Quellenlage zu Peter Handke

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Öffentliche Archive

Mit dem Ankauf der umfangreichen und nahezu kompletten Vorlassmaterialien Peter Handkes aus dem Zeitraum nach 1990 (darunter die mehrere hundert Seiten umfassenden Bleistiftmanuskripte der Bücher Mein Jahr in der Niemandsbucht, Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos sowie Die morawische Nacht) hat das Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB/LIT, früher: ÖLA) im Dezember 2007 die Grundlage für eine textgenetische Erforschung und Interpretation der Werke Peter Handkes geschaffen. Diese Basis wurde vom Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA) mit Jahresbeginn 2008 durch den Erwerb von Handkes Notizbüchern bis 1991 erweitert. Im Mai 2009 konnte das Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek die in ihrem Umfang und ihrer Qualität einzigartige Sammlung Peter Handke von Hans Widrich (SPH/LW) als langfristige Leihgabe für das Archiv gewinnen. Diese Sammlung umfasst Werkmaterialien der »Salzburger Jahre« von 1980 bis 1990, reicht aber zurück bis in die Zeit der Schreibanfänge Handkes und zeichnet sich durch eine enorme Reichhaltigkeit und Diversität des werkgenetischen Materials aus (darunter etliche Typoskripte in verschiedenen Fassungen, Manuskripte und frühe Notizbücher, ganze Briefwechsel mit anderen Autoren, Bücher mit Lese- und Übersetzungsnotizen, Fotos von Reisen und Wanderungen, annotierte Landkarten mit eingezeichneten Wegen). Im Dezember 2009 wurde ein weiterer großer Handke-Bestand öffentlich zugänglich gemacht. Mit dem Umzug des Suhrkamp- und Insel-Verlags nach Berlin wurde das gesamte Verlagsarchiv unter dem Namen Siegfried Unseld Archiv (SUA) dem Deutschen Literaturarchiv Marbach übergeben – darunter die gesamte Verlagskorrespondenz sowie eine umfangreiche Sammlung von Arbeitsmaterialien (Typoskripte, Manuskripte und Buchcoverentwürfe des Autors, Druckfahnen, Korrekturlisten, aber auch Materialien der Herstellung, Werbung, Veröffentlichung oder zu Rechten und Lizenzen), die bis zu den frühen Werken der 1960er Jahre zurückreichen. Umfangreichere Handke-Bestände finden sich im Literaturarchiv Salzburg, kleinere Bestände in zahlreichen Archiven und Bibliotheken.


Verlagsarchive und Privatbesitz

Vereinzelt findet sich werkgenetisches Material nach wie vor in Privatbesitz und ist der Forschung nicht unmittelbar zugänglich. Peter Handke hat Typoskripte (oftmals gerade die für genetische Forschungen aufschlussreichen ersten Fassungen von Texten) und andere Materialien immer wieder an Freunde und ihm wichtige Wegbegleiter (seine Verleger, Lektoren, Vorbilder für Figuren, Lebensgefährtinnen ...) verschenkt oder bei Umzügen einfach zurückgelassen. Vor allem bei frühen Werken wie Die Hornissen (1966), Der Hausierer (1967) oder auch der frühen Kurzprosa weiß der Autor, wie er in Interviews sagt, heute oft selbst nicht mehr, wo die Typoskripte sein könnten.