichischen Besatzungszeit in erster Linie ein Organ der sowjetischen Propaganda und damit ein Instrument innerhalb des Kalten Krieges. Zwei Überschriften aus einer abgedruckten Rede des stellvertretenden Außenministers der UdSSR, A. Wyschinski, markieren den Gegensatz, der sämtliche Hefte bestimmt: „Kriegshetze der USA nimmt bedrohlichen Charakter an“ und „Das Sowjetvolk will nur den Frieden“ (SdZ I.4, S. 11 und 12).
So feiert die „Stimme der Zeit“ „100 Jahre Kommunistisches Manifest“ (SdZ I.8/9) und bildet in regelmäßigen Abständen die Konterfeis von Lenin und Stalin ab. Im Gegenzug wird etwa der „räuberische Marshall-Plan“ (SdZ II.6, S. 36) als „einmaliges Beispiel gewissenlosester Demagogie im Dienste eines gewissenlosen Imperialismus“ (SdZ II.1, S. 13) verdammt und Österreichs Orientierung Richtung Westen in Aufsätzen mit Titeln wie „Österreichs Anschluß an den USA-Imperialismus“ (SdZ II.1) kritisiert.
Im ideologischen Dienste stehen freilich auch die Literatur und Literaturbetrachtung in der „Stimme der Zeit“, die zum Einen „Die Weltbedeutung der Sowjetliteratur“ (SdZ I.5) herausstellt, zum Anderen „Die amerikanische bürgerliche Literatur in einer Sackgasse“ (II.3) sieht. Als einem politischen Werkzeug steht literarischen Texten – ein Großteil davon aus dem Russischen übersetzt – immer wieder breiter Raum zur Verfügung: Es werden ganze Dramen, wie Konstantin Simonows „Die russische Frage“ (SdZ I.2/3), abgedruckt, der Fortsetzungsroman „Die Weggefährten“ von Vera Panowa nimmt in drei Heften über 100 kleingedruckte Seiten ein (SdZ I.7–10). An österreichischen Autoren sind der Sowjetunion nahestehende Schriftsteller wie Hugo Huppert, Oskar Maurus Fontana und Ernst Fischer vertreten.
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